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U-Boot-Unternehmer Philippe Epelbaum: «Schweizer Seen haben unter Wasser einiges zu bieten.»
Aus Regionaljournal Zentralschweiz vom 05.10.2021. Bild: Keystone
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U-Boot für Passagiere U-Boot bringt Touristen im Vierwaldstättersee auf Tauchstation

Ein Unternehmer will Passagierfahrten bis auf 100 Meter Tiefe anbieten – doch das Abtauchen hat seinen Preis.

Ein grauer Kubus aus Stahl, fünfeinhalb Meter lang und zweieinhalb Meter breit, oben und vorne eine verglaste Kuppel. Was da am Dienstag im Hof des Verkehrshauses in Luzern stand, erinnerte nicht unbedingt an U-Boote wie man sie kennt, aus Filmen wie «Das Boot» oder «Jagd auf Roter Oktober». Doch genau das ist es: ein U-Boot. Und zwar nicht irgendeines – sondern das erste, das eine Zulassung für touristische Fahrten auf einem Schweizer See hat.

Das U-Boot für Passagierfahrten im Vierwaldstättersee.
Legende: Noch liegt es auf dem Trockenen: Das U-Boot, das Passagiere in die Tiefen des Vierwaldstättersees mitnimmt, bei der Präsentation im Verkehrshaus in Luzern. SRF

Hinter dem Projekt steht Philippe Epelbaum, Taucher und Unternehmer, aufgewachsen in Luzern, wohnhaft mittlerweile in Engelberg, wo er auch die Firma Subspirit gegründet hat. Unternehmenszweck: Die Betreibung von kommerziellen Gästefahrten unter Wasser. Gewassert wird das U-Boot Mitte Oktober, Ende Jahr soll es dann den kommerziellen Betrieb aufnehmen.

Nicht gerade die Karibik – aber Wracks gibt auch hier

Neben Passagierfahrten will Subspirit mit dem U-Boot auch Such- und Bergungsaufträge übernehmen. Doch Epelbaum glaubt in erster Linie an den Erfolg von Passagierfahrten. «Ich bin fest überzeugt, dass Unterwasserfahrten auf Schweizer Seen ein touristisches Potenzial haben», sagt der 58-Jährige.

Die hiesigen Gewässer seien zwar nicht vergleichbar mit der Karibik, aber: «Auch hier ist die Unterwasser-Topografie interessant, und es gibt eindrückliche Fische zu sehen, grosse Hechte zum Beispiel.» Zudem lägen im Vierwaldstättersee – dem einzigen See, für den Epelbaums U-Boot bislang eine Zulassung hat – interessante Wracks. Bis zu 100 Meter tief soll das U-Boot dabei tauchen.

Ich bin überzeugt, dass U-Boot-Fahrten auf Schweizer Seen touristisches Potenzial haben.
Autor: Philippe Epelbaum Taucher und Gründer von Subspirit

Ein Ausflugsspass für die grosse Masse werden Epelbaums U-Boot-Fahrten aber nicht werden. Das liegt schon an den Preisen: Eine einstündige Fahrt kostet 490 Franken pro Person. Ausserdem ist der Platz im Gefährt begrenzt: Neben dem U-Boot-Piloten finden gerade mal drei Passagiere Platz.

Innenansicht des U-Boot-Cockpits
Legende: Ein enge Angelegenheit: Im U-Boot haben neben dem Piloten gerade einmal drei Passagiere Platz. Subspirit

Epelbaum rechnet damit, dass pro Tag bis zu vier Fahrten möglich sind. Das U-Boot soll zunächst an drei Tagen pro Woche im Einsatz sein. Läuft das Projekt gut an, will sich Philippe Epelbaum auch um Zulassungen auf anderen Seen bemühen. Attraktiv wäre aus seiner Sicht vor allem der Genfersee.

Naturschützer kritisieren U-Boot-Fahrten im See

Für solvente Unterwasser-Fans mag das neue Angebot attraktiv sein – doch vonseiten des Naturschutzes gibt es Kritik. Pro Natura etwa verfolgt das Projekt mit «Skepsis», wie Andreas Boldt sagt, Projektleiter Freizeitaktivitäten und Naturschutz. Die Lebensräume in Gewässern seien ohnehin schon unter grossem Druck durch «Fun-Aktivitäten» – mit dem U-Boot werde dieser Druck auf die Tier- und Pflanzenwelt verstärkt. «Für Fische, Wasservögel und Kleintiere bedeutet das, dass da etwas Unbekanntes in ihren Lebensraum eindringt, und dies erzeugt Stress», sagt er.

U-Boot wird an einem Kran ins Wasser gelassen.
Legende: Das U-Boot bei einer Wasserung: Zu seiner ersten offiziellen Fahrt im Vierwaldstättersee soll es Mitte Oktober auslaufen. Subspirit

Philippe Epelbaum dagegen bestreitet, dass sein U-Boot die Unterwasserwelt aufscheuche. «Das Boot wird mit Elektromotoren angetrieben und ist dadurch nicht sonderlich laut», sagt er. Er könne mit den Fischen zwar nicht reden, habe aber den Eindruck, sie reagierten «mit Neugierde» auf das U-Boot.

Er glaubt sogar an einen sensibilisierenden Effekt seiner U-Boot-Fahrten: «Man sieht dort unten nicht nur die Schönheit der Natur, sondern auch herumliegenden Abfall. Da wird den Leuten die Verletzlichkeit der Unterwasserwelt eindrücklich bewusst.»

U-Boot war früher in Stauseen im Einsatz

Box aufklappen Box zuklappen
Legende: Generalüberholt und für Passagiere ausgerüstet: Das U-Boot bei der Präsentation im Verkehrshaus in Luzern. Keystone

Das U-Boot, mit dem Philippe Epelbaums Firma Subspirit neu Unterwasserfahrten für Passagiere anbietet, wurde ursprünglich für technische Missionen konzipiert. Gebaut wurde es 1987 in einer deutschen Werft am Bodensee, danach war es jahrelang für Unterwasserarbeiten im Einsatz – etwa in Stauseen, wo es darum ging, die Staumauern nach Rissen abzusuchen.

In den letzten eineinhalb Jahren liess Epelbaum die 6.5 Tonnen schwere Kapsel generalüberholen und so einrichten, dass Passagierfahrten möglich sind. Dies habe zwar mehrere hunderttausend Franken gekostet – sei jedoch noch immer viel günstiger gekommen als der Kauf eines neuen U-Boots, sagt er.

Das Unterwassergefährt wird von vier batteriebetriebenen Elektromotoren angetrieben und kann bis in eine Tiefe von 300 Metern tauchen. Es verfügt über eine Sauerstoffreserve für rund 100 Stunden.

Regionaljournal Zentralschweiz, 05.10.2021, 17:30 Uhr;

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