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Über 400 Menschen betroffen Felssturz im Calancatal: Die Räumung dauert bis am Wochenende

  • Ein Felssturz hat am Sonntagmorgen die Strasse zwischen der Abzweigung Castaneda und Molina auf einer Länge von über 150 Metern verschüttet.
  • Die Räumungsarbeiten auf der beschädigten Zufahrtsstrasse haben begonnen. Sie dauern voraussichtlich bis Samstag.
  • Aufs Wochenende hin sollte die Kantonsstrasse wieder einspurig befahrbar sein.
  • Das Tal bleibt isoliert, da es keine andere Strassenverbindung ins Calancatal gibt. Über 400 Menschen sind von der Aussenwelt abgeschnitten.

Rund 450 Leute sind im Calancatal eingeschlossen, eine andere Strasse gibt es nicht. Auch Gemeindepräsident Anton Theus sitzt fest. Eine spezielle Situation, wie er gegenüber dem «Regionaljournal Graubünden» am Montag sagte. Die Leute könnten nicht einkaufen, nicht zur Post gehen. Die Kinder könnten nicht in die Schule.

«Was man vorhatte, muss man jetzt halt verschieben – allenfalls auch einen Arztbesuch», sagte Theus. Calanca habe zwei, drei kleinere Läden, die vielleicht noch frisches Brot hätten – im Moment.

Bereits am Montagabend sei der Gemeindekrisenstab zu einer Sitzung zusammengekommen und habe die Situation besprochen. Als Massnahme ziehe man die Einrichtung einer Luftbrücke in Betracht. Man denke da an die Dienste der Spitex oder an den Mahlzeiten-Dienst. Bei einem medizinischen Notfall sei auf jeden Fall ein Helikopterflug möglich, allenfalls auch gleich durch die Rega.

Ein Erdrutsch versperrt seit Sonntag die Zufahrt ins Calancatal zwischen Castaneda und Buseno
Legende: Ein Erdrutsch versperrt seit Sonntag die Zufahrt ins Calancatal zwischen Castaneda und Buseno (4. Dezember 2022). KEYSTONE/TI-PRESS/SAMUEL GOLAY

Für die Bevölkerung werde es nicht so schnell kritisch, sagte Anton Theus weiter. Ein paar Tage sollten alle überstehen, mit dem, was die Leute in ihren Häusern haben. Er erinnerte sich an die Strassensperrung vor über 15 Jahren, als das Tal zehn Tage abgeschnitten war. Da gab es den Heli-Transport, der die Leute zur Arbeit brachte.

Das ist am Sonntag geschehen

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Eine Frau hatte am Sonntag kurz vor 6:30 Uhr gemeldet, sie habe einen lauten Knall gehört und anschliessend Rauch aufsteigen sehen. Die Feuerwehr des unteren Mesolcina- und Calancatals und die Polizei stellten vor Ort fest, dass Geröllmassen die Fahrbahn vollständig bedeckt und beschädigt hatten.

Daraufhin wurden das Tiefbauamt Graubünden und der Kantonsgeologe zur weiteren Beurteilung hinzugezogen. Die Calancatal-Strasse wurde komplett gesperrt und kann derzeit weder zu Fuss begangen noch befahren werden, wie die Kantonspolizei Graubünden schreibt. Die Orte, die hinter Castaneda liegen, etwa Buseno, Rossa und Arvigo, seien von der Aussenwelt abgeschnitten.

Die Räumungsarbeiten auf der verschütteten Zufahrtsstrasse haben am frühen Dienstagnachmittag begonnen. Bei einem Helikopterflug habe sich gezeigt, dass keine unmittelbare Gefahr mehr bestehe, heisst es auf Anfrage beim kantonalen Tiefbauamt.

Räumungsarbeiten laufen

Die Räumungsarbeiten dürften bis am Samstag dauern. «Voraussichtlich wird die Kantonsstrasse aufs Wochenende hin wieder einspurig befahrbar sein», sagt Ramona Tiefental, Sprecherin des Tiefbauamts. Aus Sicherheitsgründen beobachten Leute am Berg die Situation und sind per Funk mit den Einsatzkräften auf der Strasse verbunden.

Wegen der Niederschläge seien am Sonntag gegen 6:30 Uhr rund 600 bis 700 Kubikmeter Fels abgebrochen, das Volumen eines Einfamilienhauses, sagt Kantonsgeologe Christoph Nänni. «Diese Felsen sind im fast freien Fall auf eine Gehänge-Schutthalde gefallen und dann 350 Meter tiefer mit grosser Wucht auf die Strasse geprallt.

Grosse Schäden an Strasse und Stützmauern

Ein Teil der Felsen fiel in die Calancasca, rund 150 Kubikmeter Fels blieb oberhalb der Strasse liegen. Die Schäden durch den Felsabbruch sind relativ hoch, vor allem die Mauern bergseits der Strasse und talseitige Mauern mit eingebauten Leitungen sind vom Felsschlag zerstört worden.

Christoph Nänni mit orangem Schutzhelm.
Legende: «Der Fels ist von feinen Rissen durchzogen, in die Wasser eindringen kann. So entsteht Druck und der Fels kann weggesprengt werden. Darum ist das aktuelle Regenwetter ein Problem und es ist kein Zufall, dass der Fels gerade jetzt weggebrochen ist», sagte der Bündner Kantonsgeologe Christoph Nänni. RSI | SRF

Bereits 2007 habe es an der gleichen Stelle einen Abbruch gegeben, sagt Christoph Nänni weiter. «Das ging nun 15 Jahre gut, und jetzt ist die nächste Portion abgerutscht. Wenn an der gleichen Stelle zweimal etwas kommt, müssen wir nun genauer schauen, ob noch weitere Abbrüche drohen.»

SRF 4 News, 04.12.2022, 14 Uhr ; 

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