Affenpocken: Mehr als 90 Prozent der Fälle werden laut der Weltgesundheitsorganisation WHO bei Männern gemeldet, die häufigen Sex mit wechselnden männlichen Partnern haben.
Mit knapp 400 bestätigten Fällen hat die Schweiz im Vergleich zu den Nachbarländern die höchste Inzidenzrate. Sie ist jedoch das letzte Land, das seiner Bevölkerung keine Möglichkeit zur Impfung bietet.
Denn: In vielen Ländern – auch ausserhalb Europas – wird bereits fleissig gegen Affenpocken geimpft. Deutschland hat eine Viertelmillion Impfdosen bestellt, in Frankreich gibt es rund 180 Impfzentren. Doch in der Schweiz ist der Impfstoff noch immer nicht verfügbar.
Grosse Unsicherheit
Für den Dachverband der schwulen und bisexuellen Männer ist die aktuelle Situation unhaltbar. Betroffene sind ratlos, auf sich alleine gestellt. Darum fordert Pink Cross den Bundesrat bereits seit mehreren Wochen zum Handeln auf.
Es herrscht ein grosser Frust gegenüber dem Bund.
«Ich merke, dass eine grosse Unsicherheit herrscht, wie man jetzt damit umgehen sollte und vor allem auch ein sehr grosser Frust gegenüber dem Bund», sagt Roman Heggli, Geschäftsleiter Pink Cross. Denn: «Es gäbe einen wirksamen Impfstoff gegen diese Affenpocken, und trotzdem ist er in der Schweiz einfach nicht verfügbar.»
BAG: Noch kein Zulassungsgesuch
In der Schweiz können Ärzte und Spitäler den Impfstoff nicht einführen, weil die Herstellerfirma nur direkt an Regierungen verkauft. Warum beschafft also nicht der Bund den Impfstoff?
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) schreibt: «Der Hersteller hat in der Schweiz kein Zulassungsgesuch gestellt für die Anwendung gegen Affenpocken, und hat dies offenbar auch nicht vor.»
Auf Anfrage von SRF bestätigt das BAG, dass zurzeit Verhandlungen laufen. Für viele Betroffene geht das aber zu langsam: «Für uns ist ganz klar, der Bund muss jetzt möglichst rasch diesen Impfstoff beschaffen, auch in genügender Menge», fordert Roman Heggli. Das heisst: «Der Bundesrat muss jetzt endlich handeln. Er hat jetzt sehr lange gezögert.» Es sei jetzt wirklich an der Zeit, dass er entscheide, diesen Impfstoff zu beschaffen. «Und halt auch das Geld dafür locker zu machen.»
Aus diesem Grund übergibt Pink Cross dem Bundesrat voraussichtlich in der kommenden Woche ihre Petition. Über fünfeinhalbtausend Personen haben diese bereits unterschrieben.