- Ende November hat das Schweizer Stimmvolk die Vorlage zum Nationalstrassenausbau mit 52.7 Prozent Nein-Stimmen abgelehnt.
- Gewisse Projekte sollen dennoch umgesetzt werden, fordert jetzt eine Allianz aus bürgerlichen Parteien und Wirtschaftsverbänden der Ostschweizer Kantone.
- Gegen diese Forderung gibt es bereits Widerstand. Das sei eine Missachtung des Volkswillens, heisst es von Grünen und VCS.
Nach dem Volksentscheid im November 2024 sind zig Strassenprojekte vorerst vom Tisch. In der Ostschweiz soll es aber dennoch vorwärtsgehen mit dem Ausbau der Nationalstrassen. So zumindest lautet die Forderung einer Allianz aus bürgerlichen Parteien (FDP, Mitte, SVP) und Wirtschaftsverbänden aus der Ostschweiz – Glarus ausgenommen.
In den Kantonen Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrohoden, Schaffhausen, St. Gallen und Thurgau wollen Politiker und Politikerinnen in den nächsten Monaten Standesbegehren in den jeweiligen Parlamenten einreichen.
Ausbau trotz Volks-Nein
Die Forderung: Die zwei grossen Ausbauprojekte in der Ostschweiz sollen trotz des Neins an der Urne realisiert werden. Es geht um die dritte Röhre des Rosenbergtunnels in St. Gallen inklusive dem Zubringer Güterbahnhof und die zweite Röhre des Fäsenstaubtunnels in Schaffhausen.
In einem zweiten Schritt sollen der Zubringer Appenzellerland und die Bodensee-Thurtalstrasse im strategischen Entwicklungsprogramm der Nationalstrassen prioritär behandelt werden.
Grüne und VCS reagieren empört
Gegen die Forderung der Allianz formiert sich bereits Widerstand. Die Sektion St. Gallen/Appenzell des Verkehrsclubs Schweiz spricht in einer Mitteilung von «einer Missachtung des Volksentscheids» und «einem dreisten Vorgehen». Auch die Grünen und die SP der Stadt und des Kantons St. Gallen üben Kritik.
Das ist eine Missachtung des Volksentscheids.
Von einer Missachtung des Volksentscheids will die Allianz nichts wissen. Zwar sei die Vorlage insgesamt abgelehnt worden. «Aber die Ostschweizer Kantone haben geschlossen für den Ausbau der Nationalstrassen gestimmt», sagt Isabel Schorer, FDP-Kantonsrätin in St. Gallen. Damit habe die Bevölkerung unmissverständlich signalisiert, dass sie hinter den Verkehrsprojekten steht.
Ausbau Autobahnen
Eidg. Vorlage: Ausbauschritt 2023 für die Nationalstrassen
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JA
1'181'557 Stimmen
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NEIN
1'316'500 Stimmen
Diese Interpretation des Abstimmungsergebnisses kritisieren die Grünen und der VCS. «Wo kämen wir denn hin, wenn bei eidgenössischen Abstimmungen diejenigen Kantone, die nicht wie die Mehrheit entschieden haben, sich nicht an den Volksentscheid halten müssen», schreibt der VCS. Das sei undemokratisch und unseres Landes unwürdig.
Was den Strassenausbau angeht, wurde die Ostschweiz vernachlässigt.
Die bürgerliche Allianz bringt ein weiteres Argument ins Spiel. «Was den Strassenausbau angeht, wurde die Ostschweiz vernachlässigt», sagt Markus Bänzinger, Direktor Industrie- und Handelskammer St. Gallen/Appenzell. «Gerade einmal 3.6 Prozent der Investitionen ins Nationalstrassennetz kamen seit 1990 der Ostschweiz zugute.» Das gelte es jetzt aufzuholen.
Auch der Bund geht über die Bücher
Bis Ende März wollen die Vertreterinnen und Vertreter der bürgerlichen Parteien in den Kantonsparlamenten ihre Forderungen vorbringen. Später sollen die Standesbegehren auf Bundesebene eingereicht werden.
Mit der Frage, wie es mit dem Ausbau der Nationalstrassen weitergeht, beschäftigt sich auch der Bundesrat. Mithilfe der ETH sollen der Ausbau des Nationalstrassen- und des Schienennetzes geplant werden. Die Ergebnisse will der Bundesrat in rund einem Jahr in die Vernehmlassung schicken.