Das Ziel sei, die Populationsdichte der Tigermücke auf dem Basler Kantonsgebiet möglichst tief zu halten, sagt Eva Würfel, stellvertretende Kantonsärztin: «Wir möchten als Kanton vorbereitet sein, wenn es zu lokalen Übertragungen kommt.»
Die Mücke breite sich aufgrund der Klimaerwärmung zunehmend aus – und das Reiseverhalten der Basler Bevölkerung begünstige die Einschleppung von Viren, sagt Würfel.
Ärztinnen und Ärzte müssen heute wissen, dass Dengue-Infektionen auch im Kantonsgebiet auftreten können – und wie sie damit umgehen.
Ein zentraler Bestandteil des Plans ist die Wissensvermittlung. «Ärztinnen und Ärzte müssen heute wissen, dass Dengue-Infektionen auch im Kantonsgebiet auftreten können – und wie sie damit umgehen», sagt Würfel.
Schulungen für medizinisches Personal sind in Vorbereitung. Die Herausforderung: Tropenkrankheiten wie Dengue verlaufen oft unspezifisch – nur wer sie kennt, kann sie erkennen.
Lokale Virusübertragung im Elsass erhöht den Handlungsdruck
Lange galt das Risiko einer Krankheitsübertragung durch die Tigermücke in der Schweiz als gering. Doch ein Fall aus dem französischen Elsass hat die Lage verändert: In Lipsheim, nahe Strassburg, wurde im Sommer 2025 erstmals ein Mensch mit dem Chikungunya-Virus infiziert – ohne Auslandsaufenthalt. Die französischen Behörden gehen von einer lokalen Übertragung durch eine infizierte Mücke aus.
Dieser Fall zeigt: Die Voraussetzungen für eine Viruszirkulation in Mitteleuropa haben sich verändert. Die Tigermücke ist in Frankreich weit verbreitet, und auch in Deutschland gelten die Bedingungen inzwischen als günstig. In Basel-Stadt, wo die Mücke mittlerweile flächendeckend vorkommt, wächst der Handlungsdruck.
Verstärkte Massnahmen im Stadtraum
Im öffentlichen Raum ist das Tiefbauamt von Basel-Stadt für die Bekämpfung zuständig. Es behandelt regelmässig Strassendolen mit einem biologischen Larvizid, das gezielt gegen Stechmücken wirkt.
In bekannten Befallsgebieten erfolgt die Behandlung im Vier-Wochen-Rhythmus. Auch die Gemeinden Riehen und Bettingen setzen das Larvizid ein.
Mit neuartigen Mückenfallen untersucht das Schweizerische Tropeninstitut (TPH) zudem die Mückenpopulation in den Basler Quartieren. Ziel der Untersuchungen ist, herauszufinden, wie gross die Population ist und wie dicht sie in unterschiedlichen Quartieren ist.
Die Fallen setzen gezielt auf die Sinne der Tigermücke: Sie strömen CO₂ aus – jenes Gas, das Menschen beim Atmen abgeben – sowie einen zusätzlichen Duftstoff, der dem Geruch von Schweiss ähnelt. Vor allem weibliche Mücken, die stechen und Krankheiten wie Dengue übertragen können, werden davon angelockt.
Ein Ventilator saugt die Tiere ein, sobald sie sich nähern. Die Methode dient nicht nur der Bekämpfung, sondern vor allem der Analyse.
Der neue Massnahmenplan des Kantons Basel-Stadt basiert auf drei Pfeilern: der Reduktion der Mückendichte, der Identifikation potenzieller Brutstätten und der Sensibilisierung der Bevölkerung.
Letzte Massnahme wäre es, Insektizide einzusetzen.
Sollte es zu Ansteckungen auf städtischem Gebiet kommen, wären auch stärkere Massnahmen denkbar. «Letzte Massnahme wäre, Insektizide einzusetzen, um ausgewachsene Mücken aus der Luft zu holen, die eventuell das Virus auf sich tragen könnten», sagt die stellvertretende Kantonsärztin Eva Würfel.
Dies sei jedoch nur im absoluten Notfall vorgesehen, da Insektizide auch für Bienen oder Schmetterlinge gefährlich sind. Der Bund plant einen nationalen Massnahmenplan für die gesamte Schweiz im Herbst 2025.