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Viele Fragen und Vorschläge von Zuger Gastfamilien ukrainischer Flüchtlinge
Aus Regionaljournal Zentralschweiz vom 12.04.2022. Bild: Keystone (Symbolbild)
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Ukrainische Geflüchtete Gastfamilien kämpfen mit der Bürokratie

Flüchtlinge privat bei sich aufzunehmen, kann sehr aufwändig sein. Denn die Abläufe mit den Behörden sind kompliziert.

Viele Schweizerinnen und Schweizer haben in den letzten Wochen Menschen aus der Ukraine bei sich aufgenommen oder sich dazu bereit erklärt, es zu tun. Das Engagement und die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung sind gross. Auch sehr gross können aber die bürokratischen Hürden sein, die nach der Aufnahme zu überwinden sind. Das äusserte sich an einer Veranstaltung für Gastfamilien in Zug, welche der Kanton organisiert hat.

«Die letzten vier Wochen haben gezeigt, dass die Ämter überfordert sind.» So direkt fasste es eine Frau zusammen, die ukrainische Geflüchtete aufgenommen hat. Und ein Mann gab ein konkretes Beispiel: Er habe sich an die Gemeinde gewendet, um wirtschaftliche Sozialhilfe für die Geflüchteten zu beantragen: «Da wurden wir an den Kanton verwiesen. Dieser wiederum schickte uns zur Gemeinde zurück und von dort aus gings wieder zum Kanton.»

Es ist klar: Sie können nicht längere Zeit Bank spielen für Ihre Gäste.
Autor: Andreas Hostettler Regierungsrat Kanton Zug

Auch andere Gastfamilien beklagten sich an diesem Abend darüber, dass die Auszahlungen nicht funktionierten. Die Kritik kam an. «Ich bin sehr froh um diese Aussagen», sagte der zuständige Zuger Regierungsrat Andreas Hostettler und gelobte umgehend Besserung. «Das muss besser laufen», versprach er den betroffenen Familien. «Es ist klar: Sie können nicht längere Zeit Bank spielen für ihre Gäste. Ein, zwei Wochen schon – das kann man erwarten. Aber nachher muss dieses Geld fliessen.»

Bild des Saals: Austausch zwischen Gastfamilien und Behörden in Zug.
Legende: Wichtiger Austausch zwischen Gastfamilien und Behörden in Zug. SRF

Hostettler zeigte Verständnis für die vielen Fragen vonseiten der Gastfamilien. «Ich sehe, wie Sie sich ganz persönlich engagieren. Es beeindruckt mich sehr, wie weit dieses Engagement geht. Und deshalb sind wir gefordert, möglichst bald Antworten auf die offenen Fragen zu finden.»

Heute ist vieles anders als morgen

Hostettler warb aber auch für Nachsicht und wies darauf hin, dass man für die ukrainischen Flüchtlinge erstmals den Schutzstatus S aktiviert habe. «Dieser ist für alle neu, das gab es noch nie. Und der Bundesrat entscheidet laufend, wie es weitergeht – etwa mit der Integration und den Sprachkursen.» Es gebe vieles, was heute noch anders sei, als es morgen sein werde. «Das sind wirklich grosse Herausforderungen.»

Vielleicht müssen wir jetzt alle etwas durchatmen.
Autor: Simone Monnerat Gastgeberin einer Flüchtlingsfamilie

Dass nicht alles von heute auf morgen gelöst sein kann, leuchtete auch Simone Monnerat ein. Sie hat selber eine ukrainische Familie bei sich einquartiert. «Vielleicht müssen wir jetzt alle etwas durchatmen.» Und wegkommen vom «Anspruch, dass alles sofort zack laufen muss».

Für sie ist auch wichtig, dass am Anlass in Zug verschiedene Gastfamilien mit den Behörden direkt in Kontakt kommen konnten. Ihr sei so bewusst geworden, mit welcher Spannbreite von Fällen die Behörden konfrontiert seien. «Von Menschen, die für diese Nacht keinen Platz zum Schlafen haben, bis zu denen, die bereits einen Job haben, hier bleiben wollen und eine Wohnung suchen. Dies alles abzudecken, scheint mir extrem schwierig.»

Doris Nienhaus von der Caritas im Gespräch mit einer Gastgeberin.
Legende: «Das sind anspruchsvolle Situationen – da kommen zwei Welten zusammen.» Doris Nienhaus von der Caritas im Gespräch mit einer Gastgeberin. SRF

Was die Unterstützung von Gastfamilien anbelangt, hat der Kanton Zug die Caritas Luzern eingespannt. Sie ist zuständig für die Begleitung des Alltags in diesen Familien. «Das sind anspruchsvolle Situationen – da kommen zwei Welten zusammen», meinte Doris Nienhaus von der Caritas.

Dass die Gastfamilien manchmal etwas ungeduldig sind gegenüber den behördlichen Abläufen, das sehe sie immer wieder. «Diese Leute sind mit ihrem Einzelfall beschäftigt und wollen dort ganz viel machen. Und das ist zwar gut und sehr verständlich.» Die Behörden aber müssten sich nicht nur um Einzelfälle kümmern, «sondern um die tausenden von Menschen, die täglich in die Schweiz kommen». Und da könne halt nicht alles immer nur gut laufen.

Regionaljournal Zentralschweiz, 12.04.2022, 17:30 Uhr;

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