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Ukrainische Kulturschaffende Sie musste fliehen – jetzt spielt sie in Zürich Theater

Zürich unterstützt ukrainische Kunstschaffende, die geflüchtet sind. Unter ihnen auch eine junge Schauspielerin.

400'000 Franken für zehn Kultur-Projekte: Die Stadt Zürich vergibt Gelder an Projekte ukrainischer Kunst- und Kulturschaffender. Damit will sie Künstlerinnen und Künstler fördern, die wegen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine aus ihrem Heimatland in die Schweiz geflüchtet sind.

Vom Orchester bis zu Theaterprojekten

21 Organisationen haben sich insgesamt um einen städtischen Förderbeitrag beworben: vom Orchester über filmische Projekte bis hin zum Theater. Die zehn ausgewählten Projekte erhalten Beträge zwischen 10'000 und 70'000 Franken.

Eines davon wird im Theater Purpur im Zürcher Quartier Enge umgesetzt. Mittendrin: Viktoria Mytsyk. Die 27-Jährige stammt aus Kiew und flüchtete im Frühling nach Zürich.

Viktoria Mytsyk, zusammen mit Claudia Seeberger (links) und Melissa Melvin (rechts).
Legende: Die ukrainische Schauspielerin Viktoria Mytsyk (Mitte), zusammen mit Claudia Seeberger, Leiterin des Kindertheaterhauses Purpur (links) und Melissa Melvin, Theaterpädagogin (rechts). zVg

In Zürich stiess die ukrainische Schauspielerin aufs Theater Purpur – zusammen mit anderen ukrainischen Müttern und ihren Kindern. Das Kindertheater gibt es schon seit über 20 Jahren. Es führt Stücke für und mit Kindern auf, erzählt Geschichten und ist ein Ort der menschlichen und kulturellen Begegnungen.

Zu Beginn sprach sie kein Wort Deutsch

Als Viktoria Mytsyk im März nach Zürich kam, verstand sie kein einziges Wort Deutsch. Und auch Englisch sprach sie nicht wirklich. Zu Beginn habe sie sich mit Händen und Füssen verständigen müssen, ein bisschen so wie Pantomime im Theater.

Im Theaterhaus Purpur stiess die Schauspielerin auf die Theaterpädagogin Melissa Melvin. Die beiden jungen Frauen nahmen als Grundlage für eine erste Zusammenarbeit ein Bilderbuch von Carson Ellis. Das Bilderbuch «Wazn Teez» (etwa: Was ist denn das?) entführt die Leserinnen und Leser in ein Insekten-Reich und in den Kreislauf von Wachsen, Blühen und Vergehen. Zusammen erzählen die beiden diese Geschichte kleinen Kindern.

Das Spezielle an diesem Bilderbuch sind nicht nur die liebevoll-witzigen Illustrationen, sondern auch die Fantasie-Sprache, welche die Käfer, Ameisen, Spinnen und andere Tiere reden. Im Sommer probierten die beiden ihr Geschichteformat viermal aus – und waren erst ein wenig nervös, ob es bei den Kindern ankommt. Den Kindern habe das Format mit der nicht-existierenden Fantasie-Sprache der Insekten aber auf Anhieb gefallen, sagt Melissa Melvin. Sie hätten gleich von Beginn weg mitgemacht.

Zwei Theaterschaffende lesen Kindern aus einem Buch vor.
Legende: Gespannt verfolgen die Kinder die Ausführungen und Darstellungen. zVg

Nicht nur den Kindern gefiel es, auch Viktoria Mytsyk hat ihre Freude daran, obwohl die Sprache momentan immer noch eine Hürde darstellt. Es sei, wie wenn man selber wieder ein Kind werde, wenn man eine Geschichte auf diese Art erzähle. Und wenn sie erzählen und spielen könne, sei ihr nie unwohl, sagt die Schauspielerin.

Förderbeitrag für die Weiterentwicklung des Projekts

Die Stadt hat für diese Zusammenarbeit 10'000 Franken gesprochen. Mit dem Geld soll nun das Projekt am Theaterhaus Purpur weiterentwickelt werden: Die ukrainische Schauspielerin und die Zürcher Theaterpädagogin können als Tandem weiterarbeiten und noch andere Bilderbücher darstellerisch zum Leben erwecken.

Gleichzeitig soll das Angebot weiter ausgebaut werden und anderen Kulturschaffenden aus der Ukraine niederschwellig eine Möglichkeit bieten, ihren Beruf auszuüben und sich mit der hiesigen Kulturlandschaft zu vernetzen.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 11.11.2022, 17:30 Uhr ; 

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