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Umdenken beim Verkehr Intelligente Ampeln: Hat der Kreisel bald ausgedient?

Kreisel waren die Wunderwaffe gegen gefährliche Kreuzungen, doch nun verstopfen sie zunehmend. Neue Lösung: die Ampel.

Viele Regionen in der Schweiz kennen das Dilemma: Die Bevölkerung wächst, die Wirtschaft boomt – aber als Folge nimmt der Verkehr zu. Stau am Morgen und am Abend ist programmiert. Auch das luzernische Sursee ist betroffen. Deshalb greift der Kanton nun zu einem Mittel, das aufhorchen lässt: Verschiedene Verkehrs-Kreisel sollen zurückgebaut und durch intelligente Lichtsignalanlagen ersetzt werden.

Kreisel werden zurückgebaut

Sursee steht exemplarisch dafür, weshalb gewisse Kreisel ausgedient haben. Die Gemeinde sei in den letzten Jahren überdurchschnittlich stark gewachsen – mit entsprechenden Auswirkungen auf die Siedlungsentwicklung, sagt Kantonsingenieur Gregor Schwegler. «Die Entwicklung von Sursee konnte man nicht genau voraussehen. Deshalb sind die Kreisel auf eine Richtung ausgelegt, die heute nicht mehr ganz stimmt.»

Jetzt sollen da insgesamt sieben Kreisel zurückgebaut und durch Lichtsignalanlagen der neusten Generation ersetzt werden. Kostenpunkt: bis zu 60 Millionen Franken. Diese modernen Ampel-Systeme werden durch Algorithmen gesteuert.

Die Grün-Phasen seien also nicht fix programmiert, sondern die Anlage berechne flexibel, wie der Verkehr am effizientesten abgewickelt werden könne, sagt Schwegler. «Das kann am Abend anders aussehen als am Vormittag.» Je nach Verkehrsauslastung wechsle die Ampel die Phasen. Konkret kann das bedeuten, dass Busse zu gewissen Zeiten bevorzugt werden.

Luzern hat intelligente Ampeln getestet

Dass intelligente Lichtsignalanlagen die Wartezeiten für alle Verkehrsteilnehmenden verringern können, hat unlängst die Stadt Luzern mit einem Pilotprojekt gezeigt. An der Tribschenstrasse wurde eine solche Anlage installiert. Eingebaute Sensoren im Strassenbelag messen, wie viele Autos gerade unterwegs sind und Kameras beobachten das Geschehen auf der Kreuzung.

Das System registriert, wenn sich ein Bus nähert oder eine Fussgängerin den roten Knopf bei der Ampel drückt. Ein Algorithmus berechnet dann den besten Ablauf für den Verkehrsfluss. Der Pilotversuch sei ein Erfolg, heisst es bei der Stadt. Die Wartezeit habe sich um ein Drittel reduziert. Auch Experten bestätigen das Potenzial intelligenter Ampelsysteme. Sie mahnen jedoch: Um den Verkehrsfluss eines Stadtgebiets oder einer Gemeinde zu verbessern, braucht es mehr als eine solche Anlage.

Auch der Bund kennt das Problem

An solchen Lösungen ist auch das Bundesamt für Strassen Astra interessiert. Weil der Verkehr in den Kreiseln steckenbleibt, staut er sich teilweise auf die nahen Autobahnen zurück. Ein Problem, das bei weitem nicht nur im Kanton Luzern existiere, sagt Astra-Direktor Jürg Röthlisberger. «Dieses Problem kennen wir bei praktisch allen Autobahn-Anschlüssen im Mittelland am Abend und in grösseren Agglomerationen auch am Morgen.» Betroffen seien die Ein- und Ausfahrten.

Verkehrsübergang in Luzern mit Ampel.
Legende: Diese Lichtsignalanlage an der Tribschenstrasse in Luzern wird per Algorithmus gesteuert. Experten mahnen jedoch: Für einen guten Verkehrsfluss müsste mehr als eine Kreuzung aufgerüstet werden. SRF

Das Astra seinerseits prüft ebenfalls Möglichkeiten, wie die Staubildungen verringert werden könnten. Verschiedene Autobahn-Ausfahrten sollen provisorisch auf den Pannenstreifen verlängert werden und in Spitzenzeiten soll bald auf gewissen Abschnitten temporär Tempo 80 gelten. Die nicht mehr funktionierenden Kreisel beschäftigen also alle Staatsebenen: Gemeinde, Kanton und Bund. 

Rendez-vous, 27.04.2022, 12:30 Uhr

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