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Umstrittene Datenerhebung Wie halten es die Krankenkassen mit den Bonusleistungen?

Die Helsana-App mit ihrem Bonusprogramm sorgt für Wirbel. Andere Krankenkassen haben aber ähnliche Programme.

Wer gesünder lebt, soll davon profitieren. Das sieht das Bonusprogramm der Helsana-App vor. Streitpunkt dabei ist: Das gilt nicht nur für Zusatzversicherungen, sondern auch für die Grundversicherung. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat entschieden, dass das rechtmässig sei. Begründung: Die Bonusprämien würden nicht aus dem Topf der Grundversicherung bezahlt, sondern aus dem der Zusatzversicherungen.

Ist das Modell diskriminierend?

Kritik gibt es trotzdem. So hat EVP-Nationalrätin Marianne Streiff eine Interpellation eingereicht. Wenn einige Personen bevorzugt würden, würden gleichzeitig andere benachteiligt, sagt sie. Solche etwa, die ihr Verhalten nicht ändern könnten – kranke, körperlich beeinträchtigte oder alte Personen.

Helsana-Sprecher Stefan Heini entgegnet: «Helsana Plus belohnt nicht nur die Sportlichen, sondern auch Vorsorge, soziales und gesellschaftliches Engagement sowie Treue zu den Helsana Angeboten.» Deshalb werde niemand diskriminiert.

Ein weiterer Kritikpunkt ist der Datenschutz. Hier läuft die Prüfung des Eidgenössische Datenschutzbeauftragten noch. Wie aber bewerten andere Krankenkassen das Modell? Denn auch sie kennen Bonusprogramme und passende Apps, wenden sie aber nur bei Zusatzversicherungen an. SRF News hat verschiedene Krankenkassen angefragt.

Der Datenschutz: Die CSS betont, dass ausschliesslich Schrittdaten übermittelt werden, die mit der versicherten Person verknüpft sind. Weitere personenbezogene Auswertungen würden nicht erfolgen. «Einsicht in diese Daten haben nur eine kleine, begrenzte Anzahl Mitarbeitende der CSS», erklärt Mediensprecherin Christina Wettstein.

Bei der Swica können Kunden jährlich einen Deklarationsfragebogen ausfüllen, sagt Mediensprecherin Silvia Schnidrig. Tracker könnten, müssten aber nicht, eingebunden werden. Die Krankenversicherung erhalte keinen Einblick in die Kundendaten, sondern nur in das Total der Punkte, das den Rabatt bestimmt.

Sanitas hat auf Anfrage auf seine Nutzungsbedingungen der App verweisen. Dort heisst es beispielsweise: «Es besteht keine Gewähr für historisierte Datenspeicherung von gesammelten Bewegungs- und Gesundheitsdaten.»

Bonusprogramme verschiedener Krankenkassen

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CSS: Wer eine bestimmte Anzahl an Schritten zurücklegt, erhält tägliche Bonusleistungen zwischen 20 - 40 Rappen. Das gilt ausschliesslich in der Zusatzversicherung.

Swica: Bonusprogramm nur bei Zusatzversicherungen, basierend auf den Informationen eines Fragebogens.

Sanitas: Wer sich gesund bewegt, erhält Punkte, die in Gutscheine umgewandelt werden können. Das Programm ist Teil der Zusatzversicherung.

Das Pro und Contra: Schlussendlich profitierten alle Versicherten vom Bonusprogramm per App, weil die Kosten und Prämien für alle weniger ansteigen würden, heisst es bei der CSS. «Auch für diejenigen, welche diese Leistungen nicht in Anspruch nehmen wollen oder können», erklärt Christina Wettstein. Sie betont aber, dass solche Angebote immer freiwillig sein müssten, da sich sonst finanziell schwächere Personen dazu genötigt sähen, sich an solchen Programmen zu beteiligen, um Kosten zu senken.

Silvia Schnidrig von der Swica hebt die Unterstützung der Eigenverantwortung für die persönliche Gesundheit hervor. «Es wird dadurch ein Beitrag zur Eindämmung der Gesundheitskosten geleistet, was letzten Endes allen Prämienzahlern zugute kommt», sagt sie. Risiken erwähnt sie keine, aber sie fügt hinzu, dass in der Grundversicherung auch nicht alle gleichermassen die maximale Franchise in Anspruch nehmen könnten – dennoch sei die Wahlfranchise mit dem Ziel der Stärkung der Eigenverantwortung sinnvoll.

Die Krankenkasse Concordia hat keine App und plant auch nicht deren Einführung, wie Mediensprecherin Astrid Brändlin sagt. Zwar fände sie es gut, wenn eine solche App die Versicherten auf spielerische Weise zu einem gesünderen Lebensstil ermuntert, aber Probleme sieht sie beim Datenmissbrauch. «Wir wollen unsere Kundinnen und Kunden nicht dazu verführen, uns Daten zu liefern, die wir gar nicht benötigen; das macht weder für sie noch für uns Sinn», so Brändlin. Diese würden sich so dem Unternehmen ausliefern.

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