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Luzerner Stadtparlament lässt für mögliche Carparkierung eine Machbarkeitstudie erstellen
Aus Regionaljournal Zentralschweiz vom 22.09.2022. Bild: Keystone/Urs Flüeler
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Umstrittene «Stadtpassage» 800-Meter-Tunnel für Touristen – so will Luzern Car-Problem lösen

Das Stadtparlament will Luzerns Car-Chaos beseitigen. Erster Schritt dafür: eine Studie zu einem 150-Millionen-Projekt.

Es ist ein jahrelanger politischer Zankapfel: Wo sollen die unzähligen Reisecars parkieren, die Gruppenreisende in die Stadt Luzern bringen? Vor der Pandemie brachten Tag für Tag zig Reisebusse Touristinnen und Touristen mitten ins Zentrum. Jahr für Jahr wurden die Massen am Schwanenplatz und am Löwenplatz grösser – und die Rufe lauter, den Gästestrom besser zu lenken.

Für diese Steuerung der Touristengruppen hat die Stadt Luzern am Donnerstag einen ersten Pflock eingeschlagen: Das Parlament unterstützt eine Machbarkeitsstudie für die sogenannte «Stadtpassage».

Cars und Touristen kommen unter den Boden

Was steckt dahinter? Eine private Interessengemeinschaft hat die «Stadtpassage» im Jahr 2021 lanciert. Die Idee: 30 bis 40 Cars sollen beim Kantonsspital Luzern im neu geplanten Parkhaus untergebracht werden. Damit die Cars den Verkehr und die Quartiere nicht belasten, soll die Zufahrt zum Parkhaus über einen neuen, 200 Meter langen Strassentunnel aus dem Gebiet Friedental erfolgen.

Die Reisegruppen würden dann durch einen weiteren 800 Meter langen Tunnel – allenfalls auf Rollbändern – zu Fuss in die Altstadt gelangen. Geschätzte Kosten: 90 bis 150 Millionen Franken.

Am meisten Beifall gibt’s von den Bürgerlichen

Die Debatte im Luzerner Stadtparlament hat gezeigt: Die «Stadtpassage» als Ei des Kolumbus in der Carproblematik zu betiteln – dazu hätte sich kaum eine Politikerin oder ein Politiker hinreissen lassen. Eine grosse Mehrheit ist dennoch der Meinung: lieber diesen Vorschlag eingehend prüfen, statt wieder zurück auf Feld eins zu wandern.

Wenn man eine langfristige Lösung will, braucht es solche Investitionen.
Autor: Patrick Zibung SVP

So sagte etwa Patrick Zibung von der SVP: «Die Kosten sind zwar sehr hoch, aber wenn man eine langfristige Lösung will, braucht es solche Investitionen.» Von einer «bestechenden Idee» wiederum sprach Andreas Moser von der FDP. «Die Gäste kommen weiterhin zentral an, der Schwanenplatz und der Löwenplatz werden carfrei und die Carfahrten in der Innenstadt werden massiv reduziert.»

Drei Cars stehen auf dem Schwanenplatz in der Stadt Luzern.
Legende: Beliebter Ein- und Aussteigeort von Cartouristen: der Schwanenplatz in der Stadt Luzern. Keystone/Urs Flüeler

Auch von der Mitte gabs Support für die «Stadtpassage» – trotz Schönheitsfehler. Bei einer externen Überprüfung belegte diese Idee nur Platz zwei – zuoberst auf dem Podest stand das Museggparking. Vergebens forderte Peter Gmür, dass dieses nochmals aufs Tapet gebracht wird.

Museggparking: Im Ranking auf Platz eins

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Um das Carproblem anzupacken, hat die Luzerner Stadtregierung 59 Ideen extern überprüfen lassen. Ein älteres Projekt hat dabei am besten abgeschnitten: das Museggparking, die Idee einer privaten Trägerschaft. Unter dem Musegg-Hügel in der Stadt Luzern könnte dabei ein Parkhaus für 36 Cars und 700 Autos entstehen. Kosten soll es rund 150 Millionen Franken. Der Stadtrat wollte diese Idee aber nicht mehr weiterverfolgen, da sie im Parlament bereits Schiffbruch erlitten hat.

Die GLP mahnte, bei den Abklärungen nicht nur an den Gruppentourismus zu denken – denn man wisse nicht, wie sich dieser entwickle. Auch die Bevölkerung müsse von der «Stadtpassage» profitieren, so Stefan Sägesser. Etwa mit einem parallel geführten Veloweg zwischen Altstadt und Spital.

SP und Junge Grüne stellen sich quer

Je linker das politische Lager, desto grösser allerdings das Unbehagen. Bei den Grünen sei «nicht allzu viel Herzblut für dieses Politikgeschäft vorhanden», sagte Martin Abele. Dennoch sei seine Fraktion mehrheitlich mit einer Studie einverstanden. Ganz anders tönte es von den Jungen Grünen: «Die Altstadt verkümmert zu einem Uhren- und Schmuckmoloch», sagte Jona Studhalter. Luzern brauche weniger Massentourismus und daher auch weniger Cars.

Es ist zu früh, die Zukunft des Tourismus in so viel Beton zu giessen.
Autor: Benjamin Gross SP

Gleich zurück an den Absender schicken wollte die SP das Geschäft. «Wir finden, es ist zu früh, die Zukunft des Tourismus in so viel Beton zu giessen», sagte Benjamin Gross. Der Antrag auf Rückweisung erlitt im Parlament allerdings Schiffbruch.

Luzern Tourismus begrüsst Machbarkeitsstudie

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Es sei «erfreulich», dass die «Stadtpassage» mit dem Studienauftrag einen Schritt weiter sei, sagt Marcel Perren, Direktor von Luzern Tourismus, auf Anfrage. Auch, weil derzeit kein anderes Projekt auch nur annähernd ähnlich mehrheitsfähig wäre.

Aus Sicht von Luzern Tourismus seien zwei Dinge zentral: Zum einen müsse der direkte Zugang der Gäste zur Altstadt gewährleistet sein, zum anderen Luzern per Car erreichbar bleiben. Denn die Stadt sei weiterhin auf den Gruppentourismus angewiesen – jener sorge für eine gute Grundauslastung das ganze Jahr über. «Beiden Anliegen kommt die Stadtpassage entgegen», sagt Perren.

Finanzierung als Knacknuss

Alles in allem ist Luzerns Tourismusdirektor zurückhaltend optimistisch: Marcel Perren spricht von einer «vielversprechenden Idee», bei der es allerdings noch viele offene Fragen gebe – allen voran jene der Finanzierung. Es werde sich zeigen, ob es gelinge, die «Stadtpassage» als Public-private-Partnership, also als Kooperation von öffentlicher Hand und privater Wirtschaft, aufzugleisen. Ein Pluspunkt sei sicher, dass auch die Bevölkerung – insbesondere Angestellte des Kantonsspitals – vom Fussgängertunnel profitieren könnte.

Die Machbarkeitsstudie soll nun Aufschlüsse über die technische Umsetzung und die genauen Kosten geben. Realisiert würde das Projekt nicht vor 2030.

Schweizweit einmalig: Luzern verbilligt ÖV für Kinder

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Legende: In der Stadt Luzern können Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre künftig von günstigerem ÖV profitieren. Keystone/Urs Flüeler

Ebenfalls am Donnerstag hat das Luzerner Stadtparlament entschieden, in Sachen ÖV Neuland zu betreten: Luzern lanciert ein schweizweit einmaliges Pilotprojekt, dank dem Kinder und Jugendliche von 6 bis 16 Jahren günstiger Bus und Zug fahren können.

Möglich macht dies ein Gutschein-System: Ab dem Schuljahr 2023/24 bekommen Familien pro Kind und Jahr 300 Franken, die für Abos, Mehrfahrtenkarten oder Tageskarten benutzt werden können. Das Jahresabo würde also nur noch halb so viel kosten wie heute.

7400 Kinder könnten profitieren

In Luzern könnten rund 7400 Kinder von den Gutscheinen profitieren. Die Stadtregierung rechnet mit jährlichen Kosten von fast 1.7 Millionen Franken.

Das dreijährige Pilotprojekt fusst auf einer Idee des Luzerner Kinderparlaments: Dieses hatte vor zwei Jahren starke ÖV-Vergünstigungen gefordert.

Regionaljournal Zentralschweiz, 22.09.2022, 17:30 Uhr;

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