«Der Ölwechsel ist für die Garagen eine wichtige Einnahmequelle, weil man mit dem Verkauf neuer Autos fast nichts mehr verdient» sagt ein Kenner der Autobranche gegenüber «Kassensturz», der anonym bleiben will. Die grossen Markengaragen kauften das Motorenöl zu 3 bis 3.50 Franken pro Liter ein. Dieses Motorenöl würden sie dann dem Kunden massiv teurer verkaufen. Das zeigen Rechnungen diverser Marken-Garagen die «Kassensturz» vorliegen: Sie alle verlangen für einen Liter Motorenöl zwischen 30 und 40 Franken; das Zehnfache des Einkaufspreises.
Garagisten verwenden oft teures Marken-Motorenöl
Die Auswahl bei Motorenöl ist riesig. Bei all den Marken und Bezeichnungen ist der Überblick schwierig. Doch wie wichtig sind all diese Angaben auf den Ölflaschen und was bedeuten sie? Ein Motorenöl habe grundsätzlich vier Hauptaufgaben: «Schmieren, kühlen, reinigen und vor Korrosion schützen.» sagt Beat Geissbühler, Leiter Fahrzeugtechnik der Schweizerischen Technischen Fachschule Winterthur STFW. Wichtig und entscheidend sei die Viskosität, also das Fliessverhalten des Öls: «Der Preis und die Marke sind überhaupt nicht relevant», sagt Auto-Experte Beat Geissbühler.
Doch die Garagisten verwenden oftmals teures Marken-Motorenöl, sagt der Insider. Das habe nur einen Grund: «Die Gewinnmarge ist da viel höher als, beim günstigeren Motorenöl».
Öldialyse spart Geld und schont die Umwelt
Kommt hinzu: Der Ölwechsel müsste gar nicht so häufig durchgeführt werden. Im deutschen Mönchengladbach fahren die Autobusse der Städtischen Verkehrsbetriebe NEW sehr lange mit demselben Motorenöl – dreimal länger als andere Busse. Den Autobussen wird das Motorenöl nicht ausgewechselt, sondern bloss gereinigt. Mit der sogenannten Öldialyse. Das Motorenöl wird abgesaugt und fliesst per Schlauch in die Öldialyse-Maschine. Diese filtert das Öl von Schmutz und Russpartikeln. Nach ein paar Minuten ist das Öl gefiltert und gereinigt.
Ein Ölwechsel ist erst nach 240'000 Kilometern nötig. «Ohne Öldialyse wäre der Ölwechsel schon bei 60'000 Kilometern fällig», sagt Michael Fausten, Hauptabteilungsleiter der Kfz-Werkstätten der Städtischen Verkehrsbetriebe NEW. Das spare Geld und schone die Umwelt.
Entwickelt hat die Öldialyse Markus Kemper der Firma IMT GmbH aus Dessau-Rosslau. «Die Öldialyse funktioniert auch bei Automotoren», betont Markus Kemper. Seine Maschinen sind auf der ganzen Welt im Einsatz: So reinigt etwa die Armee von Luxemburg das Motorenöl ihrer Fahrzeuge mit Kempers Öldialyse. In Bahrain werden damit auch Schiffsmotoren gereinigt und in Griechenland grosse Baumaschinen.
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Doch die Ölindustrie verkauft lieber neues Öl. Ein lukratives Geschäft für Garagisten, Automobilhersteller und Ölfirmen – auf Kosten der Kunden und der Umwelt.