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Umweltskandal Fischsterben Blausee: Neuste Erkenntnisse bringen keine Klarheit

Verschmutzungen waren keine erkennbar. Das heisst jedoch nicht, dass die Altlasten unschuldig waren. Es ist komplex.

Um was geht es? Hintergrund ist das Fischsterben am Blausee. Seit 2018 sind in der Fischzucht-Anlage mehrere zehntausend Forellen verendet. Die Besitzer des Sees vermuten einen Zusammenhang mit dem Steinbruch Mitholz oberhalb des Sees. Nun überwacht ein Messsystem das Grundwasser. Bei den Arbeiten zu diesem System fand ein unabhängiger Gutachter jedoch keinen Hinweis auf Gewässerverschmutzungen. Dies verkompliziert die Sache weiter. Seit Jahren streiten sich die verschiedenen Akteure im sogenannten Umweltskandal rund um den Blausee.

Was wurde gemacht? Es gab mehrere Untersuchungen zum Fischsterben. Zuletzt wurde klar, dass Teile des Materials im Steinbruch belastet und ausgebaggert werden müssen. Die Verschmutzungen seien jedoch nicht für das Fischsterben im Blausee verantwortlich, behaupten die Betreiber des Steinbruchs und versuchten dies mit eigenen Untersuchungen zu belegen. Die Betreiber der Fischzucht widersprachen vehement.

Um die Widersprüche zu klären, kamen die verschiedenen Akteure an einem runden Tisch zusammen. Auf einem kleinen Gebiet im Kandertal konzentrieren sich nämlich verschiedenste Akteure: Die Bergstrecke der BLS mit dem Lötschberg-Basistunnel, der Steinbruch Blausee Mitholz, das ehemalige Munitionslager Mitholz sowie der Blausee mit den Fischzuchtanlagen. Sie sollten auch ihre verschiedenen Interessen aufeinander abstimmen. Die Gespräche sind nun abgeschlossen.

Behörden und Unternehmen am selben Tisch

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Die betroffenen Gemeinden und die zuständige Regierungsstatthalterin haben den Runden Tisch angeregt. Mit dabei sind:

  • VBS
  • Bundesamt für Verkehr BAV
  • Baudirektion Kanton Bern
  • Gemeinde Kandergrund
  • Blausee AG
  • BLS Netz AG
  • Steinbruch Blausee-Mitholz AG

Das VBS war beteiligt wegen des ehemaligen Armee-Munitionslagers Mitholz und dessen geplanter Räumung.

Sie trafen sich zwischen Herbst 2020 und Anfang 2022 neunmal.

Was sind die neusten Erkenntnisse? Man liess von einem unabhängigen Geologiebüro aus Zürich eine Expertise und ein hydrologisches Modell machen. Deren Erkenntnisse: Man habe keine Werte für Schadstoffe im Grundwasser messen können, die umweltrechtlich relevant seien, sagt der zuständige Geologe gegenüber SRF.

Sind die Altlasten also nicht für das Fischsterben verantwortlich? Das kann man so nicht abschliessend sagen. Laut Geologiebüro könne man die Ursachen des Fischsterbens der letzten Jahre nicht alleine aufgrund der hydrogeologischen Untersuchungen klären. Heisst: Die Daten, die gesammelt wurden, zeigten zu wenig. Es habe an aktuellen und regelmässigen, aussagekräftigen Messwerten gefehlt.

Welche Konsequenzen hat dies? Vorderhand keine konkreten. Im Zusammenhang mit dem Umweltskandal laufen mehrere Strafverfahren. Um jedoch künftig bessere Daten vom Grundwasser zu erhalten, wurde ein Überwachungssystem eingerichtet. Es erfasst ausser dem Grundwasser auch den Fluss Kander. Das System besteht aus 23 Messstellen mit rund 50 Sensoren. Sollten bei einem der vielen Grossprojekte im Kandertal tatsächlich Schadstoffe ins Grundwasser gelangen, soll das System das Grundwasser schützen.

Sind sich denn nun die Partner des runden Tisches einig? Nein. Zwar waren alle Parteien bereit, daran teilzunehmen. Bei der letzten Sitzung fehlte jedoch die Blausee AG, welche die Fischzucht betreibt. Sie trägt laut Mitteilung die unabhängige Expertise nicht mit. Damit fehle die vereinbarte Einstimmigkeit, um dieses Gutachten zu veröffentlichen. Was es also konkret zutage gebracht hat, ist nicht öffentlich. Auch das neuste Kapitel im Umweltskandal bringt demnach nicht wirklich Licht ins Dunkle.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 21.01.2022, 17:30 Uhr ; 

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