Während viele Medienunternehmen unter einem massiven Rückgang bei den Inseraten im Zuge der Corona-Krise leiden und auf Kurzarbeit umstellen mussten, sieht es für die linke Wochenzeitung «WOZ» besser aus. Seit Langem setzt sie vor allem auf Abonnentinnen und Abonnenten und ist deshalb weniger von der Werbung in ihrem Blatt abhängig als andere Medien.
Alle Artikel frei zugänglich
Nach dem Lockdown in der Schweiz hat die «WOZ» sogar ihre Paywall geöffnet, alle Artikel können seither auch von Nicht-Abonnentinnen und Abonnenten gratis gelesen werden. «Die ‹WOZ› wird normalerweise in Bars, Restaurants oder Bibliotheken gelesen», begründet Co-Redaktionsleiterin Silvia Süess den Schritt. «Weil diese Institutionen geschlossen sind, könnten unsere Leserinnen und Leser die Zeitung sonst nicht mehr lesen.»
Die Reaktion auf die Öffnung der Paywall für alle sei allgemein positiv aufgenommen worden – auch von den Abonnentinnen und Abonnenten, die ja weiterhin für die Zeitung bezahlen. Neben einer Verdoppelung der Anzahl Besucher auf der «WOZ»-Website seien die Zahl der Probeabonnements gestiegen und mehr Spendengelder hereingekommen, sagt Süess. «Die Solidaritätswelle unserer Leserinnen und Leser ist wirklich sehr gross.»
Kurzarbeit ist kein Thema
Zwar spüre auch die «WOZ» den Inseraterückgang im Zuge der Corona-Krise. Doch das habe weniger Auswirkungen als bei anderen Medientiteln, sagt Süess. Man sei zu 80 Prozent durch die Leserinnen und Leser finanziert, die Inserate würden nur gut zehn Prozent der Finanzierung ausmachen. «Natürlich ist es nicht erfreulich, wenn die wegfallen. Aber es hat viel weniger starke Auswirkungen als für ein Medium, das sich ausschliesslich durch Inserate finanziert.»
Entsprechend sei der redaktionelle Teil in der «WOZ» seit Beginn der Viruskrise Mitte März auch nicht abgespeckt worden. «Im Gegensatz zu vielen anderen Journalistinnen und Journalisten gibt es für uns genug zu tun», so Süess. Deshalb sei Kurzarbeit kein Thema.