Daniel Fässler jasst fürs Leben gern. «Ein wunderschönes Spiel, das kreativ macht», sagt der Kommunikationsprofi aus Uster. Während der Corona-Zwangspause im Frühling hat er sich zusammen mit Grafiker Jens Riedweg aus Baar eine neue Jass-Variante überlegt: Den «Fässler-Jass». Auf den ersten Blick sehen die Karten aus wie ganz normale Deutschschweizer Jasskarten.
Allerdings: Ein Set besteht aus 62 Karten – statt aus 36 – und lässt sich so auch zu sechst spielen; ohne dass zwei Sets zusammengemischt werden müssen. «Wir haben es so weiterentwickelt, dass damit etwa ein Schieber gejasst, aber auch andere Spiele, wie etwa Poker, gespielt werden können», erklärt Fässler.
«Man muss den Stil genau treffen»
Die Zusatzkarten, wie etwa der «Fässler», forderten den Gestalter Jens Riedweg heraus. «Wenn man etwas so Bekanntes wie Jasskarten um neue Karten ergänzt, muss man genau den Stil treffen, sonst stört das Neue», sagt er. Und zeigt auf grosse Papierbögen vor sich. Darauf die Ur-Jasskartenbilder, entworfen von Jakob Peyer in den 1870er Jahren.
Jens Riedweg hat die Originale bereits vor einigen Jahren mit grosser Sorgfalt digital neu illustriert und vertreibt die Karten über eine Webseite. Für den neuen «Fässler-Jass» hat der Grafiker den bestehenden Farben Schälle, Schilte, Rose und Eichle die Zahlen eins bis fünf und zwei Joker (Wilhelm Tell und Helvetia) sowie die Fässler-Karte zur Seite gestellt.
Die Karten lassen die beiden Jass-Fans in der Schweiz drucken und verkaufen sie für 15 Franken pro Set. Ein Vielfaches von dem, was Grossverteiler für ein Set Jasskarten verlangen, das im Ausland gedruckt wurde (ca. 1.50 CHF).
Kritik vom Jass-Profi
Hans-Ulrich Schwander findet den Preis des «Fässler-Jass» gerechtfertigt, eben weil sie «Made in Switzerland» sind. Aber sonst sieht der Jass-Profi aus Uster die neuen Karten kritisch. «Zum Zählen ist es furchtbar kompliziert», sagt Schwander, der pro Jahr 30 Jass-Turniere organisiert und das Spiel mit Kollegen getestet hat. «Man muss zum Beispiel noch diesen Fässler dazu zählen, der Extrapunkte gibt», so Schwander.
Zur Kritik der eingefleischten Jasser sagt Erfinder Fässler: «Es ist wirklich simpel, aber man muss halt die Spielregeln lesen.» Seine Jass-Variante erfordere ein Umdenken bei den Spielern.