Zum Inhalt springen

Unerwünschte Tierart Kanton Baselland macht Jagd auf Waschbären

Die Tiere werden im Kanton Baselland eingefangen und getötet, um ein unkontrolliertes Ausbreiten zu verhindern. Sie gelten als invasive Art.

30 bis 40 Waschbären leben alleine im Kanton Baselland. So zumindest eine Schätzung, die der Baselbieter Jagdaufseher Rolf Wirz nennt. Er ergänzt aber sogleich: «Ich denke, die Dunkelziffer ist hoch und es hat viel mehr Waschbären bei uns.» Und dies, obwohl das Tier in Europa eigentlich nicht heimisch ist. Zahlen für die ganze Schweiz gibt es nicht.

Im Baselbiet fängt man die Waschbären nun ein, um ihre Ausbreitung zu stoppen. «Ich fange sie nicht ein, um sie danach freizulassen», sagt Wirz. Die gefangenen Tiere würden getötet. Seit 2016 gelten Waschbären in Europa als invasive Art, die zum Abschuss freigegeben ist.

Ich fange sie nicht ein, um sie danach freizulassen.
Autor: Rolf Wirz Jagdaufseher Baselland

Die putzigen Felltiere greifen zwar keine Menschen an, können aber gut klettern und schwimmen. Sie erklimmen problemlos allerlei Orte und halten sich auch dort auf, wo Menschen sie nicht wollen, zum Beispiel zwischen Dachziegeln.

Auf der Futtersuche richten Waschbären auch in Gärten und an Autos Schäden an. Zudem plündern sie Nester von Vögeln. Mit den Fallen und dem Abschuss will man im Baselbiet jetzt Gegensteuer geben.

Überall, nur nicht im Tessin

Waschbären wurden 1975 erstmals in der Schweiz nachgewiesen, so Biologin Sarah Hummel von Info Fauna. Sie kämen mittlerweile wohl in der ganzen Schweiz vor, mit Ausnahme des Tessins. Besonders betroffen seien die beiden Basel, Aargau, Solothurn, Schaffhausen und Zürich.

Deutschland tötet 200'000 Waschbären

Box aufklappen Box zuklappen
Bärenkopf zwischen Dachziegeln
Legende: Ein Waschbär krabbelt in Berlin am Abend aus seinem Versteck, um auf Nahrungssuche zu gehen. Keystone/Britta Pedersen

Waschbären breiten sich in der Schweiz vor allem in den Kantonen aus, die an Deutschland grenzen. Dies, weil die meisten Waschbären von Deutschland in die Schweiz einwandern.

Vor 100 Jahren waren sie wegen ihres Felles von Nordamerika nach Deutschland in eine Farm gebracht worden. Dort sind einige ausgebrochen. 1934 wurden sogar einige Exemplare extra ausgesetzt, um die Fauna zu erweitern. Seither wächst die Population in Deutschland und die Tiere passieren auch die Grenze zur Schweiz.

Im Jahr 2020 hat Deutschland 200'000 Waschbären gefangen und getötet.

Aufgeschreckt wurde man in der Nordwestschweiz aber nicht nur der vergleichsweise hohen Anzahl gesichteter Tiere wegen, sondern auch, weil man hier die ersten sogenannten Reproduktionsnachweise fand. 2020 wurden in Kaiseraugst (AG) junge Waschbären gesichtet, 2021 in Gelterkinden und Lausen (beide BL) und dieses Jahr in Schinznach (AG).

Nicht mal ein Hochhaus bremst den Waschbär

Die Tiere wandern mittlerweile nicht nur zeitweise ein, sondern fühlen sich in der Schweiz bereits so heimisch, dass sie hier Junge grossziehen. Die Population werde sich deswegen vergrössern, schliessen Hummel und Wirz. Der Baselbieter Jagdaufseher wird also noch manche Bärenfalle aufstellen.

Schweiz Aktuell, 28.11.2022 ; 

Meistgelesene Artikel