In Deutschland und Österreich gilt eine Pflicht für sogenannte FFP2-Masken, zumindest im öffentlichen Verkehr und beim Einkaufen. In der Schweiz verzichten die Behörden vorerst auf eine Pflicht. Dennoch – auch in der Schweiz decken sich immer mehr Personen mit den hochwertigen, aber relativ teuren Masken ein.
Doch wer einen Bart trägt – und den auch behalten möchte – der kann sich vom Gedanken, sich FFP2-Masken anzuschaffen, gleich wieder verabschieden. Einen besseren Effekt als herkömmliche Masken haben sie für Barträger nicht.
Infos der amerikanischen Gesundheitsbehörde
Peter Wick von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) und Mitglied der Covid-19-Science-Task-Force sagt sogar klipp und klar: Wer eine FFP2-Maske tragen will, sollte das nicht mit Bart tun – auch nicht mit einem Dreitage-Bart. Dies gilt auch für FFP1- und FFP3-Masken. Er verweist dabei auf eine Visualisierung der US-Gesundheitsbehörde.
Kurz zusammengefasst: Schnauz Ja – Bart Nein. Das Problem: Schon wenige Millimeter Bart, dort wo der Rand der Maske verläuft, verhindern einen dichten Abschluss, der für FFP2-Masken entscheidend ist. Wer eine FFP2-Maske über seinen Bart trägt, der stosse ebenfalls Aerosole aus. Vielleicht etwas weniger als bei einer Chirurgenmaske, je nachdem wie die Maske sitzt, aber dennoch einen beträchtlichen Anteil.
Tröpfchen würden von allen Masken abgehalten, aber bei FFP2-Masken sei der Widerstand des Trägers beim Atmen grösser. Und mit Bart blase man die Aerosole dann zur Seite bei den undichten Abschlüssen heraus, der Raum füllt sich also schneller damit. Und auch beim Einatmen sind die Masken so nicht dicht. Peter Wick geht sogar so weit zu sagen: Bartträger, die zur Risikogruppe gehören oder aus sonstigen Gründen eine FFP-Maske tragen müssen, sollten auf den Bart verzichten.
Mit den Aerosolen steht für Peter Wick auch gleich ein entscheidender Aspekt im Raum: Für dauerhafte Nutzung werden eigentlich alle Masken zweckentfremdet. Masken sollten zeitlich begrenzt, wenn der Abstand nicht eingehalten werden kann, eingesetzt werden.
Die Empfehlungen des Bundesamts für Gesundheit (BAG)
Wer im Büro mit mehreren Mitarbeitern sitzt, generiert über die Zeit auch Aerosole – egal ob man eine Maske trägt oder nicht. Masken verzögern die Zeit bis es zu einer potenziellen Übertragung kommt, sie verhindern sie nicht.
Deshalb steht für Peter Wick die Maske auch erst an dritter Stelle der Massnahmen, die jeder zur Verbreitung des Virus beitragen sollte. Klar an erster Stelle stehe das Verhalten, also das Vermeiden von Kontakten, an zweiter Stelle stehe komme dann die Hygiene, also zum Beispiel das regelmässige Händewaschen, erst dann die Maske.
FFP2-Masken verleihen falsches Sicherheitsgefühl
Die Gefahr bei FFP2-Masken bestehe auch darin, dass sie Träger in einer falschen Sicherheit wiegen würden. Man habe das Gefühl, mit einer solchen Maske sei man besser geschützt und könne zum Beispiel nun wieder mit Kollegen jassen gehen. Doch wenn sie nicht richtig eingesetzt werde – und das sei mit Bart unmöglich, aber auch ohne schwierig – verpufft der erwünschte positive Effekt, so Wick.
Er könne nachvollziehen, dass nun viele Leute das vermeintlich Beste kaufen möchten. Doch wenn man eine FFP2-Maske richtig dicht angezogen habe, dann sei man froh, wenn man sie nach zwei Stunden wieder ablegen könne. Für den Dauereinsatz, zum Beispiel im Büro, sei dies schlicht nicht realistisch.