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Unia gegen Detailhändler Sonntagsverkäufe als Hilfe für die Pandemie-Geschädigten?

Der Ständerat hat in einer Debatte den Streit neu entfacht: Geschwerkschaften opponieren, die Detailhändler frohlocken.

Sechs Tage lang darfst du shoppen und all deine Werke tun. Aber am siebten Tag, da erholst du dich von den Strapazen der Woche – so will es die Bibel. Und so steht es im Prinzip auch im Arbeitsrecht. Die Gewerkschaften wollen, dass das auch so bleibt.

Das sagt auch Leena Schmitter von der Unia: «Dieser Antrag auf zwölf Sonntagsverkäufe fürs Covid-Gesetz ist aus unserer Perspektive brandgefährlich. Wir sehen, dass es immer wieder Angriffe auf die Arbeitszeiten gibt – in diesem Fall auf die Sonntagsarbeit.»

Chance, um pandemiebedingte Ausfälle zu sanieren?

Das sei kein Angriff, sondern ein Mini-Konjunkturprogramm, sagt die Branchenvertreterin Dagmar Jenni von der Swiss Retail Federation: «Wir müssen auch davon ausgehen, dass die Sonntage eigentlich diejenigen Tage sind, an denen die Leute dann Zeit zum Einkaufen hätten.»

Dagmar Jenni ist die Geschäftsführerin des Detailhandelbranchenverbands
Legende: Dagmar Jenni ist die Geschäftsführerin des Detailhandelbranchenverbands Swiss Retail Federation und argumentiert, dass an diesen zwölf Ausnahmesonntagen der Detailhandel die Verluste aus der Corona-Pandemie zu gewissen Teilen auffangen könnte. SRF

Die Geschäftsführerin des Branchenverbands sagt weiter: «Da würden genau diese Branchen, die jetzt gebeutelt wurden, die Möglichkeit haben, den Verlust und den verlorenen Umsatz etwas aufzuholen.» Zum Beispiel die Kleiderläden, die Marktanteile an die Online-Händler verloren haben.

Unia: Umsatz verteilt sich und wird nicht mehr

Doch die Gewerkschafterin zweifelt, dass die zusätzlichen Sonntagsverkäufe für mehr Umsätze sorgen würden. Leena Schmitter von der Unia sagt: «Die Kundinnen und Kunden haben nicht plötzlich mehr Geld im Portemonnaie, nur weil ein Laden auch am Sonntag offen ist.»

Leena Schmitter
Legende: Leena Schmitter ist Mediensprecherin bei der Gewerkschaft Unia und spricht von einem gefährlichen Präzedenzfall. Unia

Schmitter sagt weiter: «Also was passieren würde, ist schlicht und einfach, dass sich der Umsatz auf mehrere Tage verteilt und sicher nicht steigt.»

Die Gewerkschaften befürchten einen teuflischen Plan dahinter; einen generellen Angriff auf die Arbeitszeiten, mit mehr Flexibilität, mehr kurzfristigen Einsätzen – gerade an den Sonntagen.

Bliebe es bei einer befristeten Massnahme?

Die Branchenvertreterin versichert, die maximal zwölf Sonntagsverkäufe sollen eine befristete Massnahme bleiben. Trotzdem sagt Dagmar Jenni, der Sonntag sei gesellschaftlich schon jetzt keine heilige Kuh mehr: «Ich finde, man kann das jetzt durchaus mal diskutieren, dass der Sonntag nicht mehr als unantastbarer Tag angeschaut wird.»

Vielleicht ist es also bald vorbei mit dem freien Sonntag – zumindest an zwölf Tagen in diesem und im nächsten Jahr.

HeuteMorgen, 04.03.2021, 06:00 Uhr

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