Sie erzählen von Existenzangst, der Schwierigkeit, eine vergleichbare Stelle zu finden und davon, wie hart es ist, sich nach langer Zeit neu positionieren zu müssen. Zwei Betroffene berichten im Interview mit SRF, wie es ihnen seit der Entlassung an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) geht.
Neues Studienmodell sorgt für Kündigungen
Die ZHdK steht zurzeit unter Beobachtung durch den Kantonsrat, wegen Kritik an einer Reform und nachdem vor einigen Wochen Vorwürfe wegen Vetternwirtschaft laut wurden. Diese weist die Hochschule klar zurück.
Die zwei Betroffenen gehören zu den rund 30 Dozierenden, welche die Fachhochschule verlassen müssen. Ihnen wurde Ende 2023 gekündigt, weil die ZHdK derzeit ein neues Studienmodell einführt.
Neu können die über 2000 Studierenden ihr Hauptfach zum Beispiel in Kunst, Film oder Musik mit einem Nebenfach ergänzen. Zur Auswahl stehen etwa Nachhaltiges Design, Globale Popkultur oder Kinderchorleitung (für Musikstudierende). Diese grosse Umstrukturierung hatte die Entlassungen mit Sozialplan zur Folge.
Kündigung statt alternativem Job
Auskunft geben möchten die Betroffenen nur anonym. Sie fürchten Repressalien durch die Schulleitung. Ihr Hauptvorwurf: Die ZHdK habe ihnen vor der Kündigung keine Alternative geboten, obwohl das kantonale Personalgesetz dies vorsieht und die Angestellten so speziell schützt.
«Es gab absolut kein Angebot, nur einen E-Mail-Verteiler mit offenen Stellen», sagt eine der Personen. Aber auf dem Verteiler sei keine Stelle dabei gewesen, die passt: «Eine Stelle im Museumscafé wäre eine unglaubliche Herabsetzung verglichen mit dem, was ich bisher gemacht habe.»
Eine andere Person bestätigt, auch sie habe keine andere, zumutbare Arbeit angeboten bekommen: «Ich fragte danach, aber mehrmals – so habe ich das auch von Kollegen gehört – wurden mögliche Aufträge schliesslich an externe Gäste vergeben.» Auch der Berufsverband der Zürcher Fachhochschul-Dozierenden (FH ZH) kritisiert, dass die ZHdK keine solchen Angebote gemacht haben soll.
«Studierende haben Anrecht auf Lehrpersonen mit Fachwissen»
Erstmals nimmt Rektorin Karin Mairitsch zum Vorwurf Stellung. Sie sagt: «Es stimmt, dass wir in einigen, sehr wenigen Fällen keine adäquate Lösung gefunden haben. Das hat mit dem Spezialwissen dieser Personen zu tun, das für die neuen Lehrinhalte nicht passend war.»
Ausserdem hätten die Studierenden das Recht darauf, von Lehrpersonen mit spezifischem Fachwissen unterrichtet zu werden. Die Schule habe viel darangesetzt, um möglichst für alle Mitarbeitenden eine Lösung zu finden.
Am Schluss entliess die ZHdK 34 von über 1500 Angestellten ganz oder teilweise. Das entspricht 6.5 Vollzeitstellen. Die Umstrukturierung an der Fachhochschule läuft noch weiter. Ob es zu mehr Kündigungen kommt, ist offen.