Noch immer reibt sich Fredy Fässler die Augen, denn die Ausschreitungen am Karfreitag in St. Gallen hätte der Regierungsrat und Präsident der kantonalen Justiz- und Polizeidirektorenkonferenz nie für möglich gehalten: «Wir kennen das in der Stadt St. Gallen eigentlich nicht. Derartige Bilder kennen wir aus Bern und Zürich. Wir waren natürlich schon überrascht.»
Unsere Polizeikorps sind nicht darauf ausgerichtet, an jedem Wochenende an verschiedenen Orten Grossveranstaltungen zu kontrollieren.
Für Freitagabend wird in St. Gallen wieder zu einer illegalen Grossparty aufgerufen. Die Stadtpolizei will diese mit massiver Präsenz und einem rigorosen Durchgreifen verhindern. Sie würden nicht nur allfällige Krawallanten, sondern auch Gaffer konsequent wegweisen, teilt die Polizei mit.
Mehrere Einsatzorte gleichzeitig
Aber auch in Winterthur und Zürich wird zu Randalen aufgerufen. Zudem wollten Coronaskeptiker trotz Verbot am Samstag eine Demonstration in Altdorf durchführen. Diese wurde aber von den Organisatorinnen und Organisatoren zwischenzeitlich wieder abgesagt.
Trotzdem schaut der oberste Polizeidirektor der Schweiz dieser Entwicklung mit grosser Sorge entgegen. Fredy Fässler sagt: «Unsere Polizeikorps sind nicht darauf ausgerichtet, an jedem Wochenende an verschiedenen Orten Grossveranstaltungen zu kontrollieren.»
Die Polizei sollte doch coronabedingt Zeit haben?
Das viel gehörte Argument, wonach die Polizei derzeit weniger zu tun habe, da an Wochenenden wegen des Veranstaltungsverbots ja fast nichts los sei, stimme überhaupt nicht, sagt auch Max Hofmann. Er ist der Generalsekretär des Polizeibeamtenverbandes (VSPB). Das Gegenteil sei der Fall, denn wegen der Corona-Pandemie seien die Polizeibeamtinnen und -beamten täglich massiv gefordert.
Hofmann ergänzt: «Es geht viel mehr um Kontaktaufnahme, Deeskalation, Dialog. Beispielsweise schauen Fusspatrouillen, dass die Masken getragen werden. Es ist sehr zeitaufwendig.»
Käme es dann an Wochenenden noch zu langen Einsätzen an diversen Orten, sei dies zusätzlich belastend, so Hofmann. Zudem: «Wenn natürlich drei bis vier Brennpunkte mit solchen Krawallrisiken vorhanden sind, dann kommen wir sehr rasch ans Limit.»
Es geht viel mehr um Kontaktaufnahme, Deeskalation, Dialog. Beispielsweise schauen Fusspatrouillen, dass die Masken getragen werden. Es ist sehr zeitaufwendig.
Erschwerend kommt hinzu: Wo genau und ob es überhaupt zu Krawallen kommt, ist im Vorfeld schwierig vorauszusehen. So wird die Polizei an verschiedensten möglichen Brennpunkten bereit sein müssen.