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Nach Liebe gesucht, Geld bezahlt – nichts mehr gehört
Aus Espresso vom 15.04.2019. Bild: Keystone
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Unseriöse Partnerbörse Nach Liebe gesucht, Geld bezahlt – nichts mehr gehört

Das Wichtigste in Kürze

  • Zwei Frauen wollten mit der Firma Partnerpool GmbH einen Mann finden.
  • Geschäftsführer Marc Hiltbrand versprach ihnen das Blaue vom Himmel. Über ihn haben «Espresso» und «Kassensturz» schon mehrfach berichtet.
  • Heute kämpfen die Frauen mit Anwälten um ihr Geld.
  • Der Partnervermittler behauptet, er arbeite seit 40 Jahren seriös.

Verena Suter (Name geändert) aus Zürich fiel eine Kontaktanzeige eines unternehmungslustigen Rentners in einer Zeitung auf. Die 72-jährige ehemalige Geschäftsführerin wählt die Telefonnummer im Inserat. Doch dort meldet sich nicht ein reiselustiger Rentner, sondern Marc Hiltbrand von der Partnerpool GmbH.

Marc Hiltbrands Charmeoffensive im Nobelhotel

Hiltbrand überredet Suter zu einem «Kennenlerngespräch» in einem Zürcher Nobelhotel. Er macht ihr Komplimente, verspricht ihr das Blaue vom Himmel. Sein Vermittlungsvertrag sei ein Leben lang gültig, bis sie einen geeigneten Partner fände. Neunzig Prozent seiner Kunden könnten vermittelt werden. Spontan kämen ihm gleich zwei Herren in den Sinn, die zu ihr passen könnten und die erst noch in ihrer Nähe wohnten.

Widerrufsrecht bei Partnervermittlungs-Verträgen

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Laut Gesetz können Kunden einen Partnervermittlungsvertrag während 14 Tagen entschädigungslos widerrufen. Während dieser Frist darf ein Partnervermittler kein Vermittlungshonorar annehmen.

Verena Suter lässt sich überreden den Vermittlungsvertrag zu unterschreiben. Kostenpunkt: 5385 Franken. Hiltbrand drängt die Frau dazu, die Gebühr am besten sofort einzuzahlen. Dann könne er unverzüglich mit ersten Abklärungen beginnen.

Nach der Überweisung des Geldes herrscht Funkstille

Suter zahlt. Dann hört sie nichts mehr von Marc Hiltbrand. Als sie nach mehrmaligem Nachfragen weder das versprochene Partnerprofil bekommt noch Partnervorschläge, kündigt sie den Vertrag noch während der 14-tägigen Widerrufsfrist und fordert ihr Geld zurück. Doch darauf wartet die Frau noch heute.

Widerrufsrecht bei Partnervermittlungs-Verträgen

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Laut Gesetz können Kunden einen Partnervermittlungsvertrag während 14 Tagen entschädigungslos widerrufen. Während dieser Frist darf ein Partnervermittler kein Vermittlungshonorar annehmen.

Eine zweite «Espresso»-Hörerin erzählt die gleiche Geschichte. Auch die 40-jährige Sachbearbeiterin aus Basel hat den Vertrag mit Marc Hiltbrands «Partnerpool GmbH» noch während der Widerrufsfrist gekündigt. Sie hatte während des Gesprächs kein gutes Gefühl, liess sich aber dennoch dazu drängen, den Vertrag zu unterschreiben und das Geld sofort zu überweisen.

Als das merkwürdige Gefühl nach Tagen nicht verschwand, recherchierte die Frau im Internet und entdeckt, dass «Espresso» und «Kassensturz» schon mehrfach über die zweifelhaften Geschäftspraktiken von Marc Hiltbrands Firmen berichtet haben. Sofort kündigt die Frau den Vertrag. Doch Hiltbrand holt den eingeschriebenen Brief nicht ab.

Partnerpool GmbH steckt in finanziellen Schwierigkeiten

Unterdessen haben sich beide Frauen einen Anwalt genommen und die Partnerpool GmbH betrieben. «Espresso» weiss: in beiden Fällen holte Hiltbrand die Betreibung trotz mehrfacher Anzeigen nicht ab. Das Betreibungsamt musste die Zahlungsbefehle mit Hilfe der Kantonspolizei zustellen.

Ein Auszug aus dem Betreibungsregister zeigt: Die Partnerpool GmbH steckt in finanziellen Schwierigkeiten. In den letzten beiden Jahren sind Betreibungen in der Höhe von rund 50'000 Franken registriert, es wurden Verlustscheine über 20'000 Franken ausgestellt und bei der Partnerpool GmbH lag bereits zweimal eine Konkursandrohung auf dem Tisch.

Marc Hiltbrand: Kundinnen sind selber schuld

Zu diesen Vorwürfen wollte Marc Hiltbrand gegenüber «Espresso» nur per Mail Stellung nehmen. Er arbeite seit mehr als 40 Jahren seriös und halte sich an die gesetzlichen Bestimmungen. Es sei darüber hinaus nicht sein Fehler, dass die beiden Kundinnen sein Honorar bereits während der Widerrufsfrist überwiesen hätten. Für ihn bedeute das, dass die Kundinnen auf die Widerrufsfrist verzichten wollen.

Es gehe ihr längst nicht mehr um die 5000 Franken, sagt Verena Suter. Die Enttäuschung darüber, angelogen und ausgenützt worden zu sein, habe sie wegstecken können. Mit ihrem Gang an die Öffentlichkeit will sie andere vor solchen Geschäftspraktiken warnen.

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