Es war wie Weihnachten, als Tierheim-Besitzer Ernst Krüsi Besuch von zwei Herren bekam, die sich als professionelle Spendensammler des Vereins Lafam vorstellten. Sie boten ihm an, für sein Tierheim Geld zu sammeln. 2000 bis 3000 Franken pro Monat für Renovationen, Futter und weitere Kosten.
Krüsi unterschrieb eine Vereinbarung, wonach er 20 Prozent des eigens für ihn ins Leben gerufene Spendenprojekts «Tierheim Easy» erhalten sollte. Am Anfang schien alles gut zu laufen, der Verein Lafam überwies ihm in mehreren Tranchen Geld. Doch dann kamen die Zahlungen unregelmässiger, wurden tiefer. Insgesamt erhielt er innerhalb rund eines Jahres etwas über 3000 Franken.
Die Hälfte ging bar an die Spendensammler
Das sei viel zu wenig, sagt ein Insider. Lafam hätte täglich mit drei bis sechs Personen gesammelt. Der Insider, der anonym bleiben will, erinnert sich: «Jeder Sammler machte pro Tag insgesamt 250 Franken.» Das Geld hätten sie nach dem Sammeltag aufgeteilt, die eine Hälfte nahmen die Sammler, die andere Hälfte ging an Lafam. «Sie steckten das Geld in ihr Portemonnaie. Wenn man nachfragte, sagten sie, die Details würden uns nichts angehen.»
Bei etablierten Organisationen gehen mindestens 80 Prozent der Einnahmen an die Projekt- und Programmarbeit.
Bei Tierheimleiter Ernst Krüsi riefen immer mehr Spender an: «Eine Frau wurde fast bedrängt, eine andere sagte, man habe ihr per Lastschriftverfahren Geld abgezogen, obwohl das nicht so abgemacht war.» Krüsi kündigte die Zusammenarbeit mit Lafam.
Service
Statt 180 Franken 1080 Franken abgezogen
Auch Lehrling Riccardo Mazzeo zog Lafam zu viel Geld ab. Er liess sich auf der Strasse überreden, per Lastschriftverfahren an das Tierheim zu spenden. 180 Franken pro Jahr sollten es sein, nach einem Jahr kündigte er den Vertrag. Doch Lafam zog ihm nicht nur einmal 180 Franken ab, sondern insgesamt 1080 Franken. Auf seine Beschwerden erhielt er keine Antwort.
Swissfundraising, der Verband der Spendensammler, kritisiert die Methoden des Vereins Lafam: «Das ist unseriös, 20 Prozent sind nicht genug. Wenn man für ein Projekt sammelt, ist das Verhältnis bei etablierten Organisationen genau umgekehrt: Mindestens 80 Prozent der Einnahmen gehen an die Projekt- und Programmarbeit.»
Hilfreicher Link
Neu heisst die Seite Pro-Gypsy
Die Zuständigen von Lafam wollen konkret keine Stellung nehmen. Sie bestreiten die Vorwürfe. In der Zwischenzeit arbeiten sie unter einem anderen Namen: Pro-Gypsy heisst das aktuelle Projekt, das laut Homepage Geld sammelt für Kinder und Tierheime.