Gerüchte, Mythen und Legenden ranken sich um die Verbrecherbande, die als «Pink Panther» überall in Europa zweifelhafte Bekanntheit erlangt hat. So heisst es zum Beispiel, ihre Mitglieder seien Ex-Soldaten aus Serbien. Tatsache ist, dass sie professionell vorgehen, ihre Raubüberfälle perfekt organisiert sind.
«In ein, zwei Minuten ist der Überfall gemacht. Eine Person kümmert sich um das Personal, bedroht sie mit einer Waffe, die anderen Personen schlagen Vitrinen ein und rauben daraus Schmuck und Uhren», wie Lulzana Musliu, Sprecherin des Bundesamts für Polizei, die Vorgehensweise beschreibt. Oft verändern die Mitglieder der «Pink Panther» bei den Überfällen zudem ihr Aussehen.
Traumatisierte Opfer
Ein Opfer der «Pink Panther» ist heute noch geschockt: «Einer kam als Kunde, der schon mal hier war, ins Geschäft. Er hat sich ganz ruhig hingesetzt und sich die Sachen noch einmal zeigen lassen.» Anschliessend sei ein zweiter vermeintlicher Kunde ins Geschäft gekommen. «Und dann zieht der erste plötzlich eine Pistole und richtet sie auf meinen Verkäufer.» In kurzer Zeit packten die Räuber Schmuckstücke und Uhren zusammen und flohen.
Opfer solch gezielter Überfalle seien oft traumatisiert, sagt Marco Cortesi, Sprecher der Stadtpolizei Zürich: «Die sind in einem Schockzustand und funktionieren einfach nur noch. Und die meisten werden das ihr Leben lang mit sich tragen.»
16 Millionen Franken Beute nur in Zürich
Ab Mittwoch steht nun ein mutmassliches Mitglied der «Pink Panther»-Bande vor dem Zürcher Bezirksgericht. Es ist ein 37-jähriger Serbe, dem neun Raubüberfälle in der Schweiz, Deutschland und Österreich vorgeworfen werden.
Am meisten Beute soll er in Zürich gemacht haben – rund 16 Millionen Franken in drei Schmuckläden. Grenzwachtkorps verhafteten den Mann im März 2016, als er von der Schweiz nach Österreich reisen wollte. Er sass zunächst in Untersuchungshaft und anschliessend im vorzeitigen Strafvollzug. Die Staatsanwaltschaft fordert 16 Jahre Freiheitsstrafte unbedingt und 15 Jahre Landesverweis.
Höchste Sicherheitsvorkehrungen beim Prozess
Die Anklageschrift gibt weiteren Aufschluss über die Organisation. Pro Raub erhalten die Mitglieder demnach jeweils bis zu 30'000 Euro Lohn, je nachdem wie problemlos der Raub verläuft. Rund 200 Leute soll die Gruppierung zählen.
Wenn die Polizei mutmassliche «Pink Panther»-Mitglieder transportiert, setzt sie gewöhnlich auf schwer bewaffnete Beamte in Vollmontur. Denn Bandenmitgliedern ist es schon gelungen ihre festgenommenen Kollegen aus Gefängnissen zu befreien – auch in der Schweiz.
Über die für den Prozess erstellten Sicherheitsmassnahmen wollte sich seitens der Polizei niemand äussern. Es ist aber davon auszugehen, dass die Vorkehrungen rund um das Zürcher Bezirksgericht am Mittwoch umfangreich und aussergewöhnlich sein werden.