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Unternehmen müssen umsatteln China will keine Schweizer Plastik-Abfälle mehr

  • Schweizer Recycling-Unternehmen leiden unter dem Kurswechsel Chinas in der Abfallfrage. Nun wird wieder mehr Gemischt-Plastik verbrannt.
  • Vor dem chinesischen Importstopp wurden jedes Jahr rund 10'000 Tonnen Plastikabfälle aus der Schweiz nach China verschifft. Dies ergaben Recherchen der «Tagesschau».
  • Offizielle Zahlen zu den Exporten von Plastik-Abfall gibt es nicht.

Die grösste Exporteurin von Recycling-Plastik hat alleine jährlich rund 7000 Tonnen Abfallmaterial nach China exportiert. Nun ist die Horneman Chemplas (Europe) am Ende. Geschäftsleiterin Prudence Weber erklärt: «Ich kaufte hauptsächlich die Plastik- oder Kunststoffballen, die gemischt aus verschiedenen Kunststoffen bestanden. Da braucht man viel Arbeitskraft zum Sortieren bevor man den Kunststoff recyceln kann.»

Plastikabfälle auf Paletten und gebündelt.
Legende: Plastikabfälle werden für den Transport gebündelt. SRF, Marcel Anderwert

Das sind Plastikteile von Staubsaugern oder Küchengeräten, Folienabfälle oder Joghurtbecher mit Etiketten drauf. Das Sortieren von farblich oder vom Aufbau her gemischtem Kunststoff ist sehr aufwändig. Entweder braucht es dafür Handarbeit oder einen grossen Maschinenpark. In der Schweiz gibt es zurzeit kein einziges Werk, dass Plastik sortieren kann. Und China hat für die wertvollen Rohstoffe jahrelang Geld bezahlt.

Sortieren für bessere Qualität

Markus Tonner, Geschäftsleiter der Inno Recycling in Eschlikon (TG) ist der grösste Plastiksammler der Schweiz. Auch er hat jeweils unsortierte Plastikabfälle nach China geliefert. Zum Importstopp Chinas sagt er: «Das heisst für uns: Vor dem Rezyklieren besser sortieren. Und es heisst, es gibt auch etwas mehr Plastik-Qualitäten, die nicht rezykliert werden können. Die werden vermehrt als Ersatzbrennstoffe in der Zementindustrie verwendet.»

Gleichzeitig profitiert Inno Recycling auch vom Importstopp Chinas. Denn das Unternehmen betreibt auch ein Plastik-Recycling-Werk. Dort werden seit Anfang Jahr mehr Abfälle von guter Qualität angeliefert.

Wenn die Abfälle sortiert und möglichst rein sind, können sie zu neuem Granulat verarbeitet werden. Die Nachfrage nach solchem Granulat sei in diesem Jahr gestiegen, sagt Tonner. Er rechnet damit, bis Ende Jahr in Eschlikon 18'000 Tonnen Granulat produzieren zu können.

Bei Swiss Recycling, der Dachorganisation der Schweizer Recycling-Systeme, sind unsortierte Plastikabfälle ebenfalls ein Thema. Geschäftsführer Patrik Geisselhardt sagt: «Der Fokus bei uns ist, die Rezyklierbarkeit von Plastikverpackungen zu erhöhen. Das heisst, wir erarbeiten zusammen mit der Industrie Branchenstandards für die Rezyklierfähigkeit von Plastikverpackungen.»

Dies bedeute zum Beispiel, dass man weniger Verbundmaterial einsetzt, sondern mehr Mono-Materialien, die dann besser rezyklierbar sind. Das führe zu einer besseren Qualität des Sekundärmaterials – und zu einer besseren Nachfrage.

Oft bleibt nur das Verbrennen

Die Verbrennung der schwer sortierbaren Abfälle in Zementwerken oder in der Kehrrichtverbrennung ist für die Recycling-Unternehmen nicht attraktiv. Denn sie kostet, während der Export nach China Geld einbrachte.

Ökologisch ist die Verbrennung von Plastikabfällen gemäss Experten nicht sehr schlimm. Denn Plastik hat einen hohen Brennwert und kann mithelfen, Fernwärme oder Strom zu produzieren. Und mit dem Verbrennen kann verhindert werden, dass schwer sortierbare Plastikreste irgendwo auf einer Deponie oder in Asien im Meer landen.

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