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Unterschiedliche Asylzahlen Asylgesuche in der Schweiz sinken – langsamer als bei Nachbarn

Die Asylgesuche in der Schweiz gehen zurück, allerdings nicht so stark wie in Deutschland und Österreich. Weshalb?

Im ersten Halbjahr 2025 sind weniger Geflüchtete in die Schweiz gekommen als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Im Vergleich mit den Nachbarländern Deutschland und Österreich gehen die Asylgesuche in der Schweiz jedoch weniger stark zurück.

Weniger Menschen aus Syrien

«Ein Hauptgrund ist sicherlich der Sturz des Assad-Regimes», erklärt Anja Klug, Leiterin des UNO-Flüchtlingskommissariats in der Schweiz (UNHCR). «Dies hatte zur Folge, dass weniger Menschen aus Syrien geflüchtet sind.» Und da Deutschland und Österreich zu den Hauptzielländern syrischer Flüchtlinge gehörten, habe man die Auswirkungen dort am stärksten gespürt.

In den ersten sechs Monaten gab es in Österreich im Vergleich zur Vorjahresperiode einen Rückgang von 37 Prozent bei den Asylgesuchen, in Deutschland gar einen von 43 Prozent. Die Schweiz hingegen verzeichnet einen weniger grossen Rückgang, minus 18 Prozent.

Balkanroute wird kaum mehr genutzt

Ein weiterer Grund für den Rückgang der Asylsuchenden ist die Balkanroute, die beinahe zum Erliegen gekommen ist. Auf diesem Weg kamen jeweils Geflüchtete nach Österreich und Deutschland. «Das liegt zum einen natürlich an den Syrern, die nicht mehr kommen», sagt Klug. Zudem hätten die Migrations­kontroll­mass­nahmen in diesen Staaten zugenommen, also von der Türkei bis über die Balkanländer, so die Expertin.

Die Beine eines Mannes mit Sandalen am Hafen.
Legende: Ein Flüchtender kommt im Hafen von Hiraklion auf Kreta an. (8. Juli 2025) Keystone / NIKOS CHALKIADAKIS

Zum einen seien es Grenzkontrollen, zum anderen sei es auch so, dass die Leute nicht durchgewunken würden, sondern dort in ein Asylsystem kommen, wo sie ihren Asylantrag stellen können. Auch das Visaregime habe sich verändert, beispielsweise in Serbien. Früher herrschte dort ein sehr liberales Visaregime, das sich nun geändert hat.

Es ist vor allem die Mittelmeer-Route, über die die Flüchtlinge derzeit nach Europa kommen. In der ersten Jahreshälfte waren es rund 65'000 Menschen. «Hier sehen wir einen sehr deutlichen Anstieg bei Personen, die von Libyen aus nach Italien losfahren. Davon ist die Schweiz immer sehr direkt betroffen», sagt Klug.

Flüchtlingsströme schwer voraussehbar       

Die Gruppe, welche sich von Libyen aus Richtung Mittelmeer aufmache, sei meist durchmischt, so Klug. «Das sind zum Teil Leute, die aus nordafrikanischen Ländern kommen und auch Menschen aus Bangladesch sind dabei.» Es seien aber auch Leute dabei, die aus Ländern wie Eritrea und dem Sudan stammten, wo man wisse, dass Verfolgung und Krieg Ursachen der Flucht sind.

Die Flüchtlingszahlen gehen derzeit europaweit zurück. Ob das so bleibt, ist schwierig zu sagen. Die Flüchtlingsströme bleiben schwer voraussehbar, denn die weltweite Lage ist instabil.

Tagesschau, 24.07.2025, 19:30 Uhr

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