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Unterschlupf für Schweine Zelte für Freilandschweine sorgen im Thurgau für Unmut

Lang stritten sich der Kanton Thurgau und Bauern um Zelte für Freilandschweine. Eine Lösung gibt es, Widerwillen auch.

Sie sind beliebt bei Spazierenden, die Gehege mit Schweinen in der Freilandhaltung. Grunzend geben sich die Sauen den Streicheleinheiten der Passanten hin. Wird es den Tieren aber zu heiss oder setzt ihnen die Witterung zu, gibt es einen Unterstand zu ihrem Schutz, ein sogenanntes Rundbogenzelt.

6000 Franken für ein Netz

Eben diese Zelte wurden im Thurgau zum Politikum. 2020 hat sie der Kanton zum Schutz des Landschaftsbilds verboten. Das Amt für Raumentwicklung meinte damals, die grüne glänzende Fläche sei störend, ebenso die Form und die Grösse.

schwarzes Netz über das grüne Rundbogenzelt
Legende: Ein schwarzes Netz über das grüne Rundbogenzelt: So darf im Thurgau ein Unterstand für Freilandschweine aussehen. SRF

Auf dem Hof Kalchrain in Hüttwilen TG konnten Schweine deshalb eineinhalb Jahre lang nicht auf die Wiese. Doch die Lösung gab es nun doch: ein engmaschiges, schwarzes Netz als Überwurf über das Rundbogenzelt, damit das Sonnenlicht nicht mehr so stark reflektiert wird. Kostenpunkt: 6000 Franken.

Zuständiges Amt relativiert Kosten

Viel Geld, dessen ist sich Jonas Büchel, Abteilungsleiter des Amts für Raumentwicklung, bewusst: «Wenn man bedenkt, dass ein solcher Überwurf zehn Jahre hält, sind die Kosten aber stark zu relativieren. Wir haben das mit der Betriebsleitung und Landwirtschaftsvertretern angeschaut. Das ist gut machbar.»

Ein Schwein läuft über die Wiese
Legende: Dieses Schwein im Thurgau geniesst ein Leben draussen. SRF

Das Amt habe überdies auf noch teurere Massnahmen verzichtet, wie beispielsweise Unterstände aus Holz. «Das wäre auch denkbar. Aber da kommt auch ein Problem mit dem Gewicht hinzu», sagt Büchel. Die Lösung mit dem Netz über das Rundbogenzelt sei deshalb ein Kompromiss, zu dem man sich durchgerungen habe.

Unterschriftensammlung gegen Verbot

Die Einigung passt nicht allen. Ein Bauer musste wegen des Verbots die Freilandhaltung seiner Sauen aufgeben. Ein anderer sagt: «Da kann man nur den Kopf schütteln. Aber das ist jetzt die Auflage, an die wir uns halten müssen. Wir können nichts machen.»

Da kann man nur den Kopf schütteln, aber das ist jetzt die Auflage, an die wir uns halten müssen.
Autor: Nikolaus Gisler Landwirt in Tägerwilen TG

Patrick Siegenthaler, Präsident «Die Mitte» im Bezirk Frauenfeld, kämpfte mit einer Unterschriftensammlung gegen das Verbot. Er sagt: «Wir haben immer die Frage nach der Wirtschaftlichkeit gestellt. Dahinter muss man ein grosses Fragezeichen machen.»

Ob Wirtschaftlichkeit, Sonnenreflexion, Netzüberwurf oder Holzunterstände: Den Sauen, die auf der Wiese herumtollen, ist es egal. Sie sind zurück an der frischen Luft. Schwein gehabt.

Schweiz aktuell, 25.05.2022, 19:00 Uhr ; 

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