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Unterwegs in Kosovo Swisscoy: Schweizer gelten als neutral

Die Lage in Kosovo bleibt gespannt. Der Swisscoy-Einsatz soll verlängert werden – mit reduziertem Bestand.

Seit Anfang Jahr nehmen die Spannungen in Kosovo wieder zu. Besonders delikat ist der Auftrag im Norden Kosovos. Hier leben mehrheitlich Serben, die den Staat Kosovo ablehnen. Sogenannte Liaison Monitoring Teams (LMT) nehmen täglich den Puls der Bevölkerung, sprechen mit Behörden, NGO und Bürgern. So will die KFOR (Kosovo Force) mögliche Konflikte frühzeitig erkennen und nach Möglichkeit vermittelnd eingreifen. So soll Gewalt verhindert werden.

Hohes Ansehen

Die «Tagesschau» hat das LMT in der geteilten Stadt Mitrovica begleitet. Das Monitoring Team lebt und arbeitet inmitten der Bevölkerung. Schweizer Soldaten arbeiten also quasi als Diplomaten in Uniform zwischen Kosovo-Serben und Kosovo-Albanern.

Oberstleutnant im Generalstab Blaise Pelletier ist Chef Einsatz der Swisscoy: «Dort, wo diese Spaltung besonders stark ist, werden Schweizer Soldaten eingesetzt, weil sie neutral sind. So sind sie gut angesehen.» Dies offenbar trotz der Ankerkennung Kosovos als unabhängigen Staat durch die Schweiz.

Wären die Schweizer nicht mehr da, müsste die KFOR dieses Vertrauen neu aufbauen.
Autor: Blaise Pelletier Oberstleutnant i Gst, Swisscoy

Die Teams sind jeweils mit Übersetzern unterwegs, stellen Fragen, hören zu. Dank persönlichen Kontakten soll ein verfeinertes Bild der Lage entstehen. Laut Pelletier baut die Kosovo Force stark auf das Schweizer Engagement: «Die Leute vertrauen unseren LMT. Sie sprechen offen. Wären die Schweizer nicht mehr da, müsste die KFOR dieses Vertrauen neu aufbauen.»

Einsatz in geistig vermintem Gebiet

Grünes Licht vom Ständerat

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Der Einsatz der Swisscoy im Kosovo soll um drei Jahre verlängert werden, bis Ende Dezember 2020. Das hat der Ständerat als Erstrat entschieden, mit 33 zu 4 Stimmen und bei 2 Enthaltungen. Die Vorlage geht nun an den Nationalrat.

Die Spannungen zwischen Kosovo und Serbien sind in den letzten Wochen markant gestiegen. Gegenseitige Provokationen und Kriegsrhetorik verheissen für die Zukunft nichts Gutes. So will der kosovarische Präsident Hashim Thaçi gegen den Willen der Nato die Kosovo-Schutztruppe per Parlamentsbeschluss als Armee deklarieren. Das widerspricht allen Abmachungen und treibt die Politiker in Serbien zur Weissglut. Es ist davon auszugehen, dass Thaçi mit dieser Aktion seine Bedeutung in der Region unterstreichen und einer möglichen Anklage am Kosovo Spezialgericht für mutmassliche Kriegsverbrechen in den Jahren 1998 und 1999 zuvorkommen will.

Serbien dagegen hat im Januar einen Zug mit der provokativen Aufschrift «Kosovo ist Serbien» von Belgrad aus Richtung Mitrovica auf die Reise geschickt. Möglicherweise ein Vorbeben auf die geopolitischen Veränderungen der Ära Trump. Die USA hielten bisher ihre schützende Hand über Kosovo. Der Ständerat beschliesst also heute über einen Armee-Einsatz in geistig vermintem Gebiet. Dabei wird es mit Blick auf die grosse Diaspora auch um die Bedeutung eines stabilen Kosovos für die Schweiz gehen.

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