Zum Inhalt springen

Valentin Landmann im Fokus «Bunter Hund» will in die Politik

Kahlrasierter Schädel, Jeans, Totenkopf am Hosenbund. Der Zürcher Anwalt Valentin Landmann ist der bekannteste Strafverteidiger der Schweiz. Er hat schon Politiker wie Christoph Mörgeli vor Gericht vertreten, oder jüngst den Schweizer Spion Daniel M. Zu seinen Klienten gehörten auch Neonazis, Linksextreme, Whistleblower und Hell's Angels. Landmann kennt keinerlei Berührungsängste. Er liebt das Rampenlicht, bei Plädoyers, an Vorträgen, in Zeitungskolumnen oder TV-Sendungen.

Valentin Landmann.
Legende: Valentin Landmann im September 2012 im Büro in Zürich: Der Fall Mörgeli lag damals auf dem Tisch. Keystone/Archiv

Ein erster Anlauf

Gestern Abend hätte er als als Kantonsratskandidat für Zürich nominiert werden sollen. Doch es kam anders an der Mitgliederversammlung der SVP-Kreispartei 7 und 8. Bisherige Parlamentsmitglieder fühlten sich überrumpelt, dass der Parteivorstand ihnen einen prominenten Quereinsteiger vor die Nase setzen will. Deshalb vertagte die SVP-Basis die Abstimmung über ihre Kantonsratsliste. Der Vorstand der Kantonalpartei soll zuerst schauen, in welchem Wahlkreis Landmann am besten kandidiert.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

«Das ist doch herrlich, was will ich mehr», sagt Landmann kurz nach dem Entscheid der Partei. Er sei weder auf ein Parteiamt noch auf ein parlamentarisches Amt angewiesen. Auch falle ihm kein Stein aus der Krone, wenn etwas nicht klappe: «Ich bringe mich ein, wo man mich brauchen kann.»

Valentin Landmann.
Legende: Im Mai 2017 war Strafverteidiger Landmann mit der Akte Hassan K. in Dietikon im Einsatz. Keystone/Archiv.

Überzeugungsarbeit als Passion

Im Restaurant Klösterli nahe des Zürcher Zoos kommt der 67-Jährige dann zur Sache. Ihn brauche es, um den Leuten einen Tritt in den Hintern zu geben. Er könne hinstehen und Überzeugungsarbeit für die SVP-Anliegen leisten: «Denn auch die SVP kann nur sinnvoll überzeugen, wenn sie begründet. Das Schlagwort allein reicht nicht. Es braucht auch Überzeugungsarbeit, und da kann ich etwas beitragen.»

Zuhören, um gehört zu werden

Für Leute, die Valentin Landmann kennen und schätzen, kommt sein Schritt nicht überraschend. Er liebe es, mit Menschen zu argumentieren, sagt einer von ihnen. Das merke man auch im Gerichtssaal. In seinen Plädoyers vermeide Landmann wenn möglich Juristen-Deutsch, um verstanden und gehört zu werden. Landmann selbst betont, er habe beim Diskutieren auch immer ein offenes Ohr für die Argumente der Gegner: «Auch sie können einmal recht haben. Da unterscheide ich mich vielleicht von vornherein von einem Parteisoldaten. Auch wir müssen zuhören. Dann können wir vielleicht auch die anderen veranlassen, einmal uns zuzuhören.»

Von bürgerlichem Schrot und Korn

Grundsätzlich sei er schon immer ein Bürgerlicher gewesen, erklärt Landmann. Der Sohn einer intellektuellen jüdischen Familie politisierte bereits als Gymnasiast in St. Gallen streng rechts und war Mitglied einer antikommunistischen Schülergruppe. Er blieb auch auf seinem bürgerlich-konservativen Kurs, als er Ende der 1960er Jahre, zur Zeit der linken Jugendbewegung, Student in Zürich war.

Valentin Landmann.
Legende: Valentin Landmann im September 2007 in Regensdorf. Keystone/Archiv

Vorbild Blocher

Als politische Vorbilder nennt Landmann ausschliesslich grosse Namen. Leute mit Gestalt: Adenauer, Bismarck, Churchill, Christoph Blocher.» Trotzdem fühlte er sich lange nirgends richtig zugehörig. Als junger Mann war er SVP-Mitglied. Später war er bei der FDP, wo er aber aneckte und in den 1980er-Jahren wieder austrat.

Die Souveränität der Schweiz

Sein politischer Weg sei kurvenreich gewesen, sagt Landmann heute. Nun sei er wieder bei der SVP gelandet, weil sie am besten seinen Anliegen entspreche: «Das ist das ganz grosse Thema der Selbständigkeit der Schweiz. Dass wir auch die eigene Hoheit über unsere Souveränität behalten. Da muss ich nicht in jedem Pünktchen übereinstimmen, aber grundsätzlich schon.»

Valentin Landmann.
Legende: Valentin Landmann: Der prominenteste Strafverteidiger der Schweiz will ins Zürcher Kantonsparlament. Keystone/Archiv

Der Unangepasste

Auch als SVP-Politiker will Landmann ein «bunter Hund» bleiben, wie er sich selbst nennt. Einer, der mit der Rockergang Hells Angels genauso per Du ist wie mit politischen Würdeträgern. Einer, der sich offen für die Hanf-Legalisierung ausspricht oder für Augenmass beim Thema Verwahrung. Ja, sagt Landmann, er habe nun ein Parteibüchlein. Aber eine Parteizugehörigkeit müsse nicht näher sein als eine Ehe: «Auch für eine Ehe ist es am besten, wenn man nicht in jedem Punkt sklavisch gehorsam ist.»

Es gefällt Landmann sichtlich, dass seine politischen Ambitionen nun derart Wellen schlagen. Er ist noch nicht einmal richtig Zürcher Kantonsratskandidat und schon zeigt er sich offen für eine spätere Nationalratskandidatur. Angst, an der Urne verschmäht zu werden, hat er nicht: «Ich würde meinen nicht vorhandenen Hut nehmen und wieder in die Praxis zurückgehen.»

Meistgelesene Artikel