Ohne Freiwillige stünde der Sport in der Schweiz still, so Swiss Olympic. Fast 860'000 Menschen würden jährlich rund 74 Millionen Arbeitsstunden für den Sport aufwenden, ohne dafür bezahlt zu werden: «Ein kostenloses Engagement von unbezahlbarem Wert.»
Auszeichnungen für die vielen Stunden auf Sportplätzen gibt es nicht. Ab und zu wird allerdings eine dieser vielen unentgeltlichen Helferinnen und Helfer geehrt.
Der Zeitmesser
Einer von ihnen ist Werner Leisinger. Seit 48 Jahren misst er die Zeit – zuerst beim Eishockey neben dem Elternhaus, dann bei internationalen Leichtathletikmeetings.
Angefangen hatte seine ehrenamtliche Karriere als Zehnjähriger. Damals durfte er bei Eishockeymatches die Resultatetafel bedienen. «Die Matchuhr war auf dem Dach des Restaurants. Ich musste bei jedem Goal hochklettern und die Tafel wechseln.»
Ende der 1960er-Jahre kaufte der Club eine Videoanlage. Für diese interessierten sich bald auch die Hochspringer. Schliesslich mass der mittlerweile erwachsene Leisinger die Zeit bei internationalen Leichtathletikmeetings.
Für die Zielfilmkamera haben wir in den 1970er-Jahren 70'000 Franken ausgegeben.
Angefangen habe er mit der Handzeituhr, dann seien Lichtschranken und schliesslich Videoanlagen gekommen. «Die Zielfilmkamera war eine grosse Investition», erzählt Leisinger, «Wir haben in den 1970er-Jahren 70'000 Franken ausgegeben.»
Derzeit messe er auf Tausendstelsekunden genau. Leisinger erinnert sich an einen Zieleinlauf, wo die vier ersten Ränge dieselbe Zeit hatten auf der Tabelle: Dort wurde in Hundertstelsekunden angegeben, Leisinger hatte aber in Tausendstelsekunden gemessen. Es war also klar, wer welchen Platz belegt hatte – dank perfekter Messung.
Der Speaker
Auch Gerhard Ryser macht Freiwilligenarbeit – im Eishockeystadion. Wie viel, wisse er nicht. «Ist es ein 20-Prozent-Pensum, oder sind es doch eher 30 Prozent?» Auf einem Lohnausweis kann er nicht nachschauen. Denn Ryser verdient dabei nichts.
Der 67-Jährige ist die Stimme des SC Bern – seit 1992. Spiele der 1. Mannschaft seien das «Sahnehäubchen», sagt er. Aber auch Spiele der Junioren forderten einiges: «Wenn ich den Namen eines Buben nicht richtig sage, sind die Eltern auf der Tribüne enttäuscht.»
Ich spreche den Namen eines gegnerischen Spielers nicht nur dann richtig aus, wenn er eine Strafe bekommt.
Dass sein Herz für den SC Bern schlage, könne man im Heimstadion hören. Dennoch sei es wichtig, Gegner mit Respekt zu behandeln. Das bedeute unter anderem, dass man die Namen richtig ausspreche, «nicht nur, wenn einer eine Strafe bekommt».
Die Köchin
Kochen für Fussballer, VIP-Gäste, Juniorinnen, Eltern und Fans – das ist Vreni Sigrists Welt. Das habe sich nicht verändert in den Jahren, seit das Regionaljournal sie porträtiert habe.
Damals bekam der SC Kriens ein neues Stadion. Sigrist, die zuvor während Jahren das «Penaltystöbli» ehrenamtlich geführt hatte, kündigte 2018 ihren Job im Detailhandel. «Ich habe eine Vollzeitanstellung im Stadion bekommen», sagt sie.
Freiwilligenarbeit leiste ich weiterhin viel, trotz Festanstellung.
«Freiwilligenarbeit leiste ich weiterhin viel, trotz Festanstellung.» Wie viele Stunden, zähle sie nicht. «Mir macht das Spass, auch heute noch.»
Neben dem «Penaltystöbli» führt sie das Lokal für die VIP-Gäste und kocht Mittagessen für etwa 100 junge Leistungssportlerinnen und -sportler der Sportschule. Nur in den Schulferien nehme sie es gemütlicher.
Vreni Sigrist will bis zur Pension im «Penaltystöbli» arbeiten. Die Freiwilligenarbeit beim SC Kriens wird ihr wohl auch danach nicht ausgehen.