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Vergrösserte Beizen-Terrassen Ewiger Frühling für die Boulevard-Cafés?

Zürich, Bern und Basel erlauben vergrösserte Aussenbestuhlungen trotz Pandemie-Ende. Dürfen die das?

Belebte Gassen, mediterranes Flair, voll besuchte Beizen-Terrassen: Trotz Corona erlebten manche Gastronomiebetriebe in den letzten zwei Sommerhalbjahren einen regelrechten Boom. Wegen der Pandemie durften sie grosszügig herausstuhlen und mussten teilweise dafür keine Abgaben bezahlen.

Was als Notmassnahme wegen den Abstandsregeln begonnen hat, könnte einige Städte für immer verändern. In Bern dürfen nun die während der Pandemie vergrösserten Beizen-Terrassen bis im Herbst 2022 benutzt werden. Ebenso in Luzern oder Zürich. Dort ist von einer «neuen Unkompliziertheit» die Rede. Bis Ende Jahr soll ein neues Regelwerk ausgearbeitet werden. Der Tenor ist klar: Die Boulevardflächen hätten die Zentren und Quartiere belebt und sollen beibehalten werden.

Aber längst nicht alle Städte wollen die lockeren Corona-Sonderregelungen für die Aussenterrassen beibehalten.

Die kleineren Städte sind streng

Ob Aarau, Biel, Winterthur, Olten oder Solothurn: Dort gelten wieder die gleichen Regeln wie vor der Pandemie, welche der Bundesrat bekanntlich am 1. April 2022 hochoffiziell beendet hat. So hat der Solothurner Gemeinderat kürzlich entschieden, dass die Beizen wieder auf dem ordentlichen Weg mittels Baubewilligungsverfahren zusätzliche Aussenplätze beantragen sollen.

Aussenbestuhlung bleibt trotz Pandemie-Ende.
Legende: In Zürich dürfen Beizen auch diesen Sommer grosszügig herauusstuhlen. SRF

Eigentlich wäre auch in Bern vorgesehen gewesen, nach der Aufhebung der Coronamassnahmen auch bezüglich Aussenbestuhlung wieder zum alten Standard zurückzukehren. Doch da gab es Widerstand.

Nach einem Aufschrei der Stadtbehörden und Gastronominnen verlängerte die Regierungsstatthalterin Ladina Kirchen die Ausnahmebewilligung bis Herbst 2022. Bis dann haben die Betriebe Zeit, für die Aussenfläche ein reguläres Gesuch einzureichen. «Es ergibt keinen Sinn, jetzt für sechs Monate zum alten Modus zurückzukehren, wenn ich dann im Herbst viele Baugesuche kriege», so Kirchen. Deshalb gebe es nun diese Übergangsfrist.

Freude am «Uusestuehle» in Berner Beizen

Dies freut besonders die Wirtinnen und Wirte in der Rathausgasse in der Berner Altstadt, die sich aufgrund der vergrösserten Aussenbestuhlungsflächen zu einem Apéro-Hotspot der Bundesstadt mauserte. Selbst zu Abendstunden haben die Anwohnenden kein Problem mit den belebteren Gasse, wie eine Umfrage der lokalen «Brunnezytig» bei 482 Personen zeigte.

Viele schätzten das Leben in einem lebendigen Quartier. 29 Prozent geben an, dass die erweiterten Aussenbestuhlungen zu mehr Nachtlärm führten. «Als grösstes Problem stellte sich heraus, dass Lokale bis in die Lauben stuhlten und so Leute mit Kinderwagen oder Rollatoren nicht mehr durchkamen», sagt Ursula Stöckli, Co-Präsidentin Rathausgasse-Brunngasse-Leist.

Widerstand gegen das lockere Beizen-Regime gibt es von den Grünen. Sie sträuben sich gegen grössere Boulevard-Cafés im öffentlichen Raum – wollen aber nicht als Spassbremsen verstanden werden. «Je mehr kommerzielle Nutzung man in den Gassen zulässt, desto eher werden Leute an den Rand gedrängt, die eben kein Glas Wein trinken wollen. Sondern selber ein Picknick mitnehmen wollen», sagt Regula Bühlmann, Stadträtin Grünes Bündnis.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 06.04.2022, 17:30 Uhr ; 

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