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Verkehrslärm rund um die Uhr Leben und Arbeiten neben Strassen- und Eisenbahnlärm

In Olten, neben Eisenbahnlinien und Strasse, leben und arbeiten Menschen. So geht es ihnen beim tagtäglichen Lärm.

Den ganzen Tag Lärm: «Am Anfang hatte ich sehr viel Kopfweh», sagt Simone Baumann. Sie arbeitet seit einigen Monaten bei der «Suchthilfe Ost» in Olten, welche in einem Gebäude zwischen den Eisenbahngeleisen und der Aarburgerstrasse einquartiert ist. Zu Beginn sei es schwierig gewesen, sich zu konzentrieren.

Schon länger an den Lärm hat sich ihre Kollegin Patrizia Twellmann gewöhnt. Doch auch nach 14 Jahren seien die Geräusche von Zügen und der Strasse mühsam, meint sie. Zum Glück seien an ihrem Arbeitsort neue Fenster eingebaut worden.

Der Arbeitsplatz der beiden Frauen liegt rund 100 Meter vom Bahnhof Olten entfernt. Hier laufen zwei vielbefahrene Eisenbahnlinien zusammen. Daneben verläuft eine Hauptstrasse –ein Zubringer der Autobahn.

Eisenbahnbrücke über Strasse.
Legende: Personen- und Güterzüge im Minutentakt und eine vielbefahrene Strasse: An der Aarburgerstrasse in Olten ist es oft lärmig. SRF

Schallschutzfenster wie in Olten seien eine wichtige Massnahme, meint Mark Brink vom Bundesamt für Umwelt (Bafu). Etwa eine Million Menschen in der Schweiz lebe an Orten, an denen der Lärm-Grenzwert überschritten werde.

Wichtig sei vor allem, dass man dort ansetze, wo der Lärm entstehe: «Eine der besten Massnahmen momentan sind lärmarme Beläge. Diese können den Lärm um ein paar Dezibel reduzieren.» Eine weitere, aber oft umstrittene Möglichkeit, seien Temporeduktionen – Tempo 30 anstatt 50 auf Hauptstrassen.

Stadt mit Fluss.
Legende: 2010 befanden sich die Hausmattbrücke für die Umfahrungsstrasse und der neue Campus der Fachhochschule noch im Bau. An der Verkehrssituation hat sich seither aber nichts verändert. Keystone

In Olten ist neben dem Strassen- aber auch der Bahnlärm ein Dauerbrenner. Darum baue man seit längerem Lärmschutzwände, so Mark Brink. «Seit 2020 gibt es aber auch ein Verbot für Güterwagen mit den alten, konventionellen Graugussbremsen. Diese müssen nun Scheibenbremsen haben.» Die Räder würden so regelmässiger abgenutzt, was weniger Lärm erzeuge.

Mann an Strasse.
Legende: Ganz an den Lärm könne sich niemand gewöhnen, meint Mark Brink vom Bafu. SRF

Bei der Bekämpfung von Bahn- und Fluglärm habe man in den letzten Jahren Fortschritte gemacht. Anders sehe es beim Strassenlärm aus. Die Motoren und die Autos an sich seien zwar leiser geworden, erklärt der Lärmexperte vom Bafu. Es gebe aber mehr Verkehr und darum sei es nicht wirklich leiser geworden. Schweizweit seien Autos und Lastwagen die Lärmquelle Nummer eins.

Autos oder Zug: Was ist schlimmer?

Ob in Olten der Verkehr auf der Aarburgerstrasse mehr Lärm verursacht oder die Züge, darüber ist man sich nicht einig. «Ich finde die Strasse extremer. Wir können oft die Fenster nicht öffnen, weil es so laut ist», meint Patrizia Twellmann, die im Schienen-Strassen-Dreieck arbeitet.

Frau im Garten.
Legende: Nadja Mark in ihrem Garten, direkt an der Bahnlinie. Wegen des Lärms ist sie lieber in der Wohnung. SRF

Die Eisenbahn sei schlimmer, meint hingegen Nadja Mark, die seit neun Jahren an den Geleisen wohnt. «Die Strasse hört man schneller nicht mehr, weil es ein konstanterer Lärm ist. In den ersten Nächten stand ich manchmal fast im Bett. Ich hatte das Gefühl, dass der Zug über mich hinweg fährt.»

Unterdessen habe aber auch sie sich an den Lärm gewöhnt. Zudem sei ihre Wohnung schön und zentral gelegen. Im Homeoffice könne sie problemlos arbeiten. Nur im Garten halte sie sich nie aus. Dieser sei wegen des Lärms sehr ungemütlich.

Frau mit Somnnenbrille
Legende: Simone Baumann arbeitet in einem Haus zwischen Geleisen und Strasse. Vom vielen Lärm hatte sie zu Beginn viel Kopfweh. SRF

Nadja Mark, Patrizia Twellmann und auch Simone Baumann sagen also, sie hätten sich an den Verkehrslärm gewöhnt. Dies sei aber nur bis zu einem gewissen Grad möglich, meint Mark Brink vom Bundesamt für Umwelt. «Es gibt keine hundertprozentige physiologische Gewöhnung an Lärm.»

Der Mensch reagiere auf Lärm evolutionsbedingt mit einer Alarmreaktion. Geräusche hätten immer eine Bedeutung: «Früher, als wir noch in Höhlen lebten, war es der Bär, der vor der Tür auf uns gewartet hat. Der Körper macht sich parat zum Flüchten oder Kämpfen.» Und: Menschen, die oft grossem Lärm ausgesetzt seien, hätten häufiger Herz-Kreislauf-Probleme, so Brink.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 19.04.2022, 17:30 Uhr ; 

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