Am Montagmorgen machte ein Landwirt im Weisstannental im Kanton St. Gallen eine traurige Entdeckung. Er fand zwei seiner fünf Herdenschutzhunde schwer verletzt im Gehege vor dem Hof.
Nutztiere seien keine verletzt worden, schreibt der Kanton St. Gallen in einer Mitteilung. Neben dem Hof werden Schafe, Ziegen, Lamas und Pferde gehalten.
Die Heimweide war mit einem Elektrozaun gesichert. Der Zaun lag zerrissen am Boden. «Die verletzten Hunde mussten vor Ort durch einen Tierarzt operiert werden», sagt Dominik Thiel, Leiter des Amts für Natur, Jagd und Fischerei.
Zwei Möglichkeiten
Was genau passiert ist in der Nacht auf Montag, ist unklar. «Es sprechen verschiedene Argumente für einen Kampf zwischen den Hunden oder für einen Wolfsangriff», so Thiel.
Allerdings hält Amtsleiter Thiel einen Streit unter den Hunden für eher unwahrscheinlich. Zu Hierarchiekämpfen komme es in der Regel, wenn die Gruppe neu zusammengesetzt werde oder eine läufige Hündin in der Nähe sei. Beides ist gemäss seinen Angaben hier nicht der Fall.
Wolfsangriff oder ein Kampf unter den Hunden, beides sei plausibel, sagt auch Jan Boner. Er ist Herdenschutzbeauftragter im Kanton Graubünden, dem Kanton mit den meisten Wölfen.
«Es gibt im Ausland Fälle, wo Herdenschutzhunde von Wölfen angegriffen wurden», sagt Boner, «ebenso kann es aber auch sein, dass es innerhalb eines Herdenschutzhunde-Teams unerwartet zu körperlichen Auseinandersetzungen kommt.» Da er den konkreten Fall aber nicht detailliert kenne, könne er kein Urteil fällen.
Gewissheit ungewiss
Ob der aktuelle Fall jemals geklärt wird, ist offen. DNA-Proben, die bei Nutztierrissen jeweils gesammelt werden, würden hier wenig bringen, sagt Dominik Thiel vom St. Galler Jagdamt.
«Die Hunde lecken sich, zum Teil auch gegenseitig die Wunden ab, die Chance, dass nur Hunde-DNA gefunden wird, ist gross.» Man habe sich deshalb gegen eine Analyse entschieden.