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Versuch für ein halbes Jahr Internat Lyceum Alpinum in Zuoz wird handyfrei

Zu abgelenkt, zu unkonzentriert, zu ungesund: Die Eliteschule Lyceum Alpinum Zuoz zieht die Notbremse in Sachen Handykonsum und erlaubt den Schülerinnen und Schülern nur noch eingeschränkten Zugang zu ihren Mobiltelefonen. Diese strengen Regeln sind für ein Schweizer Internat einzigartig.

Unsere Welt ist immer stärker von digitalen Technologien geprägt. Soziale Netzwerke wie Instagram, Tiktok oder Snapchat sind auch am Lyceum Alpinum Zuoz bei der Schülerschaft omnipräsent. Viele sagen, sie wollten damit ihre Freundschaften pflegen oder sich mit Gamen entspannen.

Für die Schulleitung ist es aber eine Frage des Masses. Sie empfindet den Handykonsum ihrer Studierenden oftmals als zu hoch. Mit den neuen Regeln sollen sich ihre Schützlinge besser auf ihre akademischen Aufgaben konzentrieren können.

Mehr direkte Kommunikation

Bis vor kurzem war das Smartphone, ausser am Mittagstisch, überall erlaubt. In den Pausen genauso wie im Unterricht. Dies im Sinne der Eigenverantwortung.

Das sind die neuen Regeln

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Das Lyceum Alpinum hat für die Internatsschüler und -schülerinnen je nach Altersstufe unterschiedliche Regeln erlassen:

  • Die Jüngsten von der 1. bis zur 3. Klasse dürfen ihre Smartphones ausschliesslich abends von 19:30 bis 21:30 Uhr nutzen.
  • Schülerinnen und Schüler der 4. und 5. Klassen können unter Bedingungen (s. Ende des Artikels) ab 16:00 Uhr Zugang zu ihren Geräten erhalten.

Die Einschränkungen gelten an den Wochentagen, sie können abhängig von den schulischen Leistungen verschärft werden.

Das habe dazu geführt, dass vor allem neue Schülerinnen und Schüler fast nicht miteinander gesprochen hätten und es zwei Wochen dauerte, bis sie sich endlich einmal kennenlernten. Sie hätten sich lieber hinter ihrem Smartphone versteckt, aus Scheu vor der direkten Kommunikation. Dies berichtet Aida Bikic, klinische Psychologin an der University of Southern Denmark in Odense, welche die Nutzung des Smartphones bei den Studierenden beobachtet hat.

Die ehemalige Schülerin des Lyceum Alpinum hat zum Einfluss von Social Media und Games auf das Gehirn von Jugendlichen geforscht. Darum wurde sie mit der Erarbeitung der neuen Handyregeln an der Schule beauftragt.

Ältere Schüler sind skeptischer

Die neuen Regeln stossen auf gemischte Gefühle bei der Schülerschaft. Skeptisch sind vor allem die älteren Schülerinnen und Schüler, welche teilweise schon über 18 Jahre alt sind. Sie empfinden dies als Eingriff in die Privatsphäre und betonen, dass es eigentlich ihr Recht sei, das Handy nach dem Unterricht benutzen zu dürfen.

Häuser an einem Berghang mit grünen Bäumen.
Legende: Etwa 340 Jugendliche gehen am Lyceum Alpinum in Zuoz zur Schule. Archiv/KEYSTONE/Gaetan Bally

Andere wiederum gewinnen dem Ganzen auch etwas Positives ab. Eine Schülerin meinte, sie werde dadurch weniger verleitet, zum Handy zu greifen. Das könnte sich positiv auf ihre Schulkarriere auswirken. Genau hier setzt auch die Schulleitung an.

Mehr Bildschirmzeit gegen gute Noten

Bei der Ausarbeitung der neuen Handyregeln durften alle Beteiligten mitwirken. So konnten ältere Internatsschülerinnen und -schüler in den letzten beiden Schuljahren bewirken, dass ihr Smartphone ab 16 Uhr wieder ausgehändigt wird. Dies ist aber nur mit einem guten Leistungsnachweis möglich.

Das Belohnungssystem soll zu mehr Büffeln und zu mehr sozialen Interaktionen untereinander animieren. Nach einem halben Jahr wird Bilanz gezogen. Dann wird entschieden, ob und wie das Lyceum Alpinum die Nutzung der Mobiltelefone dauerhaft regelt.

Tagesschau, 27.8.2024, 19:30 Uhr;kobt

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