So sind die Resultate einzuschätzen: Es gebe zwar schon einen Anstieg beim Medienvertrauen, aber längerfristig betrachtet könne eigentlich kein klarer Trend festgestellt werden, erklärt Linards Udris vom Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung IKMZ der Universität Zürich. «Deshalb würde ich diesen jüngsten Anstieg beim Medienvertrauen nicht überbewerten.» Gut sei, dass man diese Daten in der Schweiz seit 2016 erhebe. International gesehen – die Daten werden in fast 50 Ländern erhoben – gebe es Anzeichen dafür, dass das Medienvertrauen in den letzten Jahren zumindest nicht mehr abgenommen habe. «Also zumindest die Vorstellung, dass das Medienvertrauen immer weiter sinkt, stimmt so sicherlich nicht», betont Udris weiter.
Interessierte Jungen: Im Report ersichtlich ist auch, dass das Interesse der Jungen an Nachrichten gestiegen ist. Klare Trends würden sich aber auch hier nicht abzeichnen, so Udris. Darum sei eine klare Begründung für dieses Resultat schwierig. Udris rät erneut dazu, die Ergebnisse der Studie nicht überzubewerten. Der Medienwissenschaftler beobachtet aber auch den Trend, dass die Leute sich immer mehr, oder zumindest manchmal, von den Nachrichten zurückziehen oder eben bewusst auch mal Medien meiden.
Trend der Medienabstinenz: Angesichts der aktuellen Studienresultate klingt es widersprüchlich, aber die langfristige Sicht zeige, dass der Trend der Nachrichtenvermeidung länger anhalte, erklärt Udris. «Immer öfter vermeiden Leute Nachrichten.» Aber: Ungefähr ein Drittel solcher Medienabstinenzler hätten ein Interesse an Nachrichten und Vertrauen in die Medien. Das heisst: «Viele wollen informiert sein, aber zwischendurch ist es diesen Personen einfach auch zu viel. Sie versuchen, sich vor der sogenannten Informationsflut zu schützen oder geben an, Nachrichten würden sich negativ auf die Stimmung auswirken», urteilt Udris.
Zahlungsbereitschaft steigt: Zum einen bleibe die Herausforderung, dass die generelle Nutzung von Nachrichten abnehme. Weiter sei die Zahlungsbereitschaft immer noch zu tief. «Es müssten eigentlich noch mehr Leute für Online-Angebote zahlen, damit der Journalismus sich finanzieren kann,» betont Udris. Auf der anderen Seite gebe es den Hoffnungsschimmer, dass unter anderem Junge bereit sind für Nachrichten zu zahlen. Die Frage bleibt: Zahlen die Jungen genug, um den Journalismus finanzieren können? «Das bleibt jetzt die Frage, wie die Medienhäuser damit umgehen in den nächsten Jahren,» resümiert Udris.
Zukunft für Medien: Das Interesse an Nachrichten und der Politik sind Gründe dafür, dass jemand bereit ist, für Nachrichten zu zahlen. Das zeigt sich auch in internationalen Studien. «Das heisst also, wenn die Medienhäuser zahlende Kunden haben möchten, dann müssen sie in erster Linie daran mitarbeiten, wie man dieses Interesse an News und an Politik steigern kann», so Udris. Und da seien auch die Gesellschaft und die Politik gefordert, politische Bildung zu fördern. Wird also zum Beispiel in der Schule Medienkompetenz gefördert, lernt man auch, falsche von richtigen Informationen zu unterscheiden.