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Vierbeiner in Staatsdiensten 55 Rössli soll das VBS behalten

Absatteln verboten: Die Armee darf den restlichen Pferdebestand nicht auf 38 Tiere reduzieren. So will es das Parlament.

  • Das Nationale Pferdezentrum (NPZ) soll nicht wegen Sparaktionen im VBS von 65 auf 38 Armeepferde reduziert werden.
  • Der Nationalrat stimmt einer Motion aus dem Ständerat mit 149 gegen 21 Stimmen grundsätzlich zu, will aber nur 55 Pferde behalten.
  • Die Kammern sind sich zudem einig, dass die Armee mit dem Engagement von jährlich 2,7 Millionen Franken auch Sport und Kultur fördert.

Berner Dragoner vor dem Bundeshaus.
Legende: Auch Aktivitäten der Berner Dragoner können weiterhin übers VBS-Budget unterstützt werden. Keystone/Archiv

Der Bundesrat wollte aus Spargründen den heutigen Bestand an Armeepferden im Nationalen Pferdezentrum (NPZ) von 65 Pferden auf noch 38 Tiere reduzieren. Dabei sollte auch die Obergrenze des Leistungsvertrags zwischen VBS und Pferdezentrum von heute 2,7 Millionen Franken pro Jahr erheblich gesenkt werden.

Gegen den «Kahlschlag»

Einen derartigen Kahlschlag lehnt der Nationalrat jetzt aber mit grossem Mehr (149 zu 21 Stimmen) ab und pocht darauf, dass künftig ein Mindestbestand von 55 Pferden gewährleistet ist. Die grosse Kammer folgt damit in leicht abgeänderter Form einer Motion aus dem Ständerat, der 65 Pferde verlangt.

Zuvor machte sich Marcel Dettling (SVP/SZ) im Namen der Kommission für die Vierbeiner der Armee stark, die auch für ausserdienstliche Aktivitäten wie den Modernen Fünfkampf bei Jugend+Sport oder bei den Berner Dragonern und der Offiziersgesellschaft zum Einsatz kommen: Im Jahr 2000 seien es gerade noch 91 Pferde gewesen, die Zahl sei auf heute 65 Tiere gesunken. «Zehn Tiere fallen jährlich wegen Unfall und Krankheit aus», erklärte Dettling. Pferde seien keine Maschinen, die man einfach nur auslasten könne. Die Radikalkur des Bundesrats sei unverantwortlich.

Pferde sind keine Maschinen, die man nur auslasten kann. Die Radikalkur des Bundesrats ist unverantwortlich.
Autor: Marcel Dettling Nationalrat (SVP/SZ)

Widerstand zwecklos

Für einen reduzierten Minimalbestand von 38 Tieren setzte sich Christian Wasserfallen (FDP/BE) ein. «Es geht hier nicht um die Kampfjet-Beschaffung. Wie viele Pferde man braucht, ist nicht wirklich stringent», sagte er und kritisierte den Basar, der in der Kommission und nun auch im Bundesrat entstanden sei. Der Bundesrat werde unabhängig vom jetzigen Entscheid die Leistungsverträge ausschreiben und zudem auch nicht an den 150 Freibergerpferden in Bundesbesitz rütteln. Hans Grunder (BDP/BE) widersprach: Es brauche eine Mindestzahl von 55 Tieren für den Synergieeffekt mit Jugend+Sport. Auch müssten die Gebäude des Armee genutzt werden.

Der Bundesrat lenkt auf 55 ein. Vor Freude wiehern tut er deswegen aber nicht.
Autor: Guy Parmelin Verteidigungsminister

Der Bundesrat mache «Realpolitik», sagte Bundesrat Parmelin und verwies auf die Diskussionen in der Kommission, wo auch noch eine 45-Variante erörtert worden war. Parmelin schloss sich schliesslich einem Mindestbestand von 55 Tieren an – auch «wenn der Bundesrat dabei nicht vor Freude wiehert». Die Vorlage geht zurück in den Ständerat.

Der Bund und die Pferde – ein Überblick

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Die Genossenschaft Nationales Pferdezentrum (NPZ) in Bern ist aus der Eidgenössischen Militärpferdeanstalt (EMPFA) hervorgegangen. Deren Betrieb stellte das Militärdepartement per Ende 1996 ein. Das zivile NPZ als Nachfolgeorganisation übernahm die Ausbildung und Lieferung von Pferden für die Armee in einem Leistungsauftrag. Heute hat die Armee im NPZ noch 65 Pferde eingestellt. Auf dem Höhepunkt standen in den Stallungen in Bern einst gegen 1500 Pferde, die auf militärische Aufgaben (Train) vorbereitet wurden. Zwischen 1890 und 1950 hiess die Anlage Centrales Remontendepot, danach EMPFA.

Das Schweizer Nationalgestüt in Avenches (VD) ist das Kompetenzzentrum des Bundes für Equiden innerhalb von Agroscope im Bundesamt für Landwirtschaft (BLW). Es dient der Forschung und Entwicklung, dem Wissenstransfer sowie der Unterstützung der Pferdezucht und ergänzt die Förderungsmassnahmen für die landwirtschaftliche Pferdehaltung. Die Anfänge gehen auf die Gründung eines eidgenössischen Fohlen- und Hengstdepots Ende des vorletzten Jahrhunderts zurück. Dieses entwickelte sich in den 1920-er Jahren zu einem Gestüt, das sich auch dem Erhalt des Freibergerpferdes widmete, was bis heute gilt. Mit Auflösung der Schweizer Kavallerie 1972 verlor das Gestüt seine militärische Bedeutung. Im Jahr 2000 erteilte der Bundesrat für die Führung des Gestüts einen Leistungsauftrag mit Globalbudget. 2009 wurde das Nationalgestüt mit der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux zur ALP-Haras verschmolzen.

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