20 Meter hoch stehen mehrere Pappeln entlang eines Entwässerungskanals im Grossen Moos im Berner und Freiburger Seeland, dazwischen Nadelhölzer und verkümmerte Sträucher. «Ein Steinkauz sieht hier einen Wald», sagt Lucas Lombardo vom Vogelschutzverband Birdlife.
Wald bedeutet für den Steinkauz Lebensgefahr: Im Wald leben nämlich Waldkäuze. Diese sind zwar auch eine Eulenart, sie fressen aber die kleineren Steinkäuze. Tatsächlich seien hier auch schon Waldkäuze gesichtet worden, sagt Lombardo von Birdlife.
Im Grossen Moos führt das dazu, dass sich Steinkäuze nicht auf die andere Seite des Entwässerungskanals trauen, um dort neue Reviere zu gründen. Wenn die Steinkauz-Jungen ein neues Revier suchen, stossen sie beim Pappeln-Nadelholz-Wald auf eine Barriere. Die soll nun weg.
Die Bäume werden gefällt, damit die Steinkäuze keinen Wald, sondern eine lichte Hecke sehen. «Wir hoffen, dass sie sich danach auch auf die andere Seite des Kanals wagen», sagt Lombardo.
Birdlife führt das Projekt gemeinsam mit dem Kanton Bern durch, der für die Pflege des Entwässerungskanals und dessen Bepflanzung zuständig ist.
Gefällt werden vor allem Pappeln. Die mögen zwar das Landschaftsbild prägen, heimisch sind sie hier jedoch nicht. «Der Ökologie bringen sie wenig», sagt Lucas Lombardo von Birdlife. Darum werden sie entlang des Entwässerungskanals im Grossen Moos gefällt, zusammen mit Nadelhölzern und kranken Sträuchern.
Profitieren sollen auch andere Arten wie die Dorngrasmücke oder die Nachtigall sowie eine ganze Palette weiterer Tierarten. Ein Teil der gefällten Bäume wird als Asthaufen oder Holzbeigen in der Gegend verteilt. Totes Holz zieht Insekten an: Käfer, Regenwürmer, Mäuse. Diese wiederum vergrössern das Nahrungsangebot für Vögel und andere Tiere.
Auf solchen Asthaufen könnten künftig auch Steinkäuze beobachtet werden. Die Vögel sitzen dort gerne und halten Ausschau – sofern kein Wald in der Nähe ist.