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Vorstösse im Kantonsparlament Warum es in den Kantonsparlamenten immer mehr Vorstösse gibt

Vorstösse bringen Aufmerksamkeit. Diese Möglichkeit wird rege genutzt. Das zeigt das Beispiel St. Gallen.

«Insgesamt zeigt sich, dass die Zahl der eingereichten parlamentarischen Vorstösse stetig zunimmt.» So steht es im Tätigkeitsbericht des St. Galler Kantonsparlamentes. Ein Beispiel aus dem Bericht: Bis zur Legislatur 2017/2018 gab es durchschnittlich 162 Vorstösse pro Jahr. Seit 2018/2019 sind es 221.

Damit ist St. Gallen nicht allein. Auch in anderen Kantonen nehmen die Vorstösse in den Parlamenten zu.

Beispiele anderer Kantone

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Zürich: In der laufenden Legislatur wurden bisher 1473 Vorstösse eingereicht. Das sind fast gleich viele wie die 1478 Vorstösse der Legislatur vorher von 2015 bis 2019, aber deutlich mehr als die 1110 Vorstösse von 2011 bis 2015.

Luzern: In der laufenden Legislatur gab es bereits 1044 Vorstösse (Stand Ende 2022). Zum Vergleich: In der letzten Legislatur waren es 736 und auch vorher noch nie über 1000.

Aargau: «Der Trend der Vorjahre setzte sich fort, dass anstelle der Postulate mehr Motionen und Interpellationen eingereicht werden.» (Jahresbericht Kanton Aargau)

«Vorstoss» ist ein Überbegriff für verschiedene parlamentarische Instrumente. Dazu gehört zum Beispiel die einfache Anfrage. Dabei werden eine oder mehrere Fragen gestellt, welche die Regierung beantworten muss.

Der Wählerschaft zeigen, was man macht

Der Vorteil von Vorstössen: Sie lenken die Aufmerksamkeit auf ein Thema und auf eine Person. Eine Politikerin oder ein Politiker kann dadurch ein neues Thema ansprechen oder bei einem Thema nachhaken. Man kann seinen eigenen Namen ins Spiel bringen und Wählerinnen und Wählern zeigen, wofür man sich einsetzt.

Nahaufnahme Dokumente aus dem St. Galler Kantonsrat
Legende: Die Behandlung der vielen Vorstösse in den Räten braucht Zeit und kann zu einem Stau der Geschäfte führen. SRF/Annina Mathis

Aktuelle Themen spiegeln sich jeweils in den Vorstössen: «In der Corona-Zeit war dies ein Instrument, um in dieser schwierigen Zeit die eigenen Themen publik zu machen», sagt Lukas Schmucki. Er ist der Leiter der Parlamentsdienste des Kantons St. Gallen. Dies zeigte sich durch eine Zunahme der Vorstösse.

Eine Zunahme stellen wir vor den Erneuerungswahlen in den Grossen Rat fest.
Autor: Patrick Barandun Leiter Ratssekretariat Graubünden

Auch Wahljahre dürften einen Einfluss haben. Der Leiter des Ratssekretariats Graubünden, Patrick Barandun, schreibt: «Eine Zunahme bei den Vorstössen stellen wir sowohl vor den Erneuerungswahlen in den Grossen Rat als auch vor den National- und Ständeratswahlen fest.» Dieser Effekt könnte im Moment auch in St. Gallen spielen. In rund einem Jahr wird das Kantonsparlament neu gewählt.

2000 bis 5000 Franken pro Anfrage

Die Beantwortung der Vorstösse braucht Zeit. Der Aufwand für die Verwaltung ist jedoch unterschiedlich: Manchmal reicht eine kurze Abklärung, manchmal braucht es viel mehr. Auf jeden Fall entstehen dadurch Kosten: «Man kann damit rechnen, dass die Beantwortung einer Interpellation oder einfachen Anfrage zwischen 2000 und 5000 Franken kosten wird», sagt Lukas Schmucki aus St. Gallen.

Im Aargau werden die Kosten ausgewiesen

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Der Kanton Aargau ist ein Spezialfall. Hier werden nicht nur die Vorstösse gezählt, sondern auch die Kosten pro Vorstoss berechnet und ausgewiesen.

Dies führt dazu, dass ersichtlich ist, welche Partei wie viel Kosten verursacht. Der Sinn dieser Statistik ist umstritten.

Zudem können die vielen Vorstösse zu Stau in den Parlamenten führen. In St. Gallen darf eine Interpellation im Parlament nur drei Minuten Zeit beanspruchen. Im Moment sind 85 Interpellationen hängig. Dies allein bedeutet schon über vier Stunden Beratungszeit. Für andere Vorstösse wie Motionen oder Postulate wird mehr Zeit benötigt.

Beschränkungen sind immer wieder Thema

«Beschränkungen sind ein Evergreen – ich glaube in jedem Parlament», sagt Schmucki. Man könnte zum Beispiel die Art der Vorstösse einschränken oder die Anzahl der Fragen, die gestellt werden können.

Auch möglich wäre es, die Anzahl Vorstösse pro Ratsmitglied zu beschränken oder die Zeit, die für die Behandlung im Rat aufgewendet werden darf. «Mit drei Minuten bei Interpellationen ist der Kanton St. Gallen hier jedoch schon recht strikt.»

Änderung zeichnet sich nicht ab

Trotz allem findet Lukas Schmucki, dass das St. Galler Kantonsparlament im Grossen und Ganzen effizient arbeite. Was kaum der Fall sein wird: Dass die Parlamentarierinnen und Parlamentarier von sich aus weniger Vorstösse einreichen. Gerade im Kanton St. Gallen, in welchem nächstes Jahr das Parlament neu gewählt wird. Hier sucht jede und jeder die Aufmerksamkeit der Wählerinnen und Wähler. Eine einfache Methode: Ein Vorstoss im Kantonsparlament.

Regionaljournal Ostschweiz, 17.03.2023, 17:30 Uhr ; 

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