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Lisa Mazzone – so tickt die neue Chefin der Grünen Schweiz
Aus Echo der Zeit vom 04.04.2024. Bild: Keystone/Urs Flueeler
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Wahl zur Grünen-Präsidentin Lisa Mazzone – politisches Comeback als Präsidentin der Grünen

Im Herbst hat Lisa Mazzone die Wiederwahl als Ständerätin verpasst. Die Enttäuschung war riesig. Heute nun wurde sie von der Delegiertenversammlung der Grünen einstimmig zur Präsidentin gewählt.

Sie habe viele Gespräche geführt, um die Abwahl als Ständerätin zu verdauen, erzählt Lisa Mazzone auf einem Spaziergang in Versoix. Die Gemeinde ist etwa zehn Kilometer von Genf entfernt. Hier wuchs sie auf, hier machte sie ihre ersten politischen Schritte.

Vorbild Familie

Als Lisa Mazzone sieben Jahre alt war, zog sie mit ihren Eltern und der Schwester in ein eigenes Haus mit Garten. Eine Solar- und eine Photovoltaik-Anlage wurden installiert. Lisa Mazzone: «Das ist jetzt normaler geworden, damals war es noch Avantgarde.»

Ein Haus mit Solarpanels steht hinter Büschen.
Legende: In Versoix ist Lisa Mazzone aufgewachsen, auf dem Foto ist ihr Elternhaus zu sehen. SRF

Die Familie, beide Eltern hatten Biochemie studiert, war auch sonst sehr umweltbewusst. Man flog nicht mit dem Flugzeug in die Ferien, man hatte kein Auto. «Dieses Leben in Einklang mit der Natur hat mich geprägt», sagt die 36-Jährige.

Einstimmige Wahl an der Delegiertenversammlung

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Legende: Vorgänger Balthasar Glättli gratuliert Lisa Mazzone nach der Wahl. KEYSTONE/Valentin Flauraud

Lisa Mazzone ist in Renens VD zur neuen Präsidentin der Grünen Schweiz gewählt worden. Dies teilte die Partei am Samstag auf X (vormals Twitter) mit. Mazzone löst den Zürcher Balthasar Glättli ab, der nach vier Jahren zurücktritt.

Lisa Mazzone ging als einzige Kandidatin für die Nachfolge von Balthasar Glättli ins Rennen. Dieser gab im November 2023 seinen Rücktritt als Präsident der Grünen Partei bekannt. Er zog damit die Konsequenzen aus der Wahlschlappe seiner Partei, die bei den eidgenössischen Wahlen im Oktober vergangenen Jahres 3.4 Prozent an Wähleranteil verloren hatten.

An der Versammlung vom Samstag wurde Glättli als Präsident verabschiedet und für seine «gefühlt eine Million Ideen am Tag» und die «unglaubliche Energie» gewürdigt, wie dem Kurznachrichtendienst X zu entnehmen war. Er habe das Amt des Präsidenten «mit tief verankerten grünen Werten im Herzen und klaren Vorstellungen einer nachhaltigen Politik» geführt, schrieben die Grünen – stets mit Respekt für andere Meinungen und der Lust, zu diskutieren.

Inzwischen wohnt sie mit ihrem Partner und ihren beiden 2- und 4-jährigen Kindern in einem Quartier in der Stadt Genf. Sie fährt mit dem öffentlichen Verkehr, hat keinen Autoführerschein.

Von Mazzones Elternhaus aus sieht man in der Ferne die A1. Sie soll auf sechs Spuren ausgebaut werden. Wegen des Referendums, an dem die Grünen beteiligt waren, kommt es im Herbst zur Volksabstimmung. Die Ausbaupläne würden auch hier in Versoix Fragen aufwerfen. Eine breitere Autobahn bedeute noch weniger Grünfläche, mehr Lärm, mehr Verkehr, so Lisa Mazzone.

Blick von Mazzones ehemaligen Heim auf die A1 in der Ferne.
Legende: Blick von Mazzones ehemaligen Heim auf die A1 in der Ferne. SRF

Der Lebenslauf Mazzones ist bemerkenswert: Gründerin eines Jugendparlaments, Gemeinderätin, Grossrätin, Nationalrätin (sie war nach der Wahl die jüngste Frau im Rat), Ständerätin. Dazu hat sie französische Literaturwissenschaften und Latein studiert.

Die Medien bezeichneten sie daher auch schon mal als Überfliegerin. «Ich fand nie, dass es nur einfach war», erzählt Lisa Mazzone. «Jeder Schritt in dieser Karriere war auch eine Challenge und brauchte viel Arbeit, Willen, Energie und Kraft.»

Lisa Mazzone spricht an der Sommersession 2023.
Legende: Lisa Mazzone war acht Jahre lang im eidgenössischen Parlament. Zuerst als Nationalrätin, dann als Ständerätin. Im Herbst verpasste sie die Wiederwahl in den Ständerat. Keystone/Alessandro Della Valle

Ein Einschnitt in ihrem Leben war der frühe Tod ihrer Mutter. «Es hat mich sehr fest geprägt, als junge Frau, mit 25, die Mutter zu verlieren.» Das zu verarbeiten, habe ihr Kraft gegeben. Sie habe gelernt, dass es im Leben weitergeht. Und das habe ihr auch geholfen, mit dem Misserfolg bei den Ständeratswahlen umzugehen.

Parteipräsidentin ohne Parlamentsmandat

Die Partei habe sie angefragt, ob sie nicht Präsidentin werden möchte. Sie war die Wunschkandidatin. Das hat in der Partei auch zu bösem Blut geführt. Unter anderem zur Frage, ob eine Parteipräsidentin nicht im Parlament sitzen müsste.

Lisa Mazzone sieht Vorteile in dieser Situation. Ohne Parlamentsmandat habe sie nun mehr Zeit, die sie für Gespräche mit der Bevölkerung nutzen wolle. Zum Beispiel mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, um deren Erkenntnisse vermehrt in die Politik einzubringen. Oder um mehr Menschen zu aktivieren, grüne Politik zu betreiben. Der Klimawandel zeige, das sei nötiger denn je.

Lisa Mazzone hat mit ihrer Arbeit bereits vor der Wahl als Parteipräsidentin begonnen. Sie hat mehrere Anlässe in der Schweiz besucht. Und auf Social Media weibelt sie für das Stromgesetz, über das die Schweiz im Juni abstimmt.

Während des Gesprächs nähert sich ein Mann und fragt scheu, ob er mit Lisa Mazzone ein Selfie machen dürfe. Er bewundere ihre Arbeit. Mit ihrem typischen Lachen willigt die Politikerin ein. Wie ein Popstar mit Fan posieren die beiden. Dem Image der Grünen dürfte diese Frau an der Spitze guttun.

Lisa Mazzone macht ein Selfie mit einem Mann.
Legende: Viele erkennen Lisa Mazzone wieder, so auch dieser Mann, der um ein Selfie bittet. SRF

Echo der Zeit, 04.04.2023, 18 Uhr;kobt

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