«Welches sind Ihrer Meinung nach gegenwärtig die wichtigsten politischen Herausforderungen in unserem Land?» Diese Frage hat das Forschungsinstitut Sotomo im Rahmen des SRG-Wahlbarometers gestellt. Über 32'000 Wahlberechtigte haben teilgenommen und durften bis zu drei Themen nennen, die sie beschäftigen.
Die Landesverteidigung gehört bei den meisten nicht dazu. Nur gerade 12 Prozent betrachten sie als wichtige Herausforderung für die Schweiz – nur geringfügig mehr als bei der Befragung vor einem Jahr.
Wir haben das Gefühl, dass wir einen Binnenschutz geniessen und fühlen uns, umringt von Nato-Ländern, sehr sicher.
Ein Viertel der Befragten findet gar, die Landesverteidigung erhalte aktuell zu viel Aufmerksamkeit. Sotomo-Geschäftsführer Michael Hermann zeigt sich überrascht: «Wir haben das Gefühl, dass wir einen Binnenschutz geniessen und fühlen uns, umringt von Nato-Ländern, sehr sicher.»
Die Erkenntnisse der Sotomo-Befragung decken sich mit den Resultaten aus einer anderen Umfrage im Auftrag der SRG, die das Forschungsinstitut GFS Bern bei über 55'000 Befragten durchgeführt hat.
Auf die Frage, in welchem Bereich sie ihre persönliche Sicherheit am stärksten bedroht sehen, haben nur gerade 6 Prozent einen militärischen Angriff als «sehr starke» Bedrohung bezeichnet. Einzig der Arbeitsverlust als Folge des technischen Fortschritts wird als noch weniger bedrohlich angesehen.
KK-Prämien vor Zuwanderung und EU
Die Schweizer Bevölkerung beschäftigen laut dem Sotomo-Wahlbarometer ganz andere Themen. Mit Abstand das grösste Problem sind für sie die Krankenkassenprämien. 40 Prozent bezeichnen sie als grösste Herausforderung. Dahinter folgen die Themen Zuwanderung, Beziehungen zur EU, Klimawandel und Asylpolitik.
Klima und Gleichstellung «nerven» am meisten
Immerhin einen Trost gibt es für die Schweizer Armee. Zwei Themen sind für die Befragten in der öffentlichen Wahrnehmung noch stärker überbewertet als die Landesverteidigung: Fast ein Drittel findet, der Klimawandel erhalte zu viel Aufmerksamkeit.
Das Thema, das aber mit Abstand am meisten nervt, ist die Gleichstellung der Geschlechter. 43 Prozent der Befragten, also fast die Hälfte, findet, die Gleichberechtigung erhalte zu viel Aufmerksamkeit.
Bei der Gleichstellung ist man selbst direkt betroffen mit der Rollenteilung. Das hat grosses Nervpotenzial.
Sotomo-Forschungsleiter Michael Hermann zu den Gründen: «Das ist ein Thema, das viele emotionalisiert und an dem sich viele stören. Insbesondere, wenn es um die Frage der Sprache geht. Es ist ein Thema, das sehr persönlich ist. Man ist direkt betroffen. Zu Hause tauchen Fragen der Rollenteilung auf. Es ist ein Thema mit grossem Nervpotenzial, das sehr viele explizit benennen, weil sie weniger davon hören wollen.»
Das legt nahe, dass die Volksvertreterinnen und -vertreter im Parlament die Befindlichkeiten des Volkes offenbar nicht immer richtig einschätzen.