Daniel Jositsch und Ruedi Noser müssen sich warm anziehen. Die beiden bisherigen Ständeräte des Kantons Zürich treten nochmals an, aber es erwartet sie starke Konkurrenz. Fünf andere Politikerinnen und Politiker wollen ihren Platz, darunter auch zwei nationale Politgrössen: Roger Köppel von der SVP und Tiana Angelina Moser von der GLP. Beide sitzen bereits im Nationalrat, möchten aber in die kleine Kammer wechseln.
Diese vier aussichtsreichsten Kandidierenden werden in der «Wahl-Arena» auf ihre politischen Positionen abgeklopft und nehmen Stellung zum Vaterschaftsurlaub, dem Rahmenabkommen oder dazu, was die Schweiz gegen den Klimawandel tun kann.
Stichwort Europa: Aktuell dreht sich die Diskussion um das Rahmenabkommen. Ist es nötig, um den Wohlstand zu sichern oder beraubt es uns unserer Freiheit?
Tiana Angelina Moser, Nationalrätin GLP/ZH: Wenn wir uns anschauen, wie die Menschen in der Schweiz leben und ihr Geld verdienen, dann brauchen wir das Rahmenabkommen. Die Jungen gehen ins Ausland studieren, man pflegt Freundschaften und den wissenschaftlichen Austausch in ganz Europa. Bisher hatten wir dafür die bilateralen Verträge, doch damit das auch in Zukunft möglich ist, braucht es das Rahmenabkommen.
Ruedi Noser, Ständerat FDP/ZH: Da stimme ich meiner Konkurrentin vollkommen zu. Unser Wohlstand basierte schon immer auf einer offenen Schweiz. Der Kanton Zürich wurde zum reichsten Kanton, weil wir der offenste der ganzen Schweiz waren.
Roger Köppel, Nationalrat SVP/ZH: Das Rahmenabkommen ist der schlechteste Vertrag, den die Schweiz in den letzten 700 Jahren aushandelte. Er macht alles kaputt, was die Schweiz stark machte – nämlich unsere Selbstbestimmung.
Wissenschaftler sagen, wir müssen unseren CO2-Ausstoss komplett kompensieren, um die Erderwärmung zu stoppen. Was ist zu tun?
Roger Köppel, Nationalrat SVP/ZH: Wenn die Schweiz von heute auf morgen kein CO2 mehr produzieren würde, hätte das überhaupt keinen Einfluss auf das Weltklima. Wir brauchen deshalb sicher keine neuen Abgaben und Verbote, die schliesslich der Büezer bezahlen muss. Ich bin für jede technologische Innovation, die uns hilft, Energie zu sparen. Und dazu gehört auch die Kernenergie.
Daniel Jositsch, Ständerat SP/ZH: Die Kernenergie ist sicher nicht der richtige Weg. Wir wissen mittlerweile, dass wir keinen Abfall produzieren sollten, der Zehntausende von Jahren vor sich hinstrahlt. Nächste Woche beraten wir das CO2-Gesetz im Ständerat und ich bin mir sicher, wir finden eine schlaue Lösung.
Letzte Woche sprach sich der Nationalrat für den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub aus. Braucht es ihn wirklich oder reicht der eine Tag, den wir jetzt haben?
Daniel Jositsch, Ständerat SP/ZH: Der eine Tag bildet die gesellschaftliche Realität schon lange nicht mehr ab. Wir brauchen zwingend neue Modelle.
Tiana Angelina Moser, Nationalrätin GLP/ZH: Da sind die zwei Wochen ein Anfang. Unser Vorschlag wäre eine Elternzeit von je 14 Wochen. Wenn die Zeit nämlich gleich verteilt ist auf Mann und Frau und beide denselben Ausfall haben, sinkt das Risiko, dass einer von beiden den Job aufgeben muss.
Ruedi Noser, Ständerat FDP/ZH: Unser Vorschlag wäre, dass es insgesamt 16 Wochen Elternzeit gibt. Die ersten acht Wochen nach der Geburt wären für die Mutter reserviert, die weiteren acht könnten dann flexibel auf beide Eltern verteilt werden. Im Moment hat jede Frau nach der Geburt ein 14-wöchiges Arbeitsverbot, sogar wenn sie nach acht Wochen wieder arbeiten wollte. Das geht nicht.
Die Zürcher Ständerats-Kandidierenden
-
Bild 1 von 7. Der 54-jährige Strafrechtler Daniel Jositsch sitzt seit vier Jahren im Ständerat. Er arbeitet zudem als Professor an der Universität Zürich und ist Präsident des Verbandes KV Schweiz. Der europafreundliche SP-Politiker weibelte in Bundesbern unter anderem erfolgreich für eine Zürcher Ausnahmeregelung bei der Steuerreform, gemeinsam mit Ruedi Noser. Bildquelle: ZVG.
-
Bild 2 von 7. Der 58-jährige Unternehmer und Ingenieur wurde 2015 im zweiten Wahlgang in den Ständerat gewählt. Ruedi Noser steht für eine offene Schweiz, befürwortet das EU-Rahmenabkommen und macht sich insbesondere auch für die Digitalisierung stark. Er lebt mit seiner Familie in Zürich. Bildquelle: ZVG.
-
Bild 3 von 7. Der Journalist und Weltwoche-Verleger trat 2015 in die SVP ein und wurde mit dem besten Resultat in den Nationalrat gewählt. Roger Köppel ist 54 Jahre alt und lebt mit Frau und Kindern in Zürich. Als Ständerat möchte er weiter die «rot-grünen Klima-Abzocker» bekämpfen und den EU-Rahmenvertrag, den er «Fremdbestimmungsvertrag» nennt. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 4 von 7. Tiana Angelina Moser politisiert seit 12 Jahren für die Grünliberalen im Nationalrat. Sie studierte Staatsrecht, Umwelt- und Politikwissenschaft, arbeitete an der ETH und im Ausland. Die 40-jährige lebt mit ihren vier Kindern in der Stadt Zürich. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 5 von 7. Der Winterthurer EVP-Nationalrat Nik Gugger wurde von seiner Partei bereits im Oktober 2018 nominiert. Der 48-jährige Sozialunternehmer steht für eine ethische Wirtschaftspolitik, die sich für soziale und umweltpolitische Anliegen stark macht. Politisch ist er seit 2002 aktiv. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 6 von 7. Die Stadtzürcherin Nicole Barandun ist seit 2011 Präsidentin der CVP des Kantons Zürich. Neben ihrem politischen Amt arbeitet sie als Rechtsanwältin. Zudem präsidiert die 51-Jährige den Gewerbeverband der Stadt Zürich. Sie engagiert sich für eine bürgerliche Poltik mit «sozialer Ader». Bildquelle: Keystone.
-
Bild 7 von 7. Marionna Schlatter ist mit Jahrgang 1980 die jüngste im Kandidatenfeld. Die Soziologin und Pilzkontrolleurin präsidiert seit 2011 die Zürcher Grünen und schaffte bei den Zürcher Wahlen im März 2019 den Sprung in den Kantonsrat. Sie lebt mit ihrer Familie in Hinwil. Bildquelle: ZVG.