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«Frauenrutsch» im Parlament Wie Helvetias Ruf die Politik verändern könnte

«Helvetia ruft!»: Die Kampagne der Frauendachorganisation Alliance f wurde offenbar gehört. Noch nie wurden so viele Frauen in den Nationalrat gewählt: Neu liegt ihr Anteil bei rund 43 Prozent. 85 Nationalrätinnen werden künftig in Bern politisieren. Auch im Ständerat haben es fünf Frauen auf Anhieb geschafft. Die Politologin Sarah Bütikofer erklärt den «Frauenrutsch» – und ob sich die Tonlage unter Bundeshauskuppel verändern wird.

Sarah Bütikofer

Politologin

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Sarah Bütikofer studierte Politikwissenschaften an den Universtitäten Zürich, Lugano und Barcelona. Sie hat Lehr- und Forschungsaufträge an der ETH Zürich und der Universität Zürich. In der Forschung konzentriert sie sich auf Schweizer Politik mit Schwerpunkt Parlamentsforschung, Wissenschaftskommunikation und Wissenschaftsjournalismus.

SRF News: Ist das Wahlergebnis ein Schritt zur Normalität, was die Geschlechterverteilung angeht?

Sarah Bütikofer: Es wurde deutlich, dass die Frauen ihren Anteil an der Vertretung im Parlament einfordern. Die Kampagne von Alliance f hat dazu geführt, dass der Frauenanteil auf den Listen aller Parteien gestiegen ist. Der Anteil der gewählten Frauen wiederum ist ungefähr parallel zum Frauenanteil auf den Listen gestiegen.

Kann man sagen, dass ein Umdenken in der Gesellschaft stattgefunden hat, möglicherweise befeuert durch den Frauenstreik?

Das Thema der politischen Repräsentation der Frauen ist schon länger stärker in den Vordergrund getreten. Nicht nur in der Schweiz. Auch international gibt es Bewegungen, die das Thema befeuert haben.

Dem Thema wurde auch bei den bürgerlichen Wählerschichten mehr Bedeutung zugemessen.

Die ersten Ergebnisse der Nachwahlbefragungen zeigen, dass eine Mehrheit der Befragten eine ausgeglichene Vertretung der Geschlechter für wichtig hält. Gemäss den Nachwahlbefragungen wollen 70 Prozent der Frauen ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis im Parlament. Bei den Männern sind es auch 50 Prozent.

Neu sind 85 Frauen im Nationalrat

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  • Im Nationalrat steigt der Frauenanteil im Vergleich der Jahre überdurchschnittlich.
  • Neu gibt es gemäss Nachrichtenagentur Keystone-SDA 85 Nationalrätinnen. Bisher waren es 63.
  • Damit liegt der Frauenanteil im Nationalrat neu bei 42.5 Prozent – gegenüber bisher 32 Prozent.
  • In Prozentpunkten ist das ein weit stärkerer Anstieg als im Durchschnitt der letzten Jahre: Die Zahl der Frauen im Parlament stieg seit 2003 mit jeder eidgenössischen Wahl um 3 bis 4 Prozentpunkte.

Aufgesplittet nach Parteiwählerschaften zeigt sich, dass bei den linken Parteien, aber auch der GLP zwischen 80 und 90 Prozent der Befragten gesagt haben, dass ihnen eine ausgeglichene Geschlechtervertretung im Parlament sehr wichtig ist. Auch bei den bürgerlichen Parteien sind über die Hälfte bis zu zwei Drittel der Befragten dieser Meinung.

Die linken Parteien sind weiter als die Bürgerlichen, was die Frauenvertretungen angeht. Holen letztere jetzt auf?

Bei den bürgerlichen Parteien ist der Frauenanteil unter den Gewählten auch ungefähr im gleichen Verhältnis zum Frauenanteil auf den Listen. Es ist wohl eher so, dass dem Thema auch bei den bürgerlichen Wählerschichten mehr Bedeutung zugemessen worden ist. Auf der linken Seite allerdings noch mehr. Dort zeigt sich nun auch in den neuen Fraktionen im Parlament, dass bei den Grünen, der SP und der GLP die Mehrheit der Mitglieder Frauen sind.

Hat das auch einen Einfluss auf das Politisieren unter der Bundeshauskuppel? Etwa, wenn Kompromisse gesucht werden oder Blockade gelöst werden müssen?

Man kann nicht erwarten, dass sich der Umgangston oder die Politik im Allgemeinen fundamental verändern. Auch Frauen sind in erster Linie Politikerinnen und vertreten die Positionen ihrer Parteien. Es lässt sich aber durchaus beobachten, dass Vorstösse, die von Politikerinnen und Politikern eingebracht werden, mit der eigenen Lebensrealität zu tun haben. Zudem sind sie geprägt von den Organisationen und Verbänden, denen man nahe steht.

Beim Ton der Debatten oder dem Erfolg von Anträgen wird sich aber nicht fundamental etwas ändern.

Es ist also denkbar, dass nun mehr Themen aufs Tapet gebracht werden, die Frauen betreffen. Beim Ton der Debatten oder dem Erfolg von Anträgen wird sich aber nicht fundamental etwas ändern. Denn im schweizerischen Parlament geht es nach wie vor darum, dass man Allianzen schmieden und Lösungen finden muss, die in verschiedenen Parteien auf offene Ohren stossen und entsprechend unterstützt werden.

Das Gespräch führte Brigitte Kramer.

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