Die Zeichen stünden eigentlich auf Erfolg bei den Jungen Grünen Zürich. Die Jungpartei hat seit letztem Jahr gut zwanzig Prozent mehr Mitglieder gewonnen – wegen der Klimastreikbewegung, aber auch wegen der grünen Wahlerfolge bei den Zürcher Wahlen letzten Frühling.
Grün erlebe ein Momentum, sagt Julian Croci, Co-Präsident der Jungen Grünen: «Wir scherzen auch immer: Wenn wir eine Chance auf einen Jungen Grünen Nationalrat haben, dann wäre jetzt der Moment.» Aber eben – das sei vor allem ein Scherz. Denn so richtig daran glauben will Croci nicht: «Es ist für uns sehr schwierig, einen Nationalratssitz zu holen.»
Mitentscheiden, nicht nur mitreden
Croci spricht aus Erfahrung. Vor vier Jahren schafften es die Jungen Grünen, die damals erst 20-jährige Elena Marti auf den ersten Platz der Nationalratsliste der Grünen zu platzieren. Geholfen hat es ihr aber nicht:
Marti wurde nicht gewählt – die etablierten Nationalräte Balthasar Glättli und Bastien Girod machten mehr Stimmen als die junge Spitzenkandidatin.
Die Jungen Grünen könnten mit ihrer eigenen Liste wenigstens zum Momentum beitragen, so Croci – dank der Listenverbindung mit der Mutterpartei: «Jede Stimme, die an die Jungen Grünen geht, geht indirekt an die Grünen.»
Croci beschreibt damit die Rolle, die alle Jungparteien bei diesen Wahlen spielen: Die Jungpolitiker kriegen nur wenig Chancen, um auf der Hauptliste ihrer Mutterpartei zu kandidieren. Stattdessen soll die Jungparteien mit ihrer eigenen Liste die Stimmen von jungen Wählerinnen und Wählern beschaffen.
Es ist enttäuschend, dass man den Jungen nicht bessere Chancen gibt.
Davon profitieren dann aber vor allem die älteren Kandidatinnen und Kandidaten auf der Hauptliste. Eine Tatsache, die auch Camille Lothe stört.
Die Präsidentin der Jungen SVP Zürich findet es nicht in Ordnung, dass auf der Nationalrats-Liste der Zürcher SVP nur zwei Kandidaten unter dreissig Jahren zu finden sind: «Es ist enttäuschend, dass man den Jungen nicht bessere Chancen gibt.»
Engagement soll belohnt werden
Denn auch die Junge SVP habe in den letzten Monaten Mitglieder gewonnen. Zwar nicht wegen des Klimastreiks wie bei den Linken, sondern, weil die EU-Frage und die Forderung nach einer unabhängigen Schweiz auch die Jungen beschäftigten, sagt Lothe.
Die vielen jungen Menschen, die sich in der Jungen SVP engagierten, hätten sich es auch verdient, mehr und bessere Plätze auf der SVP-Wahlliste zu bekommen: «Das wäre ein gutes Vorbild für andere Junge, um sich in der Politik zu engagieren.»
Auch Adrian Moser von der Jungen CVP Zürich würde es begrüssen, gäbe es mehr Junge im Parlament. Aber noch wichtiger sei, dass es die Themen der Jungen überhaupt ins politische Tagesgeschäft schafften – und es sei eine Aufgabe einer jeden Jungpartei, dafür zu sorgen.
Die Jungparteien müssten mit stetigen Diskussionen Einfluss auf die Entscheidungsträgerinnen ihrer Mutterpartei nehmen. Laut Moser konnte die Junge CVP zum Beispiel viel bewirken beim Thema «Ehe für alle»: «Wir waren dem Thema gegenüber immer offen, seitdem ich die Jungpartei 2012 übernommen habe.» Das habe sich auch auf die Haltung der Mutterpartei ausgewirkt.
Ein anderes, prominentes Beispiel ist das Thema Klimaschutz. Hier haben verschiedene Jungparteien, nicht nur auf der linken Seite, die Politik ihrer Mutterpartei stark beeinflusst. Völlig machtlos sind die Jungpolitikerinnen und -Politiker also nicht – auch wenn ihre Generation im Bundeshaus noch immer zu wenig vertreten ist.