Er ist der Lehrling. Philipp Metzger, 18-jährig, im dritten Lehrjahr. Er will Polymechaniker werden. Was ist das überhaupt? «Polymechaniker ist jemand, der aus irgendeinem Blatt Papier, auf dem etwas drauf ist, ein fertiges Produkt macht, dass man irgendwo auf der Welt gebrauchen kann», erklärt Metzger.
Michel Vuilleumier ist sein Vorgesetzter. Er hat die Lehre vor 30 Jahren gemacht. Was hat sich seither verändert? Der Schwerpunkt der Lehre sei verlagert worden, meint Vuilleumier.
Polymechaniker müssen auch programmieren können
Michel Vuillemier ist zusammen mit seinem Bruder Inhaber von Vuilleumier Technology. 15 Mitarbeiter arbeiten in der Firma, davon sind vier Lehrlinge. Hier im Betrieb fräsen und bearbeiten sie Metallteile, zum Beispiel für die Uhrenindustrie oder für die Medizinaltechnik. Alles im Tausendstel-Millimeterbereich. Michel Vuilleumier erklärt im Programmierraum: «Ein Polymech, der muss heute auch programmieren können.» Das heisst: Die Mitarbeiter bekommen Kundenzeichnungen und die Aufgabe der Polymechaniker sei es, die Programme – heutzutage basierend auf 3D-Dateien – zu erstellen.
Und draussen in der Produktionshalle, da produzieren dann die Maschinen die Teile, gesteuert aus dem Programmierraum. Der Beruf des Polymechanikers hat sich in den letzten Jahren stark verändert. «Man merkt es sehr gut in der Schule. Da wird ein wenig aus der alten Schule unterrichtet, die die Lehrer selbst noch miterlebt haben. Bei Vuilleumiers sieht man gut, was mit der Digitalisierung geschieht», sagt Lehrling Metzger.
Klare Verschiebung der Aufgaben
Trotz Digitalisierung: Das Handwerk muss gelernt sein. Im überbetrieblichen Ausbildungs-Zentrum des Branchenverbandes Swissmechanic in Münchenbuchsee verbringen die Lehrlinge die ersten Wochen ihrer Ausbildung. Sie lernen schleifen – von Hand.
Der Geschäftsführer des Ausbildungs-Zentrums, Markus Kammermann, muss hier in den überbetrieblichen Kursen beides zusammenbringen – traditionelles Handwerk und die neuen Anforderungen. Im Auftrag seiner Mitglieder muss er die praktische Berufsbildung immer wieder anpassen. Eigentlich ist der Polymechaniker dafür verantwortlich, dass die Maschine arbeitet und nicht er selber. Den produktiven Prozess macht die Maschine. Es ist also dank der Digitalisierung eine klare Verschiebung der Aufgaben.
Von der Planung bis zur Kontrolle
Das hat Einfluss bis auf die Struktur und Organisation der Firmen. «Unser Ausbildungskonzept ist neu. Den Wechsel der Strukturform, welchen das Gewerbe bereits vollziehen musste, zeigen wir in der Ausbildung auf», sagt Kammermann. Neu gehe es um autonome Fertigungszellen und nicht um abteilungsübergreifende Prozesse, wie früher.
Gehen wir zurück zu Vuilleumiers nach Lyss. Die Firma hat sich nach diesem Prinzip organisiert, erklärt Michel Vuillemier: Wir wollen den Lehrlingen einen möglichst interessanten Arbeitsplatz anbieten.
Lehrling Philipp Metzger programmiert seit Kurzem auch selbst die Maschinen und übernimmt Verantwortung für die gesamte Produktionskette: «Das ist eben das Schöne. Man ist von Anfang an für das Produkt zuständig und gibt es nicht an eine andere Abteilung ab.» Zudem bekomme man viel Vertrauen, sagt der Lehrling weiter. Er blickt ohne Sorgen in die Zukunft: Er lernt das Handwerk der Zukunft.