Franziska Ryser wird in diesem Herbst 28 Jahre alt. Politisch hat sie für ihr Alter einiges erreicht. Sie ist seit sechs Jahren Mitglied des St. Galler Stadtparlamentes. Vorläufiger Höhepunkt in diesem Amt: Die Stadt St. Gallerin hat das Parlament 2017 für ein Jahr lang geleitet.
Der grünen Politikerin wird von unterschiedlichen politischen Kreisen grosses politisches Talent und hoher Sachverstand attestiert. Sie kandidiert nicht nur für den Ständerat, sondern ist auch Spitzenkandidatin für den Nationalrat. Beruflich hat die junge Frau den Weg in die Technik gewählt. Sie studierte nach der Matura Maschinenbau an der ETH Zürich, ist Ingenieurin und schreibt derzeit ihre Doktorarbeit.
Politische Ziele
Als Grüne engagiert sie sich natürlich für den Umweltschutz. Abgaben auf Flugtickets, wie sie jüngst der Ständerat beschlossen hat, findet sie eine gute Sache. Auch an Klimademonstrationen nimmt sie teil, allerdings nicht in der vordersten Reihe, wie sie sagt. Auf die Frage, ob es für Schülerinnen und Schüler ein Recht zum Demonstrieren während der Schulzeit gibt, sagt sie: «Ja, das soll während der Schulzeit möglich sein.» Sie begrüsse deshalb ein Entgegenkommen der Schule.
Im Gespräch mit dem Regionaljournal äusserte sie sich auch zu den steigenden Krankenkassenprämien. Als Soforthilfe schlägt sie eine Stärkung der Prämienvergünstigungen vor. Als finanzielle Unterstützung für Leute, die aus wirtschaftlichen Gründen nicht fähig sind, die Prämien selber zu bezahlen. Gleichzeitig brauche es aber auch kostensenkende Massnahmen, sagt sie. So bezeichnet Franziska Ryser beispielsweise die hohen Medikamentenpreise als nicht gerechtfertigt. Einsparpotenzial ortet sie auch bei den Krankenkassen, die sehr viel Geld für die Werbung ausgeben würden. Zu möglichen Spitalschliessungen im Kanton St. Gallen sagt sie, dass diese zum jetzigen Zeitpunkt ein Tabu seien. Die Grundversorgung müsse in allen Regionen gewährleistet bleiben.
Keine reellen Wahlchancen
Franziska Ryser hat keine reellen Chancen, in den Ständerat gewählt zu werden. Das Wählerpotenzial der Grünen liegt derzeit bei deutlich unter zehn Prozent. Sie müsste also enorm viele Stimmen aus dem bürgerlichen Lager holen. Daran ändert auch nichts, dass die SP und die Grünen bei den Ständeratswahlen zusammenspannen: Ihr Potenzial ist zu klein.
Möglich ist aber, dass Franziska Ryser einen Achtungserfolg landen wird, da «grüne Positionen» en vogue sind. Zu erwarten ist, dass sie sich in einem allfälligen zweiten Wahlgang aus dem Rennen nehmen wird, um die Wiederwahl von Paul Rechsteiner nicht zu gefährden. Möglich ist ebenfalls, dass Franziska Ryser vom Ständeratswahlkampf für ihre Kandidatur in den Nationalrat profitieren kann.