Pietro Vernazza möchte in den Ständerat. Seine Ambitionen hat er Mitte August bekannt gegeben. Schon vorher war klar, dass Vernazza Spitzenkandidat auf der Nationalratsliste der GLP St. Gallen ist. Die Grünliberalen setzen damit ganz auf den Promi-Faktor des St. Gallers. Denn Vernazza ist Chefarzt und Leiter der Abteilung für Infektiologie am Kantonsspital St. Gallen. Er hat insbesondere als HIV-Forscher einen ausgezeichneten, internationalen Ruf.
Das grosse Handicap des 63-jährigen Vaters dreier erwachsener Kinder: Er hat keinerlei Erfahrung in der Politik, weder in der Legislative noch in einem Exekutivamt. Trotzdem hat ihn die GLP für ein Engagement bei den Wahlen angefragt. «Damit eröffnet sich eine neue Dimension für mich», schreibt der Arzt auf seiner Webseite.
Rentenalter muss seiner Ansicht nach steigen
GLP-Mitglied ist er aus Überzeugung. «Wir wollen am Klima arbeiten, für das benötigen wir aber eine intakte Wirtschaft», sagt er im Gespräch mit Radio SRF. Deshalb sei für ihn die GLP die ideale Partei. Die Klimadebatte ist für ihn mehr als eine Welle, die schnell wieder abebbt. Es handle sich um ein grosses Problem, so Pietro Vernazza.
«Wir wollen am Klima arbeiten, für das benötigen wir aber eine intakte Wirtschaft»
Ein weiteres Thema im Gespräch mit ihm war die Finanzierung der AHV. Für ihn sei klar, dass es nicht wie bis jetzt weiter gehen könne. «Die Menschen werden älter und bleiben gesünder. Es ist eigentlich offensichtlich, dass viele gerne länger arbeiten würden», sagt Vernazza. Seiner Ansicht nach muss das Rentenalter steigen. Auf ein fixes AHV-Alter will er sich aber nicht festlegen. «Das kann 67 oder im Extremfall noch höher sein.» Klar sei, dass man eine Lösung finden müsse.
Geringe Wahlchancen für den Ständerat
Auch wenn Pietro Vernazza unbestritten einen herausragenden Ruf hat in Medizinerkreisen, fehlt ihm die nötige Bekanntheit im Kanton. Es ist fraglich, ob er dies im Wahlkampf wettmachen kann. Damit dürften seine Chancen auf eine Wahl in den Ständerat gering sein.
Anders sieht es für seine Kandidatur in den Nationalrat aus. Die GLP dürfte ähnlich wie die Grünen von der Klimadebatte profitieren. Damit wäre es durchaus möglich, dass Vernazza den 2015 verlorenen Sitz der GLP zurückerobert.