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Heute wird gewählt Die Schweiz vor der Jo-Jo-Wahl

Auf die Klimawahl vor vier Jahren könnte eine «Korrekturwahl» nach rechts folgen. Die spannendsten Fragen vor dem Wahlentscheid.

Es sieht nicht gut aus für die Grünen: Das Klimathema hat laut Umfragen an Dringlichkeit eingebüsst, Klimakleber sind zum Ärgernis geworden. Beides könnte den Grünen schaden. Laut Umfragen wird die Gewinnerin der letzten Wahlen zur Verliererin dieser Wahl. Es ist ein Jo-Jo-Effekt: Zuerst geht es rauf mit den Wähleranteilen, dann wieder runter. Das ist typisch für die Schweiz.

Wie viel bleibt den Grünen vom Gewinn 2019?

Umso spannender ist die Frage: Wie viel bleibt übrig vom massiven Wählerzuwachs der Grünen von 2019? Und platzen die grünen Bundesratsträume allenfalls bereits am Wahlabend? Denn fallen die Grünen unter 10 Prozent, bleiben kaum mehr Argumente für eine Kandidatur.

Während die Grünen den Jo-Jo-Effekt fürchten, darf die SVP darauf hoffen: Ihr winken gemäss Umfragen Gewinne. Interessant wird sein, wie nahe die SVP an ihre Bestmarke von 2015 (29.4 Prozent) herankommt. Und dann ist da noch die «magische» Hürde von 30 Prozent. Noch nie in der Schweizer Geschichte hat eine Partei die 30-Prozent-Marke geschafft.

Überholt die Mitte-Partei die FDP?

Die Mitte-Partei könnte die FDP überflügeln. Das wäre noch nie dagewesen. Und das würde die Diskussionen über die Zusammensetzung des Bundesrats auf einen Schlag ändern.

Denn die auch von der FDP seit Jahrzehnten beschworene Zauberformel – je zwei Sitze für die drei wählerstärksten Parteien – würde sich auf einmal gegen die Freisinnigen wenden. Der FDP stünde nach dieser Logik nur noch ein Sitz zu.

Genau hinzuhören gilt es bei Mitte-Präsident Gerhard Pfister. Vor dem Wahlsonntag hatte er die zwei FDP-Sitze ausdrücklich nicht infrage gestellt. Bleibt er auch im Falle eines Wahlerfolgs dabei?

Rechts – Links – Mitte: Wie stark sind die Blöcke?

Wähleranteile sind interessant – relevant für die Parlamentsentscheide der kommenden vier Jahre sind sie aber nicht alleine. Entscheidend ist, wie viele Sitze die einzelnen Parteien erobern.

Aufgrund des Wahlsystems kann eine Partei im Extremfall zwar Wähleranteile verlieren, aber Sitze hinzugewinnen. Eine Bilanz wird erst gegen Sonntagabend gezogen – und danach beginnt das Rechnen: Welche Mehrheiten sind mit den neuen Sitzzahlen möglich? Hierzu muss man in Blöcken rechnen.

Links könnte die SP Verluste der Grünen ein Stück weit auffangen. Rechts könnte die FDP die Gewinne der SVP «schmälern». Und im «Mitte-Block» könnte der Glanz eines allfälligen Erfolgs der Mitte-Partei angesichts von Einbussen bei den Grünliberalen verblassen.

Wer entscheidet diese Wahl?

Mitentscheidend für den Wahlausgang ist nicht nur die Frage, wer wie wählt – sondern auch, wer wählen geht und wer nicht.

Die «grüne Welle» von 2019 mit massiven Zugewinnen der Grünen und der Grünliberalen war auch ein Mobilisierungsphänomen: In (linkeren) städtischen Regionen gingen tendenziell mehr Menschen wählen als in (rechteren) ländlichen Regionen. Diesmal könnte es umgekehrt ausgehen.

Welches «Kammerspiel» erwartet uns?

Ständerat und Nationalrat können sich «neutralisieren». In den letzten vier Jahren war der Nationalrat progressiver, doch der Ständerat wirkte als konservatives Korrektiv. In den vier Jahren zuvor war das Gegenteil der Fall.

Doch nun zeichnet sich im Nationalrat eine Verschiebung nach rechts ab – und das könnte zu einer «konservativen Harmonie» führen zwischen den beiden Kammern. Nicht auszuschliessen, dass dieser Effekt künftige politische Entscheide stark beeinflusst.

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Legende:

Aktuelle Informationen und Hintergründe zu den Nationalrats- und Ständeratswahlen am 22. Oktober 2023 finden Sie unter Schweizer Wahlen 2023 .

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Tagesschau, 11.10.2023, 19:30 Uhr

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