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Ständeratswahlen Zweite Wahlgänge fürs Stöckli: Hier wird es spannend

13 Sitze für den Ständerat werden in zweiten Wahlgängen vergeben. Das Wichtigste zu den Urnengängen in den umstrittenen Kantonen.

Wie viele Ständeratssitze sind noch offen? Im Ständerat sind 46 Sitze zu besetzen. 33 sind bereits vergeben, 13 noch offen. Diese noch offenen Sitze werden in zweiten Wahlgängen am 12. respektive am 19. November vergeben.

Welches sind die spannendsten Wahlgänge? Zu einem zweiten Wahlgang kommt es in neun Kantonen. Besonders spannend ist die Ausgangslage in den Kantonen Zürich, Aargau, Solothurn und Schaffhausen.

Zürich: Es kommt zum Duell zwischen Gregor Rutz (SVP) und Tiana Angelina Moser (GLP). Gregor Rutz wird neben seiner eigenen Partei von der FDP unterstützt, wobei die FDP-Frauen Stimmfreigabe beschlossen haben – genauso wie die Mitte. Politikwissenschafter Adrian Vatter sieht in diesem Rennen Tiana Moser leicht im Vorteil und erinnert an eine ähnliche Ausgangslage im Jahr 2007, als Verena Diener (GLP) gegen Ueli Maurer (SVP) gewann. Im ersten Wahlgang hat Rutz allerdings fast 50'000 Stimmen mehr erzielt als Moser.

Aargau: Hier duellieren sich Marianne Binder (Mitte) und Benjamin Giezendanner (SVP). FDP und SVP wollen die «ungeteilte Standesstimme» verteidigen, also dass mit dem schon gewählten Thierry Burkart (FDP) und Benjamin Giezendanner (SVP) auch weiterhin beide Aargauer Ständeräte in bürgerlicher Hand bleiben. Binder wird auch von der Linken unterstützt. Politikwissenschafter Adrian Vatter sieht im Aargau Giezendanner im Vorteil, weil die SVP hier klar die stärkste Partei und der Kanton klar bürgerlich sei. Ausserdem erzielte Giezendanner im ersten Wahlgang deutlich mehr Stimmen als Binder.

Solothurn: Es kommt zum Duell der Polparteien SVP und SP. Christian Imark (SVP) und Franziska Roth (SP) wollen den Sitz des nicht mehr angetretenen SP-Ständerats Roberto Zanetti erobern. Imark hat sich in der Energiepolitik profiliert, Roth in der Sicherheitspolitik. Während Imark auch von der FDP unterstützt wird, hat Roth neben dem Support von Rot-Grün zusätzlich die Unterstützung der GLP. Das Rennen zwischen den beiden ist offen. Im ersten Wahlgang landete Roth überraschend vor Imark.

Schaffhausen: Seit 2011 sitzt der Parteilose Thomas Minder für den Kanton im Ständerat. Trotzdem muss der Politiker, der in der SVP-Fraktion politisiert, um seine Wiederwahl bangen. Im ersten Wahlgang überrundete ihn nämlich der Newcomer Simon Stocker von der SP. Im zweiten Wahlgang wird Minder von der SVP unterstützt. Die Mitte hat Stimmfreigabe beschlossen.

Was entscheidet über Sieg und Niederlage?

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Ständeratswahlen sind Persönlichkeitswahlen. Was im ersten Wahlgang gilt, gilt besonders im zweiten Wahlgang, wenn sich oft nur noch zwei Politiker oder Politikerinnen um einen Sitz streiten. Über Sieg und Niederlage entscheidet, wie stark jemand mobilisieren und vor allem über die Parteigrenzen hinweg Stimmen sammeln kann. In mehreren Kantonen treten Frauen aus einer Mitte-Partei oder von der Linken gegen einen Kandidaten der SVP an. In diesen Kantonen könnte auch die Geschlechterfrage zu einem entscheidenden Faktor werden. Zum Beispiel im Kanton Zürich, wo sich die FDP-Frauen im Gegensatz zur Mutterpartei nicht hinter den Kandidaten der SVP stellen.

Wie sieht es insgesamt für die Parteien aus?

Die Mitte hat die Chance, ihre führende Position im Ständerat zu halten oder sogar um einen Sitz auszubauen.

Vor den Wahlen hatte die FDP gehofft, im Ständerat die Mitte zu überholen und stärkste Partei zu werden. Dieses Ziel dürfte die FDP ziemlich sicher verpassen.

Bei der SVP ist noch viel möglich. Gewinnt sie in Zürich, im Aargau und in Solothurn, ist sie eine der Gewinnerinnen.

Aber auch die SP könnte eine der Gewinnerinnen sein, wenn sie sich in Schaffhausen und Solothurn durchsetzt.

Die grossen Wahlverlierer der Nationalratswahlen, die Grünen , verlieren vermutlich auch im Ständerat. Falls Lisa Mazzone ihren Sitz in Genf verteidigen kann, dürfte der Verlust mit einem Sitz aber im Rahmen bleiben.

Das einzige Eisen, das die Grünliberalen noch im Ständeratsfeuer haben, ist Tiana Moser in Zürich. Wenn sie den Sitz schafft, wären sie zum ersten Mal seit 8 Jahren wieder in der kleinen Kammer vertreten.

10vor10, 03.11.2023, 21.50 Uhr ; 

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