Im zweiten Wahlgang für den Aargauer Ständerat kommt es zum Duell Marianne Binder (Mitte) gegen Benjamin Giezendanner (SVP).
Die Kandidatinnen von SP, Grünen, GLP und EVP ziehen sich zurück.
Die vereinigten Parteien von Mitte-Links wollen den SVP-Mann verhindern. Die FDP hingegen unterstützt Benjamin Giezendanner.
Im Aargau geht es um die sogenannte «ungeteilte Standesstimme». Der bürgerliche Kanton soll in Bern wie bis anhin mit zwei bürgerlichen Sitzen vertreten sein, finden SVP und FDP. Deshalb spannen die Parteien im zweiten Wahlgang zusammen. Die FDP unterstützt den SVP-Kandidaten offiziell, wie seit Mittwoch bekannt ist.
FDP und Mitte streiten: Was ist «bürgerlich»?
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«Die Mitte hat sich aus der bürgerlichen Zusammenarbeit in weiten Teilen verabschiedet», heisst es in einer Mitteilung der FDP Aargau. Unter anderem damit begründet sie ihre Unterstützung für den SVP-Kandidaten Benjamin Giezendanner. «Hinzu kommen die thematischen Vorgaben, die Links/Grün an Marianne Binder stellt.»
Kurz: Die Mitte ist für die FDP also keine bürgerliche Partei mehr. Die Mitte kontert diesen Vorwurf. Die Partei habe viele Unternehmer und Landwirte in ihren Reihen, sagt Vize-Parteipräsident Alfons Kaufmann. Auch die Zusammenarbeit mit anderen bürgerlichen Parteien sei eng. «Wir arbeiten im Aargau auch sehr gut mit der SVP zusammen, dieser Vorwurf stimmt nicht.»
Wo «bürgerlich» beginnt, wo vielleicht «rechtsbürgerlich» oder eben «links», das scheint in der Aargauer Politik aktuell eine Streitfrage. Vielleicht auch befeuert durch das enge Wettrennen um die Wähleranteile zwischen FDP und Mitte auf nationaler Ebene.
FDP-Ständerat Thierry Burkart wurde im ersten Wahlgang wiedergewählt. SVP-Kandidat Benjamin Giezendanner machte das zweitbeste Resultat. Ihm auf den Fersen sind die beiden Frauen, Gabriela Suter (SP) und Marianne Binder (Mitte).
Klar war aber schon im Vorfeld: Wenn die beiden Parteien und weitere Verbündete von Mitte-Links einen zweiten männlichen und rechtsbürgerlichen Kandidaten im Stöckli verhindern wollen, dann müssen sie sich auf eine einzige Kandidatin einigen. Sonst ist der SVP-Kandidat so gut wie gewählt.
Marianne Binder betonte stets, dass sie als Mitte-Politikerin für viele Personen im Aargau wählbarer sei als die linke Kandidatin. Gleichzeitig hat Gabriela Suter (SP) aber die grössere Partei im Rücken, führte einen aufwendigen Wahlkampf und gilt ebenfalls als ambitioniert.
Reaktion auf Rechtsrutsch
Deshalb war es eine Überraschung, als Suter am Montagabend ihren Verzicht erklärte. Sie begründete den Entscheid mit dem Rechtsrutsch am Sonntag. «Für mich ist klar: Der noch vakante Aargauer Ständeratssitz darf nicht auch noch von einem rechtskonservativen Vertreter besetzt werden», argumentierte sie.
Der vakante Ständeratssitz darf nicht von einem rechtskonservativen Vertreter besetzt werden.
Der Entscheid sei nach einer Analyse und dem Gespräch mit der Partei gefallen, sagte sie gegenüber SRF: «Wir haben die Resultate nüchtern angeschaut. Es braucht die volle Unterstützung, um den SVP-Kandidaten zu schlagen. Er hat einen sehr grossen Abstand zu den anderen Kandidierenden».
Nur mit voller Unterstützung von Mitte-Links könne es Marianne Binder schaffen, ist Suter überzeugt. Marianne Binder müsse zeigen, wofür sie einstehe. Damit spricht Suter auf die als eher bürgerlich geltenden Positionen von Binder an.
Marianne Binder ihrerseits erklärte am Dienstagabend, dass sie für den zweiten Wahlgang antrete und wurde von ihrer Partei einstimmig nominiert.
Die Unterstützung ist für mich sowohl Motivation wie Verpflichtung.
Entscheidend seien die Gespräche gewesen, die man mit den anderen Parteiexponenten geführt habe, heisst es in einer Mitteilung der Mitte Aargau. «Diese Unterstützung brauche ich. Sie ist für mich sowohl Motivation als auch grosse Verpflichtung», sagte Marianne Binder.
Kurzanalyse: Wie stehen die Chancen?
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Zählt man die Wähleranteile der Parteien bei den Nationalratswahlen zusammen, dann kommen Benjamin Giezendanner mit SVP und FDP, Marianne Binder mit allen anderen Parteien auf je gut 48 Prozent theoretisches Stimmenpotential. Diese Rechnung greift aber zu kurz.
Benjamin Giezendanner dürfte nicht ganz alle freisinnigen Stimmen auf sicher haben, wie die Panaschierstatistik zeigt. Einige FDP-Wählerinnen setzen auch auf Binder. Marianne Binder hingegen gilt einigen linken Wählerinnen und Wählern sicher als zu bürgerlich. Sie wird ebenfalls nicht das ganze Potential ausschöpfen können.
Die grosse Unbekannte ist das Mobilisierungspotential im zweiten Wahlgang. Die FDP hat «ihren» Ständerat Thierry Burkart bereits auf sicher, einige Freisinnige dürften der Urne also fernbleiben. Aber auch linke Wählerinnen und Wähler dürften bei der verbleibenden Auswahl zum Teil zuhause bleiben.
Eine Prognose zum Wahlausgang im Duell Binder/Giezendanner am 19. November ist deshalb schwierig. Sicher ist: Die «Hausmacht» von Benjamin Giezendanner ist mit der SVP am grössten – die Partei kommt allein auf einen Wähleranteil von über 35 Prozent im Aargau. Es ist also durchaus möglich, dass der Angriff von Mitte/Links trotz Einigung auf eine Kandidatur scheitern könnte.
Kälin, Portmann und Studer ziehen sich ebenfalls zurück
Die drei Kandidatinnen Irène Kälin (Grüne), Barbara Portmann (GLP) und Lilian Studer (EVP) verzichten ebenfalls auf einen zweiten Wahlgang, teilten sie gemeinsam mit. «Am Sonntag ist der Aargau nach rechts gerutscht. Für uns ist klar: Der zweite Aargauer Ständeratssitz darf nicht von einem rechtskonservativen Mann besetzt werden», schreiben sie. «Wir wollen eine Frau im Ständerat.» Marianne Binder sei diejenige mit den besten Chancen, deshalb stellen sich die drei Frauen hinter sie.
Zwei weitere Kandidierende
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Neben Marianne Binder (Mitte) und Benjamin Giezendanner (SVP) kandidieren zwei weitere Personen im zweiten Wahlgang:
Nancy Holten (parteilos)
Pius Lischer (ig-gesundheit.ch)
Beide erhielten im ersten Wahlgang – im Vergleich zu den etabliereten Kandidatinnen und Kandidaten – kaum Stimmen und sind deshalb auch im zweiten Wahlgang chancenlos
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