Seit 166 Jahren sind die beiden Walliser Ständeratssitze fest in den Händen der Mitte. Aktuell vertreten Beat Rieder und Marianne Maret das Wallis in der kleinen Kammer. Beide treten wieder an.
Die Mitte ist noch immer die stärkste politische Kraft im Kanton; bei den letzten kantonalen Wahlen holte sie 38 Prozent der Stimmen. Aber ist das genug, um beide Sitze im Ständerat zu beanspruchen?
Die Mitte in Bedrängnis
Seit Jahren versuchen Parteien von links bis rechts, die Doppelvertretung der Mitte zu brechen. Sie wittern ihre Chance, auch weil die ehemalige CVP die kantonale Politik längst nicht mehr dominiert und in den letzten Jahrzehnten stetig Wähleranteile verloren hat. Trotzdem blieben alle Versuche bisher erfolglos. 2019 fehlten Mathias Reynard (SP) nur 1370 Stimmen für die Sensation, und 2015 verpasste Pierre-Alain Grichting (FDP) um 1481 Stimmen die Wahl.
Neuer Wahlmodus
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Das Wallis wählt seine Vertretung im Ständerat neu mittels Einheitsliste.
Anstatt auf Parteilisten stehen die Namen der Kandidierenden nun alle gemeinsam auf einer einzigen Liste. Die Wählenden kreuzen zwei Namen an.
Der neue Wahlmodus könnten den Druck auf die Mitte erhöhen. Alle Parteien begrüssten denn auch die Änderung des Wahlmodus. Einzige Ausnahme: die Mitte.
Dieses Jahr treten sieben Kandidierende von fünf Parteien gegen die beiden Amtierenden an. «Beat Rieder sitzt fest im Sattel», so SRF-Wallis-Korrespondentin Ruth Seeholzer. «Er hat bereits vor vier Jahren am meisten Stimmen geholt und ist als Treiber der Solaroffensive mittlerweile auch national bekannt.» Sein Sitz, da sind sich alle Politbeobachter einig, ist nicht gefährdet.
Marianne Maret ist national nie gross in Erscheinung getreten.
Anders der Sitz von Marianne Maret. Vor vier Jahren schaffte die Unterwalliserin die Wahl nur knapp. Dass sie als erste Frau das Wallis im Ständerat vertrete, werde Maret im Wahlherbst nicht viel helfen, so Ruth Seeholzer. «Marianne Maret ist national nie gross in Erscheinung getreten und hat eher im Hintergrund agiert.» Das könnte ihr zum Verhängnis werden, vor allem, sollte Beat Rieder bereits im ersten Wahlgang gewählt werden, und Maret im zweiten ohne ihn antreten müssen.
Mit Philippe Nantermod (FDP) und Jean-Luc Addor (SVP) bekommt Marianne Maret Konkurrenz von zwei amtierenden Nationalräten. Vor allem Nantermod werden durchaus Chancen ausgerechnet. «Ihn muss man auf dem Radar haben», so die Wallis-Korrespondentin. Nantermod ist Vize-Präsident der FDP Schweiz und hat sich als Gesundheitspolitiker einen Namen gemacht. Bereits vor vier Jahren wollte der Unterwalliser von der grossen in die kleine Kammer wechseln, gab aber nach dem ersten Wahlgang auf.
Wenig bekannt, wenig Erfahrung
Nun versucht er es zum zweiten Mal. «Nantermod greift mit seiner Kandidatur den Sitz von Marianne Maret an. Er hat klar gemacht, dass er mit Beat Rieder in den Ständerat will.» Um das zu schaffen, ist Nantermod allerdings auf Stimmen aus dem Oberwallis und auch aus dem links-grünen Lager angewiesen. «Vor allem letzteres dürfte wegen seiner Politik aber schwierig werden.»
Und was ist mit SVP-Kandidat Addor? «Jean-Luc Addor ist als Hardliner bekannt, der stark polarisiert.» Eigenschaften, die eine Wahl in den Ständerat erschweren. «Dazu kommt, dass er rechtskräftig wegen Rassendiskriminierung verurteilt ist», so Ruth Seeholzer.
Wenig Chancen dürften auch die restlichen fünf Kandidierenden haben: Claudia Alpiger und Aferdita Bogiqi von der SP, Céline Dessimoz von den Grünen, und Jeannette Salzmann und Philippe Jansen von den Grünliberalen.
Niemand von ihnen ist überregional bekannt, einige wurden noch nie in ein politisches Amt gewählt. «Alles spricht dafür, dass die Mitte ihre historische Dominanz verteidigen kann», ist Ruth Seeholzer überzeugt. «Nicht zuletzt auch, weil ihre Kandidierenden vom Bisherigenbonus profitieren.»
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