Und dann zog sie davon. GLP-Nationalrätin Tiana Moser liess ihren Gegner am Abstimmungssonntag weit hinter sich zurück. Mit über 206'000 Stimmen schafft sie den Sprung in den Ständerat. Die Grünliberalen erobern so den Sitz des zurückgetretenen FDP-Ständerats Ruedi Noser.
SVP-Kandidat Gregor Rutz konnte lediglich rund 159'000 Stimmberechtigte von sich überzeugen. Er machte ungefähr gleich viele Stimmen wie im ersten Wahlgang. Bei Tiana Moser sind es doppelt so viele.
Maurer, Blocher, Rutz: Alle gescheitert
Mit ihrem Sieg geht eine Ära zu Ende: Zum ersten Mal seit den 1970er-Jahren ist Zürich mit keiner bürgerlichen Partei mehr im Ständerat vertreten. SP-Ständerat Daniel Jositsch hatte die Wiederwahl schon im ersten Wahlgang geschafft.
Hat das bürgerliche Lager also auf den falschen Kandidaten gesetzt? Zu dieser Frage äussert sich der Wahlverlierer Gregor Rutz nur ausweichend. «Ich konnte weit über die Parteigrenze hinaus mobilisieren», sagt der SVP-Politiker.
Rutz ist nicht der einzige SVP-Vertreter, der am Zürcher Stimmvolk gescheitert ist. Vor ihm schafften auch Ueli Maurer, Christoph Blocher und Hans-Ueli Vogt den Sprung in den Ständerat nicht. Hans Hofmann, der letzte Zürcher SVP-Ständerat, war bis 2007 im Amt.
Die Wahlniederlage sei «eine Enttäuschung», sagt Domenik Ledergerber, der Präsident der Zürcher SVP. «Eine grössere Enttäuschung», fügt er hinzu. Nicht nur in Städten wie Zürich und Winterthur holte Moser mehr Stimmen als Rutz. Auch in Agglomerationsgemeinden wie Schlieren schnitt sie besser ab.
Strategie der Bürgerlichen ist gescheitert
«Tiana Moser überholte ihren Kontrahenten dank des geballten Anti-SVP-Reflexes», sagt Dominik Steiner, der Zürich-Korrespondent von Radio SRF. Hinter Moser standen neben der GLP die linken Parteien. Auch die EVP, die junge Mitte und die Mitte-Frauen unterstützten sie. «Die breite Allianz hatte das Ziel, den SVP-Kandidaten zu verhindern.»
«Die Strategie der Bürgerlichen ist krachend gescheitert», sagt Steiner weiter. Zwar sprachen sich die SVP, die EDU und die FDP im Wahlkampf für Rutz aus. Aber die Mitte hatte beispielsweise Stimmfreigabe beschlossen – ebenso die FDP-Frauen. «Wir finden uns weder im Profil des Kandidaten noch in der politischen Ausrichtung der Kandidatin wieder», schrieben sie in einer Medienmitteilung.
Moser: «Frauenfrage hat mitgespielt»
Laut Wahlsiegerin Moser hat ihr die breite Allianz zum Wahlsieg verholfen. Und sicherlich habe auch die Frauenfrage eine Rolle gespielt. «Der Kanton Zürich hatte traditionellerweise immer eine Frauenvertretung im Ständerat – ausser in den letzten acht Jahren.» Da wurden die Stimmberechtigten vom Männerduo Ruedi Noser (FDP) und Daniel Jositsch (SP) vertreten.
Ihr Gegner Gregor Rutz hatte Moser im Wahlkampf stets als linke Kandidatin dargestellt. Doch dieser Erzählung hätten die Stimmberechtigten nicht geglaubt, meint die frisch gewählte Ständerätin: «In meinen sechzehn Jahren in der Politik habe ich bewiesen, dass ich eine wirtschaftsliberale Kandidatin bin.» Die Stimmberechtigen hätten dies nun honoriert.