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Wahlen Kanton Zürich In Zürich gibt es zwei Überraschungssiegerinnen

Er war der Favorit und wurde dieser Rolle mehr als gerecht. Der 58-jährige Daniel Jositsch ist im ersten Wahlgang wiedergewählt worden. Dem eingemitteten SP-Vertreter hat offenbar auch die Debatte um seine Kandidatur als Nachfolger von Bundesrätin Simonetta Sommaruga nicht geschadet. Er holte am Sonntag fast 237'000 Stimmen im Kanton Zürich und damit nochmals 20'000 mehr als vor vier Jahren.

Dahinter tobt ein Streit um die Frage, wer für den zweiten Wahlgang am 19. November antreten soll. Viele sehen sich in der Favoritenrolle. Gregor Rutz von der SVP, weil er am zweitmeisten Stimmen geholt hat. FDP-Kandidatin Regine Sauter, weil sie «weiter in die politische Mitte» Stimmen holen könne. Den bürgerlichen Parteien stehen zähe Verhandlungen bevor.

Sollten sich SVP und FDP nicht auf eine Kandidatin oder einen Kandidaten einigen, könnten die Grünliberalen profitieren. Tiana Moser holte mehr Stimmen als Daniel Leupi von den Grünen. Als Frau und als Vertreterin der politischen Mitte hat sie mehr Trümpfe in der Hand als der Stadtzürcher Finanzvorsteher, was eine mögliche Kandidatur für den zweiten Wahlgang betrifft.

Grüne Parteien müssen Gewinne zurückgeben

Bei den Nationalratswahlen muss die Grüne Partei Federn lassen. Auch im Kanton Zürich büsst sie über vier Prozentpunkte ein und muss einen Grossteil des historischen Gewinns von 2019 wieder abgeben.

Ähnliches gilt für die Grünliberalen: Sie verlieren fast zwei Prozentpunkte und zwei ihrer Nationalratssitze.

Dafür kann die SP um fast vier Prozentpunkte zulegen. Offenbar wanderten in Zürich viele Stimmen von den Grünen zurück zur Sozialdemokratie, die SP verzeichnet in Zürich ein stärkeres Wachstum als im Rest der Schweiz. Für die SVP gilt das Gegenteil. Während sie als Siegerin der nationalen Wahlen hervorgeht, stagniert die Partei in Zürich.

Ein erfolgreicher Tag für Mitte und EDU

Die eigentlichen Gewinnerinnen dieser Wahlen in Zürich sind aber die Mitte und die EDU. Die Mitte holt nach der Fusion weit mehr Stimmen als die CVP und die BDP gemeinsam vor vier Jahren. Der Namenswechsel weg vom Christlichen zahlt sich im Kanton Zürich offenbar stärker aus. Mit gut acht Prozent schliesst die Mitte erstmals im Kanton Zürich zu den grossen Parteien auf.

Die EDU wiederum profitiert von den Stimmen, die die Zürcherinnen und Zürcher den massnahmenkritischen Bewegungen «Aufrecht» und «Mass-Voll» gegeben haben. Dank ihrer Listenverbindung zieht mit Erich Vontobel zum ersten Mal seit 20 Jahren ein Zürcher EDU-Vertreter in den Nationalrat ein – während die Massnahmenkritiker um Nicolas Rimoldi und Urs Hans leer ausgehen.

Dominik Steiner

Zürich-Korrespondent

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Seit 2021 ist Dominik Steiner Zürich-Korrespondent von Radio SRF. Zuvor arbeitete er fünf Jahre fürs «Regionaljournal Zürich Schaffhausen». Er studierte Soziologie, Politik- und Literaturwissenschaften an den Universitäten Zürich und Leipzig.

SRF1 Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 22.10.2023, 17:30 Uhr

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